- Zielgerichtete Therapien spielen bei Brustkrebs eine wichtige Rolle. Sie ergänzen häufig Operation, Chemotherapie und/oder Strahlentherapie. Infrage kommen sie bei frühem Brustkrebs oder bei Brustkrebs, der sich schon ausgebreitet hat.
- Eine Immuntherapie mit Antikörpern erhalten Brustkrebspatientinnen bisher nur in wenigen Situationen und nur bei einer speziellen Brustkrebsart.
- In diesem Text erfahren Sie, welche Medikamente es für die zielgerichtete Brustkrebstherapie und die Immuntherapie gibt, wie die Behandlung abläuft und welche Nebenwirkungen auftreten können.
Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Zielgerichtete Therapie und Immuntherapie bei Brustkrebs: Einsatzmöglichkeiten
Lexikon
Zielgerichtete Therapie – auf Englisch "targeted therapy" (target = Ziel).
Oberbegriff für Medikamente, die gezielt gegen tumortypische Merkmale wirken. Solche Merkmale kommen entweder bei Tumorzellen vermehrt vor oder spielen für ihr Wachstum eine wichtigere Rolle als für normale, gesunde Zellen. Dadurch blockieren zielgerichtete Arzneimittel Vorgänge in der Zelle, die für das Krebswachstum wichtig sind.
Mit der Antihormontherapie gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten eine "zielgerichtete Therapie" gegen Brustkrebs: Tamoxifen & Co wirken gezielt gegen Brustkrebszellen, die Bindungsstellen für die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron haben. Damit hemmen sie die wachstumsfördernde Wirkung von Östrogen und Progesteron.
Moderne zielgerichtete Therapien nutzen andere molekulare Angriffspunkte, die für das Tumorwachstum verantwortlich sind. Auch sie spielen bei Brustkrebs schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Relativ neu hinzugekommen ist die Immuntherapie bei Brustkrebs. Sie kommt bisher nur in ganz bestimmten Erkrankungssituationen infrage.
Die zielgerichtete Therapie beispielsweise mit Antikörpern dient bei Brustkrebs in der Regel nicht als "Ersatz" für eine "Chemo". Vielmehr setzen sie Ärztinnen und Ärzte wegen der sich ergänzenden Wirkung sehr häufig zusammen mit einer Chemotherapie ein.
Wichtig zu wissen: Auch, wenn diese moderneren Medikamente "krebsspezifischer" wirken als die klassische Chemotherapie, können Nebenwirkungen auftreten. Denn: Sie richten sich gegen Strukturen, die auch in gesundem Gewebe vorkommen – wenn auch deutlich seltener als in Tumoren.
Zum Weiterlesen
Für wen ist die zielgerichtete Therapie oder Immuntherapie bei Brustkrebs geeignet?
Patientinnen können zielgerichtete Therapien in verschiedenen Stadien von Brustkrebs und in verschiedenen Erkrankungssituationen erhalten.
Eine zielgerichtete Therapie kann bei Brustkrebspatientinnen infrage kommen,
- die wegen eines örtlich begrenzten Brusttumors oder einem örtlich begrenzten Rückfall (Lokalrezidiv) mit dem Ziel der Heilung operiert werden – entweder als ergänzende medikamentöse Therapie vor der Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant).
- die fortgeschrittenen und/oder metastasierten Brustkrebs haben, bei denen sich der Tumor also bereits auf andere Organe ausgebreitet hat.
Eine Immuntherapie kommt bei Brustkrebs bisher nur in wenigen Situationen zum Einsatz: Zugelassen sind Antikörper zur Immuntherapie bisher nur für Patientinnen mit einem sogenannten triple-negativen Brustkrebs.
Wichtig zu wissen
Ob eine zielgerichtete Krebstherapie oder eine Immuntherapie überhaupt möglich ist, hängt von den biologischen Merkmalen des Brusttumors ab. Ärzte untersuchen das im Rahmen der Diagnostik.
Welchen Wirkstoff Ärzte einer Patientin letztlich vorschlagen, hängt außerdem von verschiedenen weiteren Faktoren ab, darunter
- das Tumorstadium,
- Vor- und Begleittherapien,
- der individuelle Gesundheitszustand der betroffenen Frau und
- ihre Wünsche und Präferenzen.
