- Eine Krebserkrankung kann körperlich und seelisch sehr belastend sein. Für Männer mit Prostatakrebs gibt es daher die Möglichkeit einer Rehabilitation. Die Reha dient dazu, Krankheits- und Therapiefolgen vorzubeugen oder zu mindern.
- Nicht mit der Reha zu verwechseln ist die medizinische Nachsorge. Sie dient dazu, den Gesundheitszustand zu überwachen, Krankheits- oder Therapiefolgen zu behandeln und frühzeitig einen Rückfall oder eine Verschlechterung der Erkrankung zu erkennen.
- Ist die Krebserkrankung nicht mehr heilbar, gehen Prostatakrebspatienten zu sogenannten Verlaufskontrollen: Hier prüft der Arzt oder die Ärztin, wie gut der Tumor auf die Therapie anspricht und behandelt Nebenwirkungen und Beschwerden.
Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Reha bei Prostatakrebs
Abhängig von der Therapie können Männer mit Prostatakrebs unterschiedliche Beschwerden oder Nebenwirkungen haben. Eine Rehabilitation kann helfen, solche Folgen frühzeitig zu erkennen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Männer können während der Reha auch Angebote wahrnehmen, die sie bei der Krankheitsverarbeitung unterstützen.
Die Reha bei Prostatakrebs richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen eines Patienten. In Absprache mit den Ärztinnen und Ärzten können Patienten verschiedene Angebote erhalten:
- Kontinenztraining – zur Stärkung der Muskulatur in Becken und Bauchraum, um Probleme mit dem ungewollten Abgang von Urin nach Operation oder Bestrahlung zu lindern.
- Sport- und Bewegungstherapie – um Symptomen und Beschwerden der Erkrankung oder Behandlung entgegenzuwirken. Sie kann neben der allgemeinen Leistungsfähigkeit auch Begleiterkrankungen positiv beeinflussen oder diesen vorbeugen.
- Beratung und Behandlung bei einer erektilen Dysfunktion – falls die Behandlung zu Erektionsstörungen und/oder Potenzproblemen geführt hat, gibt es mehrere Behandlungsansätze wie beispielsweise verschiedene Medikamente, Penisimplantate oder Vakuumpumpen,
- Psychoonkologische Betreuung –um die Krankheitsverarbeitung zu erleichtern.
- Sozialrechtliche Beratung – um die rechtlichen Ansprüche auf Unterstützung in Alltag und Beruf zu klären
- Krankheitsspezifische Beratung durch einen Facharzt oder eine Fachärztin für Urologie.
Zum Weiterlesen
Wie kann ich eine Reha beantragen und wer bezahlt sie? Was ist der Unterschied zwischen medizinischer und beruflicher Reha? – Antworten auf diese und andere Fragen haben wir für Sie im Text Rehabilitation nach Krebs zusammengefasst.
Ansprechpersonen für sozialrechtliche Fragen finden Sie unter Sozialrecht und Krebs: Wer ist wofür zuständig?.
Wie viel Sport und Bewegung geeignet sind, lesen Sie unter Bewegung und Sport: Tipps für Krebspatienten.
Wie eine erektile Dysfunktion behandelt werden kann, hängt von der zuvor erhaltenen Therapie ab (OP, Bestrahlung und Hormontherapie). Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten können Sie im Abschnitt zu den Nebenwirkungen im jeweiligen Text zur Behandlung nachlesen.
Wann beginnt die Reha?
- Nach einer lokalen Therapie: Fachleute empfehlen nach der Bestrahlung oder operativen Entfernung der Prostata eine sogenannte stationäre Anschlussheilbehandlung (AHB). Diese Reha-Maßnahmen schließen möglichst unmittelbar an die Behandlung an. Patienten wechseln dann möglichst direkt nach der Krankenhausentlassung nach der OP oder nach der letzten ambulanten Bestrahlung in eine spezialisierte Rehabilitationsklinik.
- Während einer Hormontherapie: Weil mit der Hormonentzugstherapie spezielle Beschwerden verbunden sind, können Patienten schon während der Behandlung Maßnahmen zur Reha (onkologische Rehabilitation) erhalten. Fachleute empfehlen in dieser Situation beispielsweise eine Bewegungstherapie.
- Wenn der Tumor fortgeschritten ist: Die Reha kann in dieser Situation helfen, gezielt die individuellen Beschwerden eines Patienten zu lindern.
Ambulante oder stationäre Reha?
Geht es darum, umfangreiche Krankheits- und Therapiefolgen zu lindern, empfehlen Fachleute eine stationäre Anschlussheilbehandlung (AHB) – also mit Übernachtung in einer qualifizierten Rehabilitationsklinik. Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine stationäre Anschlussheilbehandlung bei Männern mit Prostatakrebs wirksam ist: Die Bündelung aller unterstützenden Maßnahmen direkt nach der Therapie oder auch schon während der Therapie ist am besten dazu geeignet, die Lebensqualität und die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und Nebenwirkungen der Behandlung zu lindern.
