Oberkörper eine Frau mit leuchtendem Tumor an der Brust

Antihormontherapie bei Brustkrebs

Ablauf und Nebenwirkungen der endokrinen Brustkrebstherapie

Aktualisiert am:

  • Die Antihormontherapie ist neben OP, Chemo und Bestrahlung eine wichtige Behandlung bei Brustkrebs: Sie soll das Wachstum von Tumorzellen verhindern, die besonders empfindlich auf weibliche Geschlechtshormone reagieren.
  • Dazu gibt es verschiedene Medikamente, in Form von Tabletten aber auch Spritzen. Manche blockieren die wachstumsfördernde Wirkung der Hormone, zum Beispiel Tamoxifen. Andere Medikamente senken die Menge an Hormonen im Körper, beispielsweise Aromatasehemmer.
  • In diesem Text erfahren Sie, in welchen Situationen eine Antihormontherapie infrage kommt, wie die Behandlung abläuft und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Lexikon

endokrin: wörtl. "nach innen abgebend"; bezieht sich auf Drüsen, die ein Hormon absondern oder direkt in die Blutbahn abgeben.

Bei vielen Frauen reagiert Brustkrebs auf weibliche Geschlechtshormone. Ihr Brustkrebs ist Hormonrezeptor-positiv: Die Krebszellen haben dann Bindestellen für Östrogen und/oder Progesteron. Über diese sogenannten Rezeptoren regen die Hormone das Wachstum der Tumorzellen an.

  • Die antihormonelle Therapie soll die wachstumsfördernde Wirkung vor allem von Östrogen aber auch von Progesteron verhindern.

Fachleute bezeichnen die Antihormontherapie auch als "endokrine Therapie" oder "endokrin-basierte Therapie".

Wichtig zu wissen: Oft wird für die Antihormontherapie auch die verkürzte Bezeichnung "Hormontherapie" verwendet. Das ist jedoch missverständlich, denn: Eine Antihormontherapie unterbindet die Wirkung von Hormonen im Körper. Das unterscheidet sie von der Hormontherapie in den Wechseljahren: der sogenannten Hormonersatztherapie. Hierbei nehmen Frauen Hormone ein, um Beschwerden zu lindern.

Welche Medikamente gibt es?

Zur antihormonellen Therapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Es gibt welche in Form von Tabletten. Andere werden in Spritzen verabreicht. Auch die Art, wie die Medikamente wirken, unterscheidet sich: 

  • Es gibt Medikamente, die Bindestellen für Östrogen auf den Tumorzellen (Östrogenrezeptoren) blockieren. Dazu gehören die antihormonellen Wirkstoffe Tamoxifen und Fulvestrant. Die Folge: Die körpereigenen Hormone sind noch da, aber der Tumor wird unempfindlich für die Hormonwirkung. 
  • Andere Medikamente senken die Hormonmenge im Körper, die auf die Krebszellen wirken kann. Dazu gehören Medikamente aus der Gruppe der Aromatasehemmer und sogenannte GnRH-Analoga. Sie verhindern die Bildung von weiblichen Geschlechtshormonen in verschiedenen Geweben.

Im weiblichen Körper gibt es Unterschiede in der Hormonproduktion vor und nach den Wechseljahren (Menopause). Daher gibt es auch unterschiedliche Empfehlungen, welche Art der antihormonellen Therapie Patientinnen vor oder nach der Menopause erhalten sollten.

Einsatzmöglichkeiten

Eine Antihormontherapie ist immer dann möglich, wenn der Brustkrebs Hormonrezeptor-positiv ist. Nur dann kann diese Therapieform bei Brustkrebs überhaupt auf die Krebszellen wirken und ihr Wachsen verhindern.

Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs erhalten die antihormonelle Therapie entweder

Was können Patientinnen von der Antihormontherapie erwarten?

Eine Antihormontherapie allein kann Brustkrebs nicht heilen.

Bei frühem Brustkrebs kann sie die Operation ergänzen, 

  • um die Heilungschancen zu erhöhen – indem sie einen Rückfall oder Metastasen verhindert (adjuvante Therapie).
  • um das Ansprechen auf die Antihormontherapie vorherzusagen und zu entscheiden, ob eine Chemo notwendig ist (neoadjuvante Therapie).