Vom Wirkstoff und einer möglichen Kombination mit weiteren Wirkstoffen hängt dann ab, wie die Therapie abläuft und welche Nebenwirkungen auftreten können.
Was können Patientinnen von diesen Therapien erwarten?
Zielgerichtete Arzneimittel oder Immuntherapien allein können Brustkrebs nicht heilen.
Bei frühem Brustkrebs können sie aber beispielsweise die Operation ergänzen. Dadurch kann sich die Chance auf Heilung verbessern, indem sie einen Rückfall oder Metastasen verhindern.
Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs tragen diese Therapien dazu bei, die Krankheit länger unter Kontrolle zu halten und das Tumorwachstum zu verlangsamen. Dadurch gehen bei vielen Patientinnen die Beschwerden zurück und die Lebensqualität verbessert sich.
Fragen Sie uns!
In den folgenden Textabschnitten erklären wir
- wie gängige Wirkstoffe der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie bei Brustkrebs wirken
- wie die Therapie abläuft und
- welche Nebenwirkungen es geben kann.
Wenn Sie mehr Informationen brauchen oder Informationen zu Ihrer individuellen Krankheitssituation suchen, helfen Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte gerne kostenfrei weiter:
- am Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr unter 0800 420 30 40
- über ein datensicheres Kontaktformular oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de
Antikörper und Kinasehemmer: Anti-HER2-Therapie
Lassen sich bei der Diagnostik auf der Oberfläche der Brustkrebszellen große Mengen HER2 nachweisen? Dann können für Brustkrebspatientinnen verschiedene gegen HER2 gerichtete Therapien in Frage kommen.
HER2 ist die Bindestelle für einen Wachstumsfaktor auf der Oberfläche von Zellen: Der Wachstumsfaktor bindet an HER2 und gibt damit normalerweise das Signal für die Zellteilung. Blockiert ein Wirkstoff die Bindestelle HER2, erhalten die Zellen kein Signal mehr sich zu teilen. Dadurch hört der Tumor auf zu wachsen und sich auszubreiten.
HER2 und Brustkrebs
Bei etwa 15 bis 20 von 100 Brustkrebspatientinnen ist HER2 auf den Tumorzellen vermehrt nachweisbar. Fachleute bezeichnen das als "positiven HER2-Status".
Trastuzumab und Pertuzumab: Antikörper gegen HER2
Zum Weiterlesen
Trastuzumab und Pertuzumab sind Antikörper. Sie binden passgenau an HER2 auf der Zelloberfläche und blockieren damit die Bindestelle für den Wachstumsfaktor. Im Idealfall wächst der Tumor dadurch nicht mehr weiter.
![Chemoinfusin vorbereiten, © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt Eine Patientin sitzt in einer Chemo-Ambulanz mit anderen Patienten. Eine Krankenschwester bereitet ihre Infusion vor.](/fileadmin/_processed_/7/a/csm_krankenschwester-patientin-verstellt-infusion-chemo-ambulanz_7beb7ba7ca.jpg)
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt
Trastuzumab Emtansin (T-DM1) und Trastuzumab-Deruxtecan sind Verbindungen aus Trastuzumab und einem Chemotherapie-Wirkstoff (Zytostatikum). Diese sogenannten "Antikörper-Wirkstoff-Konjugate“ binden an HER2 und bringen das Zytostatikum dadurch gezielt in die Tumorzellen. Dort wird es freigesetzt und wirkt so eher auf die Tumorzellen als auf gesunde Zellen. Das vermindert Nebenwirkungen des Zytostatikums. Außerdem blockieren die Konjugate gleichzeitig HER2.
Einsatz von Trastuzumab und Pertuzumab:
- Trastuzumab kommt in allen Stadien bei Patientinnen mit HER2-positivem Tumor in Betracht: bei frühem Brustkrebs vor der geplanten Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) genauso wie beim metastasierten Brustkrebs. Patientinnen erhalten Trastuzumab sehr oft in Kombination mit einer Chemotherapie.
- Pertuzumab wird immer zusammen mit Trastuzumab angewendet: Es bindet an eine andere Stelle von HER2 und verstärkt so die Wirkung von Trastuzumab. Diese sogenannte "duale Blockade" erfolgt zusätzlich zur Chemotherapie und hat annähernd dieselben Einsatzmöglichkeiten wie Trastuzumab.