Follow-up: Nachsorge und Verlaufskontrollen bei Prostatakrebs
Bei Beschwerden sofort zum Arzt gehen
Treten Schmerzen oder andere ungewohnte Symptome auf, macht es keinen Sinn, bis zum nächsten regulär vereinbarten Termin zu warten – gehen Sie besser gleich zum Arzt.
Nach der Krebsbehandlung empfehlen Fachleute regelmäßige Nachuntersuchungen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte fragen dabei nach dem allgemeinen Befinden eines Patienten und nach körperlichen Beschwerden, die rund um die Erkrankung oder auch unabhängig davon während und nach der Therapie aufgetreten sind. Je nachdem, welche Behandlung ein Mann erhalten hat oder noch erhält, geht er zu regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen oder zu sogenannten Verlaufskontrollen.
- Scheuen Sie sich nicht Fragen zu stellen: Nutzen Sie die Gelegenheit, um Fragen zu Problemen mit der Lebensqualität im Alltag und der Krankheitsverarbeitung zu stellen. Die Ärztinnen und Ärzte können dann über mögliche Unterstützung informieren.
Wie unterscheiden sich Nachsorgeuntersuchungen von Verlaufskontrollen?
- Von einer Nachsorge sprechen Fachleute bei Patienten, die eine Therapie mit dem Ziel der Heilung erhalten haben. Jeder Patient erhält dafür nach der Krebsbehandlung einen individuellen Nachsorgeplan. Denn auch nach der erfolgreichen Behandlung gibt es insbesondere während der ersten 5 Jahre ein Risiko, erneut zu erkranken. Die Nachsorge dient auch dazu, einen eventuellen Krankheitsrückfall (Rezidiv) möglichst frühzeitig zu erkennen.
- Wenn keine Heilung durch die Behandlung mehr möglich ist, gehen Patienten zu regelmäßigen Verlaufskontrollen. Dabei prüfen die behandelnden Ärzte, ob der Tumor auf die Therapie anspricht und behandeln Beschwerden der Patienten.
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Weitere Infos zu Ansprechpartnern, der Planung der Nachsorgeuntersuchungen und wer die Kosten trägt, lesen Sie unter Nachsorge bei Krebspatienten.
Wo finden die Untersuchungen statt?
Erste Ansprechpersonen sind niedergelassene Urologinnen und Urologen. Man kann sich zum Beispiel an die Ärzte wenden, die die Diagnose gestellt und die erste Behandlung veranlasst haben. Sie überweisen für besondere Untersuchungen zu weiteren Fachärzten.
Auch die Ambulanzen großer Kliniken, die sich auf die Behandlung von Prostatakrebs spezialisiert haben, können die Betreuung übernehmen. Patienten, die die Nachsorge in der Ambulanz eines spezialisierten Zentrums durchführen lassen möchten, sollten allerdings bedenken: Diese Zentren übernehmen in der Regel nicht die vollständige medizinische Versorgung.
Es kann also durchaus sinnvoll sein, über den Kontakt zu einer Spezialambulanz hinaus auch den bisherigen Hausarzt oder die Hausärztin in die Betreuung mit einzubeziehen: Dann hat man eine Ansprechperson, die man jederzeit bei Fragen aufsuchen kann, die Schutzimpfungen übernimmt oder bei Bedarf auch Hausbesuche macht.
- Wichtig: Alle beteiligten Ärzte sollten Zugang zu den notwendigen medizinischen Unterlagen haben und wissen, wer welche Medikamente verschreibt. Geregelt sein sollte auch, wer für Krankmeldungen, andere Bescheinigungen oder Anträge zuständig ist.
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Nachsorge nach einer Operation (radikale Prostatektomie) oder Bestrahlung
Lexikon
PSA-Wert: Dieser Wert gibt die Menge des prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut eines Mannes an. Es handelt es sich um ein Eiweiß, das vor allem in der Prostata und vermehrt in Prostatakrebszellen gebildet wird.
Bei der Nachsorge nach einer OP oder Bestrahlung spielt neben der Behandlung der Beschwerden vor allem die Überwachung des prostataspezifischen Antigens (PSA) eine wichtige Rolle:
- 4 bis 6 Wochen nach der operativen Entfernung der Prostata sollte der PSA-Wert unter 0,2 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) liegen.
- Nach einer Strahlentherapie dauert es meist relativ lange, bis die Menge des prostataspezifischen Antigens im Blut deutlich abgesunken ist und seinen niedrigsten Wert (Nadir) erreicht hat.
6 bis 12 Wochen nach Operation oder Strahlentherapie empfehlen Fachleute eine Kontrolle des prostataspezifischen Antigens im Blut. Dieser Wert dient als Basiswert für die folgenden Kontrolluntersuchungen.
Bleibt der PSA-Wert bei den Kontrollen unauffällig? Dann genügen in den folgenden 2 Jahren Blutabnahmen im Abstand von 3 Monaten, danach nach 6 Monaten und ab dem 5. Jahr in jährlichen Abständen. Bleibt der PSA-Wert niedrig und haben Patienten keine Beschwerden, sind auch keine weiteren Untersuchungen nötig.