Bei fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs soll sie das Wachstum des Krebsgewebes so lange wie möglich aufhalten und die Krankheit länger unter Kontrolle halten. Dadurch verbessert sich bei vielen Patientinnen die Lebensqualität und Beschwerden durch den Tumor und/oder Metastasen gehen zurück.

Fachleute empfehlen Patientinnen eine Antihormontherapie, wenn der Brustkrebs Hormonrezeptor-positiv ist – also Bindestellen für Östrogen und/oder Progesteron aufweist. Das zeigen Untersuchungen der Gewebeproben (Biopsie).

Im Befundbericht finden sich diese Abkürzungen:

  • ER+ für Östrogenrezeptor-positiv oder
  • PgR+ oder PR+ für Progesteron-Rezeptor-positiv

Adjuvante antihormonelle Therapie

"Adjuvant" bei Brustkrebs…

… bedeutet, dass die Therapie nach der Operation stattfindet.

Die begleitende (adjuvante) Therapie mit Wirkstoffen der Antihormontherapie empfehlen Fachleute für Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs, der auf die Brust begrenzt ist.

Zusätzlich adjuvante Chemo geplant?

Dann startet die adjuvante Antihormontherapie in der Regel erst, wenn die adjuvante Chemotherapie abgeschlossen ist.

Die adjuvante antihormonelle Therapie dauert mindestens 5 Jahre. In manchen Situationen kann sie bis zu 10 Jahre dauern. 

Diese antihormonellen Medikamente kommen infrage:

  • Tamoxifen – vor allem für Frauen vor den Wechseljahren
  • Aromatasehemmer – als alleinige Therapie nur für Frauen nach den Wechseljahren; in Kombination mit GnRH-Analoga auch vor den Wechseljahren
  • GnRH-Analoga – wenn die Patientin vor den Wechseljahren das Tamoxifen überhaupt nicht verträgt

Manchmal wird die Antihormontherapie auch mit anderen Krebsmedikamenten kombiniert. Prinzipiell ist es auch möglich, dass Frauen während der Therapie das antihormonelle Medikament wechseln.

Die Wahl der antihormonellen Medikamente und die Dauer der Therapie richten sich vor allem danach

  • wie alt die Patientin ist, beziehungsweise, ob sie bereits in den Wechseljahren war,
  • wie hoch die Ärztin oder der Arzt das Rückfallrisiko einschätzt,
  • wie der Brustkrebs bereits behandelt wurde und
  • wie gut die Patientin das antihormonelle Medikament oder die Medikamente verträgt.

Wie läuft die adjuvante Therapie ab?

In welcher Abfolge Patientinnen die Medikamente erhalten, wann eine Antihormontherapie verlängert wird und welche Medikamente wann infrage kommen, erfahren Sie in unserem Text Therapie von örtlich begrenztem Brustkrebs.

Bei weiteren Fragen können Sie sich auch gerne kostenlos an unsere Ärztinnen und Ärzte wenden:

Neoadjuvante antihormonelle Therapie

"Neoadjuvant" bei Brustkrebs…

… bedeutet, dass die Therapie vor der Operation stattfindet.

Eine neoadjuvanten Therapie mit Wirkstoffen der Antihormontherapie ist bei Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs kein Standard. Fachleute empfehlen sie beispielsweise, wenn der Tumor durch eine Operation nicht restlos entfernt werden kann und die Patientin keine neoadjuvante Chemo erhalten kann oder möchte.

Die neoadjuvante antihormonelle Therapie dauert in der Regel mindestens 4 bis 6 Monate. Nach der Operation wird sie weiter fortgesetzt. 

Diese antihormonellen Medikamente kommen infrage:

  • Tamoxifen – für Frauen vor den Wechseljahren
  • Aromatasehemmer – für Frauen nach den Wechseljahren als alleinige Therapie oder in bestimmten Situationen in Kombination mit Lapatinib; für Frauen vor den Wechseljahren nur in Kombination mit einem GnRH-Analogon

Antihormontherapie bei Metastasen

Die antihormonelle Behandlung ist auch eine wichtige Therapiemöglichkeit für Patientinnen mit metastasiertem, Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs.

