Schematische, anatomische Darstellung der Prostata mit leuchtendem Tumor

Prostatakrebs: lokal fortgeschritten oder mit Metastasen

Aktualisiert am:

  • Im späten Stadium kann sich Prostatakrebs unterschiedlich weit im Körper ausgebreitet haben: er kann über die Prostata hinaus in nahegelegenes Gewebe gewachsen sein (lokal fortgeschritten) oder Tumorabsiedlungen (Metastasen) im Körper gebildet haben.
  • Abhängig vom genauen Tumorstadium gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.
  • Im metastasierten Stadium ist Prostatakrebs zwar in der Regel nicht mehr heilbar, das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich aber bei vielen Patienten lange bremsen. Ziel der Therapie ist es vor allem, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität aufrechtzuerhalten.

Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Graphische Darstellung der 4 Tumorstadien bei Prostatakrebs und die unterschiedliche Tumorgröße und Ausbreitung im Körper.
Bei Prostatakrebs gibt es 4 Stadien: ab Stadium III (3) ist der Krebs nicht mehr lokal auf die Prostata begrenzt.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ, angepasst nach "Prostate Cancer Stages" von BioRender.com (2023), abgerufen von https://app.biorender.com/biorender-templates

Bei etwa 3 von 9 Männern mit Prostatakrebs ist der Tumor bei der Diagnose nicht mehr auf die Prostata begrenzt. In dieser Situation ist der Krebs im späten Stadium (Stadium III oder Stadium IV) und kann unterschiedlich weit im Körper ausgebreitet sein. Fachleute unterscheiden dabei zwischen

Das Erkrankungsstadium ordnen Fachleute nach dem sogenannten TNM-System zu. Es beschreibt, wie groß der Tumor ist, wie weit er sich ausgebreitet hat und wie aggressiv er wächst. Dafür macht der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin verschiedene Untersuchungen. Vom genauen Tumorstadium hängt letzten Endes auch die Therapie ab.

Gibt es Symptome, die auf Prostatakrebs im späten Stadium hinweisen können? Es gibt Beschwerden, die darauf hinweisen können. Diese Symptome können Männer allerdings nicht nur bei Prostatakrebs im späten Stadium, sondern auch bei anderen, harmloseren Erkrankungen haben.

  • Welche Symptome bei Prostatakrebs im späten Stadium auftreten können, lesen Sie im Abschnitt "Prostatakrebs: oft keine frühen Symptome" unter Symptome bei Prostatakrebs.

Lokal fortgeschrittener Prostatakrebs

Wenn im Befund beim Tumor "T3" oder "T4" steht und keine Lymphknoten ("N0") mit Krebszellen befallen oder Metastasen ("M0") nachweisbar sind, ist der Prostatakrebs lokal fortgeschritten. In dieser Situation hat ein Patient Prostatakrebs im Stadium III (3).

Was bedeutet "lokal fortgeschritten"?

  • T3: Der Krebs ist nicht mehr auf die Prostata begrenzt.
  • Der Tumor hat sich über die Prostata hinaus in umliegendes Gewebe ausgebreitet, ist in den Harnblasenhals (T3a) und/oder in eine/beide Samenblasen (T3b) gewachsen.
  • T4: Der Tumor ist an benachbarte Strukturen wie etwa die Beckenwand angewachsen oder in andere benachbarte Strukturen als die Samenblasen eingewachsen.
  • Es gibt weder Metatastasen in den benachbarten Lymphknoten um die Prostata und in der Beckenregion (N0) noch Fernmetastasen in den Knochen oder anderen Organen (M0).

Metastasen bei Prostatakrebs

Fortgeschritten, beziehungsweise metastasiert, ist Prostatakrebs, wenn er sich weiter im Körper ausgebreitet hat. In dieser Situation haben Patienten Tumorabsiedlungen außerhalb der Prostata, sogenannte Metastasen. Fachleute bezeichnen das als Stadium IV (4). Im Befund eines Patienten sind bei diesem Erkrankungsstadium die Werte "T1 bis 4", "M1" und/ oder "N1" vermerkt.

Lexikon

Lymphbahnen sind kleine Gefäße, die den gesamten Körper durchziehen. Sie transportieren Flüssigkeit (Lymphe) und darin gelöste Stoffe aus dem Gewebe ab.

Metastasen entstehen, wenn sich vereinzelt Krebszellen aus dem Tumor lösen. Meistens gelangen diese Zellen danach über das Blut in andere Gewebe – bei Prostatakrebs oftmals auch über die Lymphbahnen. Männer mit metastasiertem Prostatakrebs haben häufiger Metastasen in den Knochen.