- Die Ausnahme: Es gibt Patienten, bei denen der Tumor bei der Diagnosestellung kein PSA gebildet hat. In dieser Situation empfehlen Fachleute bei der Nachsorge die sogenannte digitale rektale Tastuntersuchung (DRU).
Wichtig zu wissen
Wenn der PSA-Wert geringfügig schwankt, muss das nichts bedeuten. Bestätigt hingegen eine 2. Messung einen Anstieg des PSA-Werts, kann das auf einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) hinweisen.
Steigt der PSA-Wert oder hat ein Patient neue Symptome, kann das ein Anlass für weitere Untersuchungen sein. In dieser Situation können bildgebende Verfahren helfen: So lässt sich beispielsweise die Ursache für plötzliche Knochenschmerzen durch ein Knochenszintigramm abklären.
Zum Weiterlesen
Die DRU sowie die einzelnen bildgebenden Verfahren sind unter Diagnose Prostatakrebs: Untersuchungen bei Krebsverdacht erläutert.
Verlaufskontrollen während und nach einer Hormontherapie
Auch bei Verlaufskontrollen unter einer Hormontherapie spielt der PSA-Wert eine wichtige Rolle. Um das Ansprechen des Tumors auf die Hormonentzugstherapie bewerten zu können, bestimmt die Ärztin oder der Arzt in regelmäßigen Abständen den PSA-Wert und ermittelt zunächst den tiefsten Wert nach der Behandlung. Wann dieser Wert erreicht ist, hängt von dem eingesetzten Medikament ab: es kann entweder wenige Tage oder aber mehrere Wochen dauern.
Auf welche Untersuchungen zur Verlaufskontrolle müssen Sie sich als Patient einstellen?
- Der Arzt oder die Ärztin fragt zunächst nach Ihrem Gesundheitszustand und ob Sie Beschwerden haben.
- Dann folgt eine körperliche Untersuchung: Dazu gehört etwa, den Blutdruck und das Körpergewicht zu bestimmen.
- Bei jedem Termin wird Blut abgenommen. Damit bestimmen die Ärztinnen und Ärzte den PSA-Wert und vergleichen ihn mit dem Basiswert nach der Therapie.
- Auch die Tastuntersuchung (DRU) von Enddarm aus kann dazu gehören. Das hängt unter anderem von der Vortherapie und Ihren Beschwerden ab.
- Da einige Medikamente das Blutbild oder die Leberfunktion beeinflussen können, sind manchmal weitere Bluttests erforderlich; auch die Überwachung von Knochenmetastasen macht unter Umständen bestimmte Labortests erforderlich.
- In bestimmten Abständen können auch bildgebende Verfahren dazu kommen, wenn Sie beispielsweise neue oder stärkere Beschwerden haben.
Wie häufig sind bildgebende Untersuchungen? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem etwa vom genauen Tumorstadium. Auch die Tumoreigenschaften spielen eine Rolle, also beispielsweise wie aggressiv der Krebs wächst.
Fragen Sie uns!
Sie möchten wissen, wie häufig oder welche bildgebenden Untersuchungen bei Ihren Terminen zur Verlaufskontrolle anstehen können? Gerne stehen unsere Ärztinnen und Ärzte Ihnen kostenfrei mit Hintergrundinformationen für Ihre individuelle Situation zur Verfügung:
- am Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr, unter 0800 – 420 30 40
- per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de oder über ein datensicheres Kontaktformular.
Wie oft sollten Patienten während einer Hormontherapie zur Verlaufskontrolle gehen? Pauschale Empfehlungen gibt es nicht, da dies von mehreren Faktoren abhängt wie etwa den Beschwerden eines Patienten: In der Regel sind Abstände von jeweils 3 bis 6 Monaten für Kontrolluntersuchungen üblich.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Der Krebsinformationsdienst hat zur Erstellung des Textes im Wesentlichen auf die S3-Behandlungsleitlinie deutscher Fachgesellschaften zurückgegriffen. Diese und weitere Quellen sowie nützliche Links sind in der Übersicht zum Thema Prostatakrebs aufgeführt.
Deutsche Rentenversicherung
Informationen zur Rehabilitation nach einer Krebserkrankung bietet zum Beispiel die Deutsche Rentenversicherung auf ihrer Internetseite.
Sozialgesetzbuch (SGB)
Den rechtlichen Rahmen für Rehabilitationsleistungen findet man im Sozialgesetzbuch 5 und im Sozialgesetzbuch 9 (SGB V und IX).
Übersichtsartikel
Rick O, Böckmann J, Dauelsberg T, Hoffmann W, Kämpfer W, Otto U, Rogge A, Zermann D. Rehabilitation von Patienten mit Prostatakarzinom : Ein multidisziplinärer Konsens [Rehabilitation of prostate cancer patients : A multidisciplinary consensus]. Urologe A. 2016 Jul;55(7):933-9. German. doi: 10.1007/s00120-016-0122-5. PMID: 27246473.