- Trastuzumab-Wirkstoff-Konjugate (T-DM1 und Trastuzumab-Deruxtecan) sind zur Therapie von metastasiertem oder inoperablem Brustkrebs zugelassen. T-DM1 kann auch bei frühem Brustkrebs zum Einsatz kommen, wenn der Tumor unter einer neoadjuvanten Therapie nicht vollständig zurückgegangen ist. Betroffene Frauen erhalten T-DM1 dann nach der Operation.
Wie läuft die Antikörper-Therapie ab? Abhängig von der Erkrankungssituation und dem Therapieziel erhalten Brustkrebs-Patientinnen Trastuzumab
- entweder zusammen mit einer Chemotherapie,
- in Kombination mit Pertuzumab und einer Chemo,
- in Kombination mit einer Antihormontherapie oder
- allein, als sogenannte "Monotherapie".
Trastuzumab wird als Infusion in eine Vene oder als Spritze unter die Haut gegeben. Auch Pertuzumab gibt es als Infusion oder kombiniert mit Trastuzumab als Spritze.
Die Antikörperinfusion erfolgt – abhängig vom vorgesehenen Einsatz – einmal in der Woche oder alle 3 Wochen.
Die Trastuzumab-Infusion selbst dauert 30 bis 90 Minuten, die von Pertuzumab 30 bis 60 Minuten. Spritzt das medizinische Fachpersonal Trastuzumab oder die Pertuzumab-Trastuzumab-Kombi unter die Haut dauert das nur einige Minuten.
Wichtig zu wissen
Nach der Gabe der Antikörper müssen die Patientinnen noch für eine Zeit lang zur Nachbeobachtung dableiben. Die Dauer variiert je nachdem, um welchen Wirkstoff es sich handelt und, ob der Antiköper über einen Tropf in die Vene oder eine Spritze unter die Haut gegeben wurde.
So kann das Fachpersonal überprüfen, ob es zu unmittelbaren unerwünschten Reaktionen auf die Medikamenten-Gabe kommt und gegebenenfalls darauf reagieren.
Lapatinib & Co: Kinasehemmer gegen HER2
Lapatinib, Tucatinib und Neratinib sind Tyrosinkinasehemmer, die HER2 blockieren. Im Gegensatz zu den Antikörpern Trastuzumab und Pertuzumab sind es kleine chemische Moleküle: Für ihre Wirkung dringen sie in die Krebszelle ein.
Einsatz von Lapatinib und Tucatinib: Lapatinib und Tucatinib erhalten Patientinnen in Kombination mit anderen Krebsmedikamenten gegen Brustkrebs. Ärzte setzen die Wirkstoffe meist bei fortgeschrittenem und/oder metastasiertem Brustkrebs ein. Beispielsweise dann, wenn die Erkrankung auf vorangegangene Therapien nicht mehr anspricht oder eine Chemo nicht möglich oder von der Patientin nicht gewünscht ist.
Einsatz von Neratinib: Neratinib ist für Brustkrebspatientinnen in einem frühen Stadium als zusätzliche (adjuvante) Behandlung zugelassen. Der Wirkstoff kommt nach der Brustkrebsoperation dann infrage,
- wenn der Brustkrebs HER2-positiv ist,
- eine vorangegangene adjuvante Therapie mit Trastuzumab abgeschlossen ist und
- die Therapie mit Trastuzumab nicht länger als 1 Jahr zurückliegt.
In einzelnen Situationen kann Neratinib auch bei fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung infrage kommen.
Wie läuft die Therapie mit Kinasehemmern ab? Lapatinib, Tucatinib und Neratinib sind Tabletten zum Schlucken. Patientinnen müssen dafür nicht ins Krankenhaus oder in eine Ambulanz. Wie viele Tabletten Patientinnen wann und wie oft schlucken müssen, hängt vom Wirkstoff und der Kombination mit anderen Krebsmedikamenten ab.