  • Wenn solche Tumorabsiedlungen in entfernten Organen entstehen, sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von Fernmetastasen. Solche Fernmetastasen können bei Prostatakrebs auch im Gehirn oder in den Lymphknoten außerhalb des Beckens sein.
Graphische Darstellung der Lymphknoten und -bahnen (grün) im Becken- und Bauchbereich.
Verlauf der Lymphbahnen (grün) durch den Körper im Becken- und Bauchbereich.
Bild: © Frank Geisler

Der Wert "N" beschreibt, ob Metastasen in den nahegelegenen Lymphknoten um die Prostata im Becken vorhanden sind oder nicht. Folgende Werte können im Befund stehen:

  • N0: Es sind keine regionären Lymphknotenmetastasen nachweisbar. Das bedeutet: Es gibt keine Tumorabsiedlungen aus der Prostata in den benachbarten Lymphknoten.
  • N1: Der Prostatakrebs hat sich in die benachbarten (regionären) Lymphknoten im Becken ausgebreitet.
  • N1 M0: Der Fachbegriff für dieses Tumorstadium lautet "lymphknotenpositiver Prostatakrebs". Hier haben Krebszellen zwar die Lymphknoten im Becken befallen, Patienten haben aber keine Fernmetastasen.
  • NX: Es lässt sich nicht sicher bestimmen, ob Krebszellen in den nahegelegenen Lymphknoten vorhanden sind.
  • cN1: Das "c" steht für klinisch – Es besteht ein Verdacht auf Metastasen in den benachbarten Lymphknoten. Beispielsweise können die Lymphknoten in einer bildgebenden Untersuchung vergrößert und dadurch klinisch auffällig sein.
  • pN1: Das "p" steht für pathologisch – Nachdem der Tumor und die Lymphknoten operativ entfernt wurden, konnte ein Pathologe oder eine Pathologin Krebszellen in einer Gewebeprobe nachweisen.

pN1 und Pn1: Was ist der Unterschied?

pN1 bedeutet, dass eine Pathologin oder ein Pathologe bei entnommenen Lymphknoten in der Nähe der Prostata Metastasen gefunden hat.

Pn1 beschreibt hingegen eine sogenannte perineurale Invasion. Das bedeutet: Krebszellen sind im Gewebe um die Nerven (Nervenscheiden) vorhanden.

Haben Patienten mit Prostatakrebs Metastasen in entfernten Organen, sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von sogenannten Fernmetastasen. Im Befund sind solche Metastasen mit der Abkürzung M1 gekennzeichnet. Daneben können auch folgende Abkürzungen oder Begriffe in ihrem Befund stehen:

  • M0: Es gibt keine Fernmetastasen.
  • M1a bis M1c: Je nachdem, wo sich die Metastasen im Körper befinden, steht im Befund der Zusatz a (in entfernten Lymphknoten), b (in den Knochen) oder c (nicht in Lymphknoten oder Knochen).
  • Unerwarteter M1-Befund: Manchmal stufen Ärztinnen und Ärzte den Tumor zunächst als lokal begrenzten Prostatakrebs ein und stellen erst im Nachhinein fest, dass Metastasen vorhanden sind. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der PSA-Wert auch nach einer Operation (radikale Prostatektomie) nicht abfällt. Fachleute bezeichnen das als eine sogenannte PSA-Persistenz.
  • Oligometastasen bei Prostatakrebs: Davon sprechen Fachleute, wenn ein Patient nur wenige Metastasen hat. Meist sind das höchstens 3 oder 4 Tumorabsiedlungen in den Lymphknoten und/oder in den Knochen.

Lokal fortgeschrittener Prostatakrebs: Bei einzelnen Patienten kann eine Heilung in diesem Erkrankungsstadium möglich sein. Im Vergleich zum lokal begrenzten Prostatakrebs ist die Heilungschance (Prognose) aber ungünstiger.

Prostatakrebs mit Metastasen: In dieser Erkrankungssituation ist Prostatakrebs in der Regel nicht mehr heilbar. Die Ziele einer Therapie sind dann, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität aufrechtzuerhalten oder zu verbessern.

Patienten können verschiedene Therapien erhalten, wenn der Krebs nicht mehr auf die Prostata begrenzt ist, sie aber noch keine Metastasen außerhalb der nahegelegenen Lymphknoten im Becken haben.

Mögliche Therapien beim fortgeschrittenen Prostatakrebs:

Welche Behandlung ist die beste für Sie als Krebspatient? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören zum Beispiel: das genaue Tumorstadium, wie schnell der Krebs wächst, wie alt Sie sind und ob Sie Begleiterkrankungen haben oder welche persönlichen Erwartungen und Wünsche Sie haben. In der Regel erhalten Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakrebs eine Kombination aus verschiedenen Therapien (multimodales Therapiekonzept).