Betroffene Frauen erhalten das antihormonelle Medikament entweder allein oder in Kombination mit einem zielgerichteten Krebsmedikament, beispielsweise einem sogenannten CDK4/6-Hemmer.

Diese anthormonellen Medikamente kommen für Frauen nach den Wechseljahren infrage:

Was gilt für Frauen vor den Wechseljahren? Sie können prinzipiell dieselben Therapien erhalten, wenn sie mit GnRH-Analoga wie Goserelin kombiniert werden,

Welches der antihormonellen Arzneimittel eine Frau in ihrer individuellen Situation erhält, hängt von verschiedenen Faktoren ab: 

  • Alter der Patientin beziehungsweise ob sie bereits in den Wechseljahren ist oder nicht
  • bisheriges Ansprechen des Tumors auf die Antihormontherapie
  • Ergebnisse der molekularen Untersuchungen auf Biomarker
  • bisher stattgefundenen Therapien
  • weitere Erkrankungen neben der Krebserkrankung

Therapieansprechen überprüfen

Fachleute empfehlen, die Wirkung einer Antihormontherapie etwa alle 2 – 4 Monate zu überprüfen. Dafür finden regelmäßige Kontrolluntersuchungen statt.

Wie lange dauert eine Antihormontherapie bei Metastasen? Die Patientinnen erhalten ein bestimmtes antihormonelles Medikament oder eine bestimmte Kombination in der Regel so lange, bis sich das Fortschreiten der Erkrankung nicht mehr aufhalten lässt. Erst dann wechseln die Ärztinnen oder Ärzte auf eine andere endokrine Therapie. 

Dies wird so lange fortgesetzt, bis die Erkrankung überhaupt nicht mehr auf die Antihormontherapie anspricht und andere Therapieformen besser geeignet sind, um das Tumorwachstum aufzuhalten.

Merke

Tamoxifen macht das Brustkrebsgewebe unempfindlich für die wachstumsfördernde Wirkung der Östrogene.

Tamoxifen ist ein Medikament, das die Bindestellen (Rezeptoren) für das körpereigene weibliche Hormon Östrogen blockiert. Es ist ein sogenanntes "Antiöstrogen": Infolgedessen kann Östrogen nicht mehr an die Rezeptoren in der Brustkrebszelle andocken. Das verhindert die wachstumsfördernden Signale des Östrogens an die Krebszellen.

Besonderheit bei der Wirkung: Indem Tamoxifen an den Östrogen-Rezeptor bindet, blockiert es nicht nur die Wirkung von Östrogen. In anderen Geweben (beispielsweise der Gebärmutterschleimhaut) wirkt es manchmal auch selbst wie ein Östrogen. Das kann zu speziellen Nebenwirkungen in den betroffenen Geweben führen, zum Beispiel zu einem überschießenden Wachstum der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumhyperplasie).

Wann kommt Tamoxifen infrage?

Tamoxifen ist seit mehr als 40 Jahren für die ergänzende (adjuvante) Brustkrebs-Behandlung zugelassen. Ziel ist es, einen Krankheitsrückfall zu vermeiden. Daneben ist Tamoxifen auch zugelassen zur Behandlung von metastasiertem Brustkrebs. Dadurch soll es das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten.

Wie läuft eine Tamoxifentherapie ab?

Mediekmenten-Dosierhilfe mit Tamoxifen-Blister. Bei dem Fach "Morgens" und "Abends" steht ein Fragezeichen.
Tamoxifen abends oder morgens? Das ist nicht so wichtig - nur sollten sich die Patientinnen für eine feste Tageszeit entscheiden.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Patientinnen müssen Tamoxifen einmal täglich als Tablette schlucken. Die empfohlene Tagesdosis ist 20 mg. Am besten nimmt man die Tablette immer zur gleichen Tageszeit ein. Es ist nicht notwendig, eine spezielle Tageszeit (abends oder morgens) zu beachten.