Gut Bescheid wissen
Zielgerichtete Medikamente zum Schlucken nehmen Sie eigenverantwortlich ein. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt genau erklären oder aufschreiben, wie und wann Sie das Medikament einnehmen müssen. Beides ist wichtig, um die volle Wirksamkeit sicherzustellen und gleichzeitig Nebenwirkungen möglichst zu minimiert.
Mehr dazu lesen Sie auch unter Medikamente gegen Krebs richtig anwenden.
Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib: CDK4/6-Hemmer
Gut zu wissen
Bei Brustkrebs, der hormonabhängig wächst, sind CDK4 und CDK6 besonders aktiv – deswegen wirken CDK4/6-Hemmer bei hormonrezeptorpositivem Brustkrebs besonders gut.
Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib sind CDK4/6-Inhibitoren. Sie blockieren die Eiweiße CDK4 und CDK6. Diese Proteine fördern das Wachstum von Krebszellen. Durch ihre Hemmung teilen sich hormonrezeptorpositive Brustkrebszellen langsamer. CDK4/6-Inhibitoren bremsen also das Tumorwachstum.
Anwendung von CDK4/6-Hemmern
![Tabletteneinnahme, © Kampus Production, Pexels Junge Frau sitzt auf dem Bett mit einem Tablettenblister in der einen und einem Glas Wasser in der anderen Hand.](/fileadmin/_processed_/0/6/csm_frau-einnahme-tabletten-bett-_7dd7875da2.jpg)
Bild: © Kampus Production, Pexels
Damit Ärzte einen CDK4/6-Inhibitor anwenden können, müssen die vorherigen Untersuchungen ergeben haben, dass der Brusttumor
- HER2-negativ und
- hormonrezeptorpositiv (ER+ und/oder PgR+) ist.
Palbociclib, Ribociclib und Abemaciclib können zum Einsatz kommen, wenn der Brustkrebs örtlich fortgeschritten oder metastasiert ist.
Abemaciblib und Ribociclib sind auch für Frauen mit frühem Brustkrebs ergänzend (adjuvant) zugelassen, wenn sie ein hohes Rückfallrisiko haben.
CDK4/6-Hemmer sind Medikamente zum Schlucken – entweder in Kapsel- oder Tablettenform. Frauen erhalten sie in Kombination mit einer Antihormontherapie.
Olaparib und Talazoparib: PARP-Hemmer
Olaparib und Talazoparib sind sogenannte PARP-Inhibitoren: Sie greifen gezielt in den Reparaturmechanismus von Krebszellen ein.
Normalerweise reparieren diese Zellen ihre Schäden am Erbgut (DNA) mithilfe des Enzyms PARP. "PARP" ist eine Abkürzung für Poly(ADP-Ribose)-Polymerase. Olaparib und Talazoparib blockieren PARP und hindern so die Krebszellen daran, ihre DNA zu reparieren. Dies führt dazu, dass die Krebszellen absterben.
Anwendung von PARP-Hemmern
![Inzidenz: Eine von Vier, © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit Biorender.com In einem Piktogramm mit 4 Frauen ist eine unterschiedlich eingefärbt.](/fileadmin/_processed_/b/2/csm_inzidenz-ein-viertel_9e7de83ba8.jpeg)
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit Biorender.com
Olaparib und Talazoparib sind Medikamente, die bei Brustkrebs dann zum Einsatz kommen,
- wenn Frauen eine bestimmte Genveränderung haben, eine sogenannte BRCA1- oder BRCA2-Mutation und
- die Diagnostik ergeben hat, dass der Tumor HER2-negativ ist.
Zugelassen sind Olaparib und Talazoparib,
- wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist oder metastasiert hat und
- eine andere medikamentöse Behandlung nicht mehr anschlägt oder ungeeignet ist.
Olaparib kann auch bei Frauen mit frühem Brustkrebs infrage kommen: Wenn Frauen eine Chemotherapie vor oder nach der operativen Entfernung des Brusttumors erhalten haben und ein hohes Rückfallrisiko besteht.
Patientinnen nehmen PARP-Hemmer selbstständig in Form von Tabletten (Olaparib) oder Kapseln (Talazoparib) ein. Olaparib wird in der Regel zweimal täglich, Talazoparib einmal täglich eingenommen.
Zum Weiterlesen
Eine ausführlichere Erklärung zu den BRCA1- und BRCA2-Genen lesen Sie im Abschnitt "Erbliches Risiko für Brustkrebs" im Text Brustkrebs: Risiken und Vorbeugung.