Wichtig zu wissen

Es gibt keine klaren Empfehlungen von Fachleuten, in welcher Reihenfolge Patienten die verfügbaren Therapien am besten erhalten sollen. Abhängig von der individuellen Erkrankungssituation können Männer mit metastasiertem Prostatakrebs auch eine Kombination aus verschiedene Behandlungen bekommen.

Folgende Behandlungen können Männer mit Metastasen erhalten:

Zusätzlich unterstützende Therapien: Solche sogenannten Supportivtherapien sollen die Lebensqualität von Patienten mit Prostatakrebs verbessern und Schmerzen durch den Tumor und die Therapie lindern.

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Metastasierter Prostatakrebs: Wichtige Fachbegriffe

Hormonempfindlicher/hormonsensitiver Prostatakrebs: Der Tumor spricht auf eine klassische Hormonentzugstherapie an und das Tumorwachstum lässt sich bremsen.

Progressionsrisiko: Patienten können ein hohes Risiko (high-risk) oder ein niedriges Risiko (low-risk) haben, dass die Erkrankung fortschreitet und der Prostatakrebs weiterwächst.

  • high-risk: mindestens 2 von 3 Kriterien sind erfüllt – der Gleason-Score liegt bei ≥ 8, der Patient hat mindestens 3 Knochenmetastasen und/oder Metastasen außerhalb der Knochen.

Tumorlast: Diesen Begriff nutzen Fachleute, um das Volumen des Ursprungstumors oder der Metastasen als hoch (high-volume) oder niedrig (low-volume) zu beschreiben.

  • high-volume: Ein Patient hat Fernmetastasen außerhalb der Knochen und/oder mindestens 4 Knochenmetastasen, wovon mindestens 1 Metastase außerhalb des Beckens oder der Wirbelsäule ist.

Kastrationsresistenter Prostatakrebs: In dieser Situation wächst der Tumor weiter oder es entstehen neue Metastasen, obwohl ein Patient eine Hormonentzugstherapie erhält und der Testosteronspiegel im Blut sehr niedrig ist.

Ein älteres Ehepaar sitzt einem Arzt gegenüber, während sie eine Unterhaltung führen.
Ein Patient kann seine persönlichen Wünsche äußern, wenn es um die Behandlungsplanung geht. (Symbolbild).
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Welche Behandlung für einen Mann mit metastasiertem Prostatakrebs am besten geeignet ist, hängt von der individuellen Situation des Patienten ab:

  • Ist der Prostatakrebs hormonempfindlich (hormonsensitiv) oder kastrationsresistent?
  • Tumorlast (high- oder low-volume): Wie viele Metastasen gibt es und wo liegen sie?
  • Progressionsrisiko (high- oder low-risk): Wie wahrscheinlich schreitet die Erkrankung fort?
  • Wie aggressiv wächst der Prostatakrebs?
  • Wie alt ist der Patient?
  • Welche Wünsche hat der Patient?
  • Wie ist die körperliche Verfassung des Patienten?

Einfluss nimmt auch, welche Therapien ein Prostatakrebspatient bereits erhalten hat. Abhängig davon kann eine Folgetherapie unter Umständen weniger wirksam sein. Außerdem entwickelt sich die Forschung zu den Behandlungsmöglichkeiten stetig weiter, dadurch können sich neue Therapiereihenfolgen ergeben.

Der Krebsinformationsdienst hat zur Erstellung des Textes im Wesentlichen auf die S3-Behandlungsleitlinie deutscher Fachgesellschaften zurückgegriffen. Weitere Quellen finden Sie in den einzelnen Texten zu den jeweiligen Behandlungsverfahren unter Prostatakrebs: Therapiemöglichkeiten.

Fachartikel (Auswahl)

Gillessen S, Bossi A, Davis ID, de Bono J, Fizazi K, James ND, Mottet N, Shore N, Small E, Smith M et al. Management of patients with advanced prostate cancer-metastatic and/or castration-resistant prostate cancer: Report of the Advanced Prostate Cancer Consensus Conference (APCCC) 2022. Eur J Cancer. 2023 May;185:178-215. doi: 10.1016/j.ejca.2023.02.018.

Gillessen S, Bossi A, Davis ID, de Bono J, Fizazi K, James ND, Mottet N, Shore N, Small E, Smith M et al. Management of Patients with Advanced Prostate Cancer. Part I: Intermediate-/High-risk and Locally Advanced Disease, Biochemical Relapse, and Side Effects of Hormonal Treatment: Report of the Advanced Prostate Cancer Consensus Conference 2022. Eur Urol. 2023 Mar;83(3):267-293. doi: 10.1016/j.eururo.2022.11.002.

Fachbuch

Christian Wittekind, UICC (Union for International Cancer Control). TNM: Klassifikation maligner Tumoren (Korrigierter Nachdruck 2020 mit allen Ergänzungen der UICC aus den Jahren 2017 bis 2019), Weinheim: Wiley VCH; 8. Auflage (2020).

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