Tipp

Nehmen Sie Tamoxifen am besten zu einer Tageszeit ein, zu der Sie sich am ehesten an die Einnahme erinnern.

Wechselwirkungen von Tamoxifen

Wichtig

Sagen Sie dem Arzt oder der Ärztin auch, wenn Sie rezeptfreie pflanzliche Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel nehmen. Auch hier sind Wechselwirkungen möglich.

Tamoxifen ist ein Medikament, das mit relativ vielen anderen Medikamenten wechselwirken kann. Über Wechselwirkungen informiert der Beipackzettel oder Ihre behandelnde Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt. Nennen Sie Ihrer Ansprechperson dafür alle Medikamente, die sie sonst noch einnehmen.

Das sollten Sie zu Wechselwirkungen von Tamoxifen wissen:

  • Während der Tamoxifen-Therapie sollten Sie keine hormonhaltigen Medikamente oder Verhütungsmittel wie die "Pille" oder Hormonpflaster nehmen – vor allem keine, die Östrogen oder künstliche Formen von Östrogen enthalten.
  • Wenn Sie gleichzeitig Gerinnungshemmer als Tabletten nehmen (beispielsweise Phenprocoumon wie Marcumar®), muss Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihren Gerinnungsstatus genau im Auge behalten.
  • Medikamente, die eine Verklumpung der Blutplättchen verhindern, dürfen Sie nicht zusammen mit Tamoxifen einnehmen. Das kann sonst das Blutungsrisiko erhöhen. Dazu gehört zum Beispiel auch Acetylsalicylsäure (ASS, auch bekannt als Aspirin®).
  • Tamoxifen wird in der Leber um- und abgebaut. Manche Medikamente wirken auf diese Prozesse, indem sie die daran beteiligten Leberenzyme beeinflussen. Ob das die Wirkung von Tamoxifen verändert, ist noch nicht vollständig geklärt. Fachleute empfehlen Frauen, vorsichtshalber keine Medikamente einzunehmen, die solche Leberenzyme stark hemmen. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva) mit Wirkstoffen wie Paroxetin oder Fluoxetin.

Fragen Sie uns!

Bei welchen Medikamenten sind Wechselwirkungen durch die Tamoxifen-Therapie wahrscheinlich? Gerne helfen Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte kostenlos weiter:

Merke

Aromatasehemmer führen dazu, dass weniger wachstumsförderndes Östrogen auf das Brustkrebsgewebe einwirkt.

Aromatasehemmer sind Medikamente, die den Östrogenspiegel im Körper senken, indem sie das Enzym Aromatase hemmen. So werden den Tumorzellen auch geringe Mengen Östrogen entzogen, und ihr Wachstum wird gehemmt.

Was ist Aromatase? Das ist ein körpereigenes Enzym, das in der Östrogenbildung eine Rolle spielt. Auch nach den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke ihre Funktion eingestellt haben, bildet der Körper von Frauen noch geringe Mengen an Östrogen aus Östrogenvorstufen. Dies geschieht hauptsächlich in Leber-, Haut- und Fettgewebe oder auch in den Brustkrebszellen selbst.

Es gibt 3 verschiedene Aromatasehemmer: Anastrozol, Letrozol und Exemestan. Sie unterscheiden sich durch ihre chemische Struktur.

Patientinnen müssen Aromatasehemmer einmal täglich als Tablette schlucken – am besten immer zur gleichen Tageszeit.

Wann kommen Aromatasehemmer infrage?

Aromatasehemmer werden zur ergänzenden (adjuvanten) Brustkrebs-Behandlung eingesetzt. Ziel ist es, einen Krankheitsrückfall zu vermeiden. In bestimmten Situationen ist auch der Einsatz vor einer Operation (neoadjuvanter Einsatz) möglich. Ziel ist es dann unter anderem, den Tumor für die bevorstehende Operation zu verkleinern.

Daneben sind Aromatasehemmer auch zugelassen zur Behandlung von Brustkrebs, der erneut aufgetreten ist (Rezidiv) und/oder Brustkrebs, der metastasiert hat. Dadurch soll das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden.

Aromatasehemmer nur nach den Wechseljahren?