Weitere zielgerichtete Wirkstoffe gegen Brustkrebs
Für Frauen mit metastasiertem Brustkrebs stehen noch weitere zielgerichtete Therapien zur Verfügung. Beispielsweise:
- mTOR-Hemmer Everolimus und die Wirkstoffe Alpelisib und Capivasertib: Sie hemmen mehrere Signalwege in den Krebszellen und behindern so die Teilung und das Überleben der Tumorzellen.
- Bevacizumab: Blockiert die Blutgefäßneubildung und schränkt dadurch die Nährstoffversorgung des Tumors und sein Wachstum ein.
Fragen Sie uns!
Sie möchten wissen, wann und wie die hier genannten Medikamente bei Brustkrebs angewendet werden? Sie haben ein Medikament in diesem Text nicht gefunden und sind auf der Suche nach Informationen? Dann helfen Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte gerne kostenfrei weiter:
- am Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr unter 0800 420 30 40
- über ein datensicheres Kontaktformular oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de
Hinzu kommt eine Vielzahl an zielgerichteten Wirkstoffen, die im Rahmen klinischer Studien untersucht werden:
- Was die Teilnahme an einer klinischen Studie für Sie bedeutet, finden Sie in dem Text Klinische Studien bei Krebs: Häufige Fragen, wichtige Antworten.
- Wie und wo Sie Studien zur Brustkrebstherapie finden, erläutert der Abschnitt "Brustkrebs: Wohin gehen zur Behandlung?" im Text Therapie von Brustkrebs.
Nebenwirkungen der zielgerichteten Brustkrebstherapie
Zielgerichtete Krebsmedikamente wirken zwar speziell gegen Merkmale, die typisch für Tumoren sind, dennoch haben sie Nebenwirkungen. Denn ihre Angriffspunkte kommen auch im gesunden Gewebe vor.
Welche Nebenwirkungen wahrscheinlich sind, hängt ab
- vom Wirkstoff,
- dem vorgesehenen Einsatz und
- einer möglichen Kombination mit weiteren Krebsmedikamenten.
Viele der typischen Nebenwirkungen lassen sich mit Medikamenten oder anderen Maßnahmen vorbeugen oder lindern. Bei manchen Wirkstoffen kann es aber auch vorkommen, dass die Nebenwirkungen sehr schwer sind. Dann müssen betroffene Frauen die Therapie abbrechen. Manchmal kann es aber auch reichen, die Therapie zu pausieren oder die Dosis des Wirkstoffs anzupassen.
Wichtig zu wissen
Nicht jede Patientin ist von Nebenwirkungen betroffen und nicht bei jeder äußern sie sich gleich stark.
Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt kann über möglich Nebenwirkungen und ihre Behandlung umfassend informieren.
Darüber hinaus können Sie auch gerne unsere Ärztinnen und Ärzten kostenfrei kontaktieren, wenn Sie Fragen zu Nebenwirkungen haben.
Welche Nebenwirkungen haben Antikörper gegen HER2?
Trastuzumab und Pertuzumab haben ähnliche Nebenwirkungen. In der Kombination können manche Nebenwirkungen anders ausfallen, als bei einer alleinigen Trastuzumab-Therapie. Auch das Koppeln eines Chemotherapie-Wirkstoffs an Trastuzumab ändert Häufigkeit, Art und Schwere der Nebenwirkungen.
Nebenwirkungen von Anti-HER2-Antikörpern, mit denen viele Brustkrebspatientinnen rechnen müssen, sind zum Beispiel:
- unmittelbare Überempfindlichkeitsreaktion auf die Infusion oder Spritze wie zum Beispiel Atemnot, Blutdruckveränderungen oder Juckreiz und Schwellung der Haut
- Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt wie zum Beispiel Übelkeit, Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen
- veränderte Blutwerte und dadurch Müdigkeit oder Anfälligkeit für Infektionen
- Veränderungen an Haut (Ausschlag), Haaren (Haarausfall) und Nägeln
- Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem wie zum Beispiel Auswirkungen auf den Blutdruck oder den Herzschlag
- Fieber, Schüttelfrost, grippeähnliche Beschwerden
Welche Nebenwirkungen haben zielgerichtete Medikamente zum Einnehmen?
Nebenwirkungen von sogenannten "oralen" zielgerichteten Krebsmedikamente, mit denen viele Brustkrebspatientinnen rechnen müssen, sind zum Beispiel:
- Magen-Darm-Beschwerden – vor allem schwerer Durchfall aber auch Erbrechen
- Hauterkrankungen wie Ausschlag
- veränderte Blutwerte und dadurch Müdigkeit/Schwäche oder Anfälligkeit für Infektionen
- extreme Erschöpfung (Fatigue)
- Appetitlosigkeit
Nebenwirkungen behandeln
Unter Nebenwirkungen und Spätfolgen bei Krebs finden Sie Texte zu einzelnen Nebenwirkungen wie beispielsweise Durchfall, Hautnebenwirkungen oder Erbrechen und was man tun kann, um diese vorzubeugen und zu lindern.
Immuntherapie bei Brustkrebs
Die Wirkstoffe bei der Immuntherapie von Brustkrebs sind sogenannte Checkpoint-Inhibitoren. Sie aktivieren das körpereigene Immunsystem gegen den Tumor. Checkpoint-Inhibitoren sind bisher nur für Patientinnen mit einem sogenannten triple-negativen Brustkrebs in Kombination mit einer Chemotherapie zugelassen, wenn:
- die Erkrankung metastasiert oder lokal fortgeschritten ist, der Tumor das Eiweiß PD-L1 bildet und noch keine Chemotherapie gegen die metastasierte Erkrankung stattgefunden hat (Atezolizumab, Pembrolizumab).
- die Frauen ein hohes Rückfallrisiko haben (Pembrolizumab) – dann als neoadjuvante Therapie (und anschließend adjuvant nach der Operation).
Zum Weiterlesen
Zum Ablauf und den Nebenwirkungen der Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren informiert der Text Immuntherapie gegen Krebs.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Quellen und weiterführende Informationen
Leitlinien und Broschüren für Brustkrebspatientinnen
Für Brustkrebspatientinnen bietet das "Leitlinienprogramm Onkologie" der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) verschiedene Patientenleitlinien zu Brustkrebs.
Auch die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie e. V. (AGO) stellt patientengerechte Informationen bereit in Form eines Patientenratgebers zu Brustkrebs.
Leitlinien und Fachempfehlungen
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Version 4.4, 2021, AWMF Registernummer:032-045OL. Aufgerufen am: 21.01.2025.
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO): Innerhalb der AGO beschäftigt sich die Kommission Mamma mit Brustkrebs. Fachempfehlungen der Kommission Mamma zum Herunterladen als PDF gibt es unter anderem
- zur adjuvanten zytostatischen und zielgerichteten Therapie
- zur neoadjuvanten (primären) systemischen Therapie
- zum loko-regionären Rezidiv
- zur endokrinen und zielgerichteten Therapie des metastasierten Mammakarzinoms
- zur Chemotherapie mit oder ohne zielgerichtete Substanzen beim metastasierten Mammakarzinom
(Aufgerufen am: 21.01.2025)
Arzneimittel: Herstellerinformationen, Studien, Nutzenbewertungen
Als Quelle für Aussagen zu Medikamenten hat der Krebsinformationsdienst aktuelle Fachinformationen der Hersteller herangezogen (über www.fachinfo.de für Fachkreise zugänglich). Außerdem greift der Krebsinformationsdienst auf frei zugängliche Informationen zu, wie
- Arzneimittelinformationen in deutschen Datenbanken, vor allem im Arzneimittel-Informationssystem des Bundes PharmNet.Bund,
- aktuelle Hinweise des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte,
- die Informationen der europäischen Arzneimittelbehörde EMA.
Zu neueren Arzneimitteln werden als Quelle auch Nutzenbewertungen gemäß § 35a des SGB V herangezogen. Die bisher vorliegenden Berichte sind abrufbar beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unter dem Stichwort "Projekte & Ergebnisse", dann "Publikationen".
Auch der Gemeinsame Bundessausschuss (G-BA) bietet Informationen zu Arzneimitteln. In der Regel handelt es sich dabei um Änderungen der Arzneimittel-Richtlinie.