Darmkrebs: anatomische Darstellung mit leuchtendem Tumor

Darmkrebs: Vorsorge und Früherkennung

Aktualisiert am:

  • Ab 50 Jahren beginnt die gesetzliche Früherkennung von Darmkrebs.
  • Versicherte können unterschiedliche Untersuchungen wahrnehmen: Eine Darmspiegelung oder einen Stuhltest auf nicht sichtbares Blut.
  • Lesen Sie mehr über die Vor- und Nachteile der Darmkrebs-Früherkennung . Erfahren Sie, ob es Alternativen zur Darmspiegelung gibt und was Sie tun können, wenn es in Ihrer Familie bereits Darmkrebserkrankungen gab.

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Ab dem Alter von 50 Jahren hat in Deutschland jeder Versicherte Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs. Sie sind Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms. Die Kosten werden daher von den gesetzlichen wie auch von den privaten Krankenkassen übernommen. Solche Früherkennungsuntersuchungen für große Gruppen Gesunder bezeichnet man auch als "Screening".

Experten schätzen die Früherkennung als sinnvoll ein: Wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird, sind die Heilungsaussichten gut. Und: Bei einer Darmspiegelung kann die Ärztin oder der Arzt sogar Krebsvorstufen entfernen, bevor sie sich zu einem Tumor entwickeln. Diese Untersuchung kann deshalb eine echte "Krebsvorsorge" sein und vor Krebs schützen.

Welche Untersuchungen gehören dazu?

Versicherte ab 50 Jahren können zwischen 2 verschiedenen Untersuchungen wählen:

  • Darmspiegelung: Die Darmspiegelung oder Koloskopie ist derzeit die zuverlässigste Untersuchung, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu erkennen. Die Ärztin oder der Arzt schaut dabei den Darm mit einem Endoskop von innen an. Krebsvorstufen können sie bei der Untersuchung sofort entfernen. Männer und Frauen können 2 Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren durchführen lassen.
  • Test auf nicht sichtbares Blut im Stuhl:  Wer keine Darmspiegelung möchte, kann alle 2 Jahre einen Stuhltest machen. Denn: Darmtumoren bluten häufiger als gesunde Darmschleimhaut. Sogenannte immunologische Stuhltests weisen auch kleinste Blutmengen im Stuhl nach, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind.

Beschwerden? Vorerkrankungen? Krebs in der Familie?

Die Regelungen zur Krebsfrüherkennung gelten für gesunde Menschen. 

Was tun bei Beschwerden?

  • Wer Beschwerden hat oder auffällige Veränderungen bemerkt, sollte nicht bis zum nächsten "Vorsorge"-Termin warten, sondern gleich zur Ärztin oder zum Arzt gehen. 
  • Welche Warnzeichen sollte man ernst nehmen? Dazu gehören Blut im Stuhl, andauernde Veränderungen der Stuhlgewohnheiten oder wiederholte stärkere Bauchschmerzen. 
  • Diese Symptome können auch auf andere Darmerkrankungen hinweisen. Sie sollten dennoch untersucht werden.

Wenn es Darmkrebs in der Familie gibt und bei Menschen mit einem höheren Risiko aufgrund einer Darmkerkrankung:

  • Betroffene, bei denen es möglicherweise besondere Risiken für Darmkrebs gibt, sollten mit ihren Ärzten besprechen, ob sie früher mit regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen beginnen und nicht erst mit 50 Jahren. Mehr dazu lesen Interessierte im Text Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung.

Wohin gehen zur Beratung und Früherkennung?

Einladung und Beratung: Versicherte erhalten ab 50 Jahren von ihrer Krankenkasse in regelmäßigen Abständen eine Einladung zur Darmkrebsfrüherkennung. Außerdem können sie ein Beratungsgespräch bei einer Ärztin oder einem Arzt in Anspruch nehmen.

Teilnahme ohne Einladung: Die Teilnahme am Screening-Angebot ist aber nicht vom Einladungsschreiben abhängig. Das heißt, sobald man 50 ist, kann man die Früherkennungsuntersuchungen nutzen, auch wenn man das Einladungsschreiben noch nicht erhalten hat.

Wohin zum Stuhltest? Erste Ansprechpartner für die Darmkrebsfrüherkennung sind der Hausarzt oder die Hausärztin, bei Frauen auch der behandelnde Gynäkologe oder die Gynäkologin. Diese Ärzte informieren auch zu Nutzen und Risiken der Früherkennung. Wenn man sich dafür entscheidet, geben sie ein Stuhlproben-Entnahmeset für den Test auf verstecktes Blut mit nach Hause.

Wohin zur Darmspiegelung? Diese Untersuchung führen Fachärztinnen oder Fachärzte der Gastroenterologie durch. Dort kann man ohne Überweisung einen Termin erhalten.

Recht auf Nichtwissen?

Die Darmkrebsfrüherkennung ist keine Pflicht: Niemand muss teilnehmen. Wer sich gegen eine Früherkennungsuntersuchung entscheidet, verliert deshalb nicht seinen Versicherungsschutz. Auch wenn man später an Darmkrebs erkrankt, wird man bei der Behandlung im Krankenhaus oder der Arztpraxis nicht benachteiligt. Über die Vor- und Nachteile der "Krebsvorsorge" Bescheid zu wissen hilft aber bei der Entscheidung, ob man teilnimmt oder nicht.

Darmkrebs trotz Früherkennung?

Auch wenn die Früherkennungsuntersuchungen heute eine hohe Qualität haben – hundertprozentige Sicherheit bieten sie nicht. Rein statistisch lässt es sich nie ganz ausschließen, dass auch Menschen an Darmkrebs erkranken, die regelmäßig zur "Vorsorge" gegangen sind und sehr gesund gelebt haben.

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Ab 50 Jahren können Versicherte 2 Darmspiegelungen im Abstand von 10 Jahren wahrnehmen. Wer die erste Untersuchung erst mit 65 Jahren oder später durchführen lässt, kann nur eine Früherkennungs-Darmspiegelung wahrnehmen. Die Darmspiegelung oder Koloskopie ist derzeit die zuverlässigste Methode zur Darmkrebsfrüherkennung: Wartet man nicht so lange, bis bereits Beschwerden auftreten, werden rein statistisch Tumoren in einem früheren Stadium gefunden. Für die meisten Betroffenen bedeutet dies, dass die Heilungschancen höher sind. 

Ein weiterer Vorteil: Krebsvorstufen können entdeckt und gleich entfernt werden. So wird von vornherein verhindert, dass sie sich zu Krebs weiterentwickeln.

Untersuchung ambulant möglich

Arzt führt bei Patient eine Darmspiegelung durch.
Bei der Darmspiegelung untersucht der Arzt den gesamten Dickdarm mit einem Koloskop.
Bild: © Felix Burda Stiftung

Die Darmspiegelung findet in der Regel ambulant statt. Die Untersuchung dürfen nur Medizinerinnen und Mediziner durchführen, die eine entsprechende Weiterbildung und eine bestimmte Anzahl von regelmäßigen Koloskopien nachweisen können. Das sind meist Fachärztinnen oder Fachärzte für innere Medizin mit einer Spezialisierung für Erkrankungen des Verdauungstraktes, sogenannte Gastroenterologen. 

Zur Vorbereitung muss man den Darm vollständig entleeren. Wie diese Darmreinigung durchgeführt wird und was man einige Tage vor der Untersuchung beim Essen beachten sollte, erfährt man vorab: Über eine schriftliche Aufklärung und das Gespräch mit dem durchführenden Arzt oder der Ärztin.

Was passiert bei der Untersuchung? Die Ärztin oder der Arzt untersucht den gesamten Dick- und Enddarm mithilfe eines Endoskops. Das ist ein etwa fingerdicker, biegsamer Schlauch mit einer kleinen Kamera am Ende. Über einen Monitor können die Ärzte die Bilder aus dem Darminneren beurteilen. Wer möchte, kann die Untersuchung auf diesem Monitor auch selbst mitverfolgen.

Finden sich verdächtige Gewebewucherungen, dann werden sie sofort entfernt. Das geschieht mit kleinen Instrumenten, die sich ebenfalls durch den Schlauch einschieben lassen. Entnommene Proben werden im Labor auf Krebszellen oder andere Veränderungen untersucht.

Mit den heutigen Geräten, die mit weichen Schläuchen und winzigen Instrumenten arbeiten, ist die Untersuchung unangenehm, aber selten schmerzhaft. Wer möchte, kann trotzdem eine Kurznarkose bekommen und verschläft die Untersuchung weitgehend.

  • Wie ist der genaue Ablauf der Untersuchung? Was muss man bei der Vorbereitung beachten? Wie unangenehm oder schmerzhaft ist eine Koloskopie? Wie lange dauert es, bis die Befunde vorliegen? Diese und weitere Informationen finden Interessierte im Text "Darmspiegelung: Bilder aus dem Darm".

Wie geht es nach der Koloskopie weiter?

Finden die Ärzte bei der Untersuchung keine auffälligen Veränderungen, dann muss man die Darmspiegelung erst nach 10 Jahren wiederholen. Nach diesem Zeitraum wird sie auch von der Krankenversicherung zur Früherkennung ein weiteres Mal bezahlt. 

Warum reicht ein so langer zeitlicher Abstand aus? Darmkrebs entsteht meist aus zunächst gutartigen Gewebewucherungen - sogenannten Polypen - und wächst in der Regel sehr langsam.

Polypen als Krebsvorstufe

grafische Darstellung eines Darmpolypem im Darm
Darmpolypen könnten Krebsvorstufen sein. Sie werden bei der Koloskopie meist gleich entfernt.
Bild: © MediDesign Frank Geisler

Finden sich dagegen Polypen, die eine Krebsvorstufe sein könnten, dann werden sie in der Regel gleich während der Untersuchung entfernt. Einer Krebsentstehung ist damit zwar vorgebeugt. Trotzdem muss die Darmspiegelung zur Sicherheit in kürzeren Abständen wiederholt werden: meist nach 3 bis 5 Jahren, eventuell auch früher. Abhängig ist der Zeitabstand davon, wie weit sich die Krebsvorstufen bereits entwickelt hatten und wie viele gefunden wurden.

Was ist, wenn Arzt oder Ärztin bei der Untersuchung bereits eine größere Geschwulst finden, die sich endoskopisch nicht gleich entfernen lässt? Sie entnehmen dann eine Gewebeprobe.

  • Das weitere Vorgehen hängt davon ab, welche Ergebnisse die Begutachtung dieser Probe unter dem Mikroskop ergibt. Gegebenenfalls kommen weitere Untersuchungen hinzu, mehr dazu im Text "Darmkrebs: Untersuchungen bei Krebsverdacht".

Wie zuverlässig ist die Darmspiegelung?

Der Nutzen und die Risiken der Darmspiegelung als Früherkennungsuntersuchung werden fortlaufend in Studien geprüft. 

Die Koloskopie ist derzeit die zuverlässigste Methode, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu erkennen.
Selten kann es trotzdem vorkommen, dass bei der Untersuchung Krebsvorstufen oder Krebsherde übersehen werden – vor allem dann, wenn sie sehr klein oder flach sind. Fachleute schätzen, dass etwa 5 von 100 vorhandenen Tumoren übersehen werden.

Wichtig für ein möglichst zuverlässiges Ergebnis ist, dass man selbst die vorherige Darmreinigung sorgfältig durchführt und sich ganz genau an die Vorgaben dazu hält. Außerdem spielt die Erfahrung der untersuchenden Ärzte eine Rolle. Deshalb dürfen in Deutschland nur Medizinerinnen und Mediziner mit einer besonderen Zulassung die Untersuchung durchführen.

Gibt es