Eine Antihormontherapie mit Aromatasehemmern allein ist nur für Frauen nach den Wechseljahren zugelassen. 

Der Grund: Vor den Wechseljahren wird das meiste Östrogen in den Eierstöcken gebildet. Aromatasehemmer hemmen zwar zunächst auch diese Östrogenbildung, aber nicht dauerhaft. Wenn der Körper merkt, dass der Östrogenspiegel sinkt, regt er die Eierstöcke an, wieder mehr Östrogen zu bilden – der Östrogenspiegel steigt also wieder.

Ist unklar, ob eine Frau bereits ihre letzte Regelblutung hatte, muss die Ärztin oder Arzt dies durch einen oder mehrere Labortests überprüfen lassen (Abklärung des Menopausenstatus).

Bei Frauen vor den Wechseljahren kommen Aromatasehemmer nur dann infrage, wenn sie mit einem Medikament kombiniert werden, das die Östrogenproduktion in den Eierstöcken unterdrückt.

Wechselwirkungen von Aromatasehemmern

Aromatasehemmer können mit anderen Medikamenten wechselwirken. Wie wahrscheinlich das ist und wie sich das auf den Krankheitsverlauf auswirkt, unterscheidet sich zwischen den einzelnen Aromatasehemmern. 

  • Der Grund: Der Körper scheidet die verschiedenen Aromatasehemmer über unterschiedliche Stoffwechselwege aus dem Körper aus.

Das sollten Sie zu Wechselwirkungen von Aromatasehemmer wissen:

  • Für alle Aromatasehemmer gilt: Sie sollten sie nicht zusammen mit Arzneimitteln einnehmen, die Östrogen oder östrogenartige Verbindungen enthalten. Östrogen-haltige Arzneimittel oder Östrogen-haltige Nahrungsergänzungsmittel können die Arzneimittelwirkung der Aromatasehemmer vermindern oder ganz aufheben.
  • Anastrozol oder Letrozol dürfen Sie nicht zusammen mit Tamoxifen einnehmen. Denn Tamoxifen kann die verfügbare Menge an Aromatasehemmer im Blut senken.
  • Über alle anderen Wechselwirkungen informiert der Beipackzettel oder Ihre behandelnde Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt. Teilen Sie Ihrer Ansprechperson auch stets mit, wenn Sie rezeptfreie pflanzliche Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Auch hier kann es zu Wechselwirkungen kommen.

Fragen Sie uns!

Bei welchen Medikamenten sind Wechselwirkungen durch Aromatasehemmer wahrscheinlich? Gerne helfen Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte kostenlos weiter:

Fulvestrant

Unterschied zu Tamoxifen

Fulvestrant blockiert die Wirkung der natürlichen Hormone und zerstört deren Bindestellen. Anders als Tamoxifen hat es nicht die Besonderheit, in einigen Geweben selbst wie ein Östrogen zu wirken.

Das antihormonelle Medikament Fulvestrant ist wie Tamoxifen ein sogenanntes Antiöstrogen: Es bindet an die Andockstellen (Rezeptoren) für Östrogen in den Tumorzellen, blockiert diese und verhindert so die Bindung des Hormons. Außerdem sorgt es dafür, dass die Östrogenrezeptoren zerstört werden und sich die Zahl der Östrogenrezeptoren verringert. Die Krebszellen werden nicht mehr durch Östrogen zur Teilung angeregt und das Tumorwachstum lässt nach.

Wann kommt Fulvestrant infrage? Fulvestrant kommt für Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs infrage,

  • wenn der Krebs in der Brust schon sehr ausgedehnt ist oder bereits gestreut (metastasiert) hat und
  • sie die Wechseljahre hinter sich haben.

Wichtig zu wissen

Der Körper nimmt Fulvestrant sehr langsam auf. Die Wirkung jeder einzelnen Dosis (2 Spritzen) hält daher 1 Monat lang an.

Wie läuft eine Behandlung mit Fulvestrant ab? Um Fulvestrant zu erhalten, müssen betroffene Frauen eine Arztpraxis oder Ambulanz aufsuchen. Sie bekommen Fulvestrant in den Gesäßmuskel gespritzt. Für eine Dosis sind 2 Spritzen notwendig, die unmittelbar hintereinander vom Fachpersonal verabreicht werden. 

  • Nach der 1. Dosis wird die 2. Dosis bereits nach 2 Wochen gespritzt. Ab da geht es dann monatlich weiter.

GnRH-Analoga: Goserelin und Leuprorelin

Gut zu wissen

Ganz zu Beginn der Therapie mit GnRH-Analoga kann es erstmal kurzzeitig zu erhöhten Östrogenmengen im Blut kommen.

Innerhalb von etwa 3 Wochen sinkt der Wert aber wieder soweit ab, wie ihn Frauen nach den Wechseljahren haben.

GnRH steht für "Gonadotropin-Releasing-Hormon". Das bedeutet "Geschlechtshormone freisetzendes Hormon". Dieses Hormon wird im Gehirn gebildet. Es reguliert über einen mehrstufigen Prozess die Bildung der Geschlechtshormone (in den Eierstöcken und anderen hormonbildenden Organen).

GnRH-Analoga sind Medikamente, die in ihrer Struktur dem natürlichen GnRH ähneln. Sie können dadurch die Wirkung des körpereigenen Hormons im Gehirn stören. Infolgedessen wird der hormonelle Regelkreis unterbrochen und kein Östrogen mehr in den Eierstöcken gebildet. So wird den Krebszellen Östrogen entzogen und ihr Wachstum gehemmt.

Für Brustkrebs sind 2 verschiedene GnRH-Analoga zugelassen: Goserelin und Leuproelin

Wann kommen GnRH-Analoga infrage? Sie sind für Brustkrebspatientinnen vor den Wechseljahren zugelassen, entweder

Patientinnen bekommen das GnRH-Analogon zusätzlich zu Tamoxifen oder einem Aromatasehemmer. Je nach Situation kann es auch als einzige Therapie infrage kommen. Etwa dann, wenn die Patientin Tamoxifen überhaupt nicht verträgt.

Wie läuft eine Therapie mit GnRH-Analoga ab? Um sich mit GnRH-Analoga behandeln zu lassen, müssen betroffene Frauen entweder monatlich oder alle 3 Monate eine Arztpraxis oder Ambulanz aufsuchen. Sie bekommen dort das GnRH-Analogon unter die Haut gespritzt.

Wichtig zu wissen

Tamoxifen beeinflusst die Fruchtbarkeit nicht. Das heißt, Frauen können trotz der Tamoxifen-Behandlung schwanger werden und benötigen deshalb einen nichthormonellen Empfängnisschutz.

Die Antihormontherapie unterdrückt vor allem die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Doch Östrogen spielt nicht nur für das Brustkrebswachstum eine Rolle. Es hat viele andere wichtige Funktionen im Körper von Frauen. Es beeinflusst beispielsweise

  • die Fruchtbarkeit, 
  • den Energiestoffwechsel,
  • die Knochengesundheit,
  • die Schleimhäute im Intimbereich,
  • das Herz-Kreislauf-System oder
  • die Stimmung.

Wird die Östrogenwirkung im Rahmen der antihormonellen Therapie blockiert, kann sich das auch auf diese Bereiche des Körpers auswirken.

Das führt zu den typischen Nebenwirkungen der Antihormontherapie, die den Beschwerden in den Wechseljahren ähneln können: Beispiele sind Hitzewallungen und Schwitzen, Gewichtszunahme, Gelenkschmerzen, Knochenschwund (Osteoporose) oder Probleme im Intimbereich (trockene Scheide, Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr).

  • Haben Brustkrebspatientinnen in den Wechseljahren oder nach der Menopause bereits Wechseljahresbeschwerden? Dann können diese durch die Antihormontherapie verstärkt werden.
  • Waren die Patientinnen zu Beginn der Therapie noch nicht in den Wechseljahren? Dann können die Beschwerden durch das plötzliche Fehlen der Hormone infolge der Therapie oft besonders stark und anhaltend sein.

Welche Art von Nebenwirkungen Frauen während einer Antihormontherapie haben und wie stark diese sind, unterscheidet sich zwischen den verschiedenen antihormonellen Medikamenten.

Fragen Sie uns!

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl typischer Nebenwirkungen gängiger Medikamente der Antihormontherapie. Für weitere Informationen oder Fragen zu hier nicht aufgeführten Medikamenten stehen Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte gerne kostenlos zur Verfügung:

Nebenwirkungen von Tamoxifen

Sehr häufige Nebenwirkungen von Tamoxifen, die Beschwerden in den Wechseljahren ähneln, sind zum Beispiel:

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen
  • Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung

Davon kann mehr als 1 von 10 Frauen betroffen sein.

Hinzu kommen allgemeine Nebenwirkungen, wie beispielsweise Übelkeit, Hautausschlag, Wassereinlagerungen im Gewebe oder Erschöpfung.

Thromboserisiko unter Tamoxifen: Durch Tamoxifen können sich bei bis zu 1 von 10 Frauen Blutgerinnsel in den Venen (Venenthrombosen) bilden. Das blockiert den Blutfluss im betroffenen Gewebe. Das Gerinnsel kann sich aber auch lösen und in die Lunge geschwemmt werden. Dann besteht die Gefahr einer sogenannten Lungenembolie. Das Risiko für eine Thrombose ist unter anderem zusätzlich erhöht, wenn Frauen

  • bereits eine Thrombose und/oder eine Lungenembolie hatten, 
  • eine Chemotherapie hatten oder haben, 
  • älter als 50 (in anderen Quellen älter als 60) Jahre sind,
  • rauchen und/oder übergewichtig sind, 
  • andere Erkrankungen haben, die das Thromboserisiko erhöhen, oder 
  • operiert wurden (hier spielen auch Art und Umfang der Operation eine Rolle).

Beschwerden abklären lassen

Lassen Sie ungewöhnliche Blutungen aus der Scheide und Unterleibsschmerzen während der Tamoxifentherapie ärztlich abklären. Dies könnten auch erstes Anzeichen eines Endometriumkarzinoms sein.

Risiko für Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom): Tamoxifen hat die Besonderheit, dass es in der Gebärmutterschleimhaut wie Östrogen selbst wirkt. Das fördert dort das Zellwachstum. Frauen, die Tamoxifen einnehmen, haben im Vergleich zu Frauen, die kein Tamoxifen einnehmen, ein etwas erhöhtes Risiko, an einem Tumor der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) zu erkranken. Dies gilt insbesondere für Frauen nach den Wechseljahren.

  • Wie hoch ist das Risiko? Wenn etwa 89 Brustkrebspatientinnen 10 Jahre lang Tamoxifen einnehmen, erkrankt 1 von ihnen an Gebärmutterkörperkrebs.
  • Deshalb gehören regelmäßige frauenärztliche Untersuchungen zur Brustkrebsnachsorge.

Nebenwirkungen von Aromatasehemmern

Die verschiedenen Aromatasehemmer Anastrozol, Letrozol und Exemestan haben ähnliche Nebenwirkungen. Es kann jedoch leichte Unterschiede geben, wie häufig oder wie schwer die Nebenwirkungen bei den einzelnen Medikamenten sind.  

Sehr häufige Nebenwirkungen von Aromatasehemmern, die Beschwerden in den Wechseljahren ähneln, sind zum Beispiel:

  • Gelenkschmerzen
  • Hitzewallungen
  • Erschöpfung, Schwäche, Müdigkeit

Davon kann mehr als 1 von 10 Frauen betroffen sein.

Hinzu kommen allgemeine Nebenwirkungen, wie beispielsweise Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, Hautbeschwerden, Haarausfall oder Magen-Darm-Beschwerden.

Abnehmende Knochendichte unter Aromatasehemmern: Eine Therapie mit Aromatasehemmern erhöht die Wahrscheinlichkeit für Knochenschwund (Osteoporose) und damit verbundene Knochenbrüche. Dieses Risiko ist für alle 3 Aromatasehemmer (Anastrozol, Letrozol und Exemestan) vergleichbar.

Nebenwirkungen der Antihormontherapie behandeln

Ob eine Antihormontherapie Nebenwirkungen auslöst und wie stark diese sind, unterscheidet sich von Patientin zu Patientin. Manche Frauen können mit einer antihormonellen Therapie gut leben, andere leiden stärker darunter.

  • Die gute Nachricht: Viele Nebenwirkungen lassen sich gut behandeln. Oder sie treten nur zu Beginn der Behandlung stärker auf und lassen dann wieder nach.

Sprechen Sie offen mit Ihrem Behandlungsteam – gemeinsam finden Sie Möglichkeiten, um die Therapie für Sie erträglicher zu machen.

Zum Weiterlesen

In dem Text Hitzewallungen & Co: Wechseljahresbeschwerden bei Krebs finden Sie einen Überblick, wie sich gängige Wechseljahresbeschwerden unter einer Krebstherapie behandeln oder lindern lassen.

Unter Nebenwirkungen und Spätfolgen bei Krebs finden Sie, wie sich weitere körperliche Beschwerden wie beispielsweise Schmerzen, Erschöpfung, Probleme mit Haut oder Haaren oder Übelkeit vorbeugen oder lindern lassen.

Kinderwunsch bei oder nach Antihormontherapie

Die Antihormontherapie beeinflusst auch die Fruchtbarkeit von jüngeren Frauen, wenn sie noch vor ihren Wechseljahren sind: Fast alle Antihormontherapien unterdrücken den Eisprung.

  • Eine Ausnahme bildet Tamoxifen: Nehmen Frauen vor den Wechseljahren Tamoxifen, besteht weiterhin die Möglichkeit schwanger zu werden. Fachleute raten den Frauen jedoch von einer Schwangerschaft während der Einnahme ab. Denn Tamoxifen kann das ungeborene Kind schädigen. Deshalb sollten Frauen in dieser Zeit auf einen nicht-hormonellen Empfängnisschutz achten.

Kinderwunsch frühzeitig ansprechen: Hat eine Frau grundsätzlich einen Kinderwunsch, sollte sie dies bereits vor Therapiebeginn mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Denn eine Antihormontherapie dauert in der Regel viele Jahre. Bei Frauen über 30 sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Eierstöcke wieder ihre volle Funktion aufnehmen.

Kinderwunsch während der Behandlung: Wenn Frauen während einer Antihormontherapie ein Kind bekommen möchten, können sie die Behandlung unterbrechen. Darauf deuten erste Ergebnisse einer umfangreichen Studie hin. Sie zeigen, dass eine Unterbrechung unter bestimmten Umständen ohne erhöhtes Risiko für einen Krankheitsrückfall möglich ist. Die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) hält aufgrund dieser Ergebnisse eine Unterbrechung derzeit für möglich, wenn

  • die Patientin die Antihormontherapie zuvor schon mindestens 18 Monate erhalten hat und
  • diese nach maximal 2 Jahren fortsetzt.

Zum Weiterlesen

Fragen Sie uns. Wir sind für Sie da.

Ärztinnen und Ärzte beantworten Ihre Fragen zu Krebs am Telefon oder per E-Mail – kostenfrei.
Unsere Informationen sind verständlich, aktuell, wissenschaftlich fundiert und qualitätsgesichert.

Ärztlicher Telefondienst

Telefonisch erreichen Sie uns unter 0800 420 30 40 täglich von 8 bis 20 Uhr. Ihr Anruf ist innerhalb Deutschlands kostenlos.

Wir rufen Sie gerne zurück

Sie haben uns nicht erreicht? Oder wollen in einem festen Zeitraum mit uns telefonieren? Dann
können Sie mit unseren Ärztinnen und Ärzten einen Rückruf vereinbaren.

  • Pflichtfelder Bitte hinterlegen Sie eine Telefonnummer unter der Sie persönlich gut zu erreichen sind, wählen Sie unter "Uhrzeit" den Zeitraum, in dem Sie zurückgerufen werden möchten und stimmen Sie unseren Datenschutzbestimmungen zu.

Ärztlicher E-Mail-Service

Schriftliche Anfragen senden Sie bitte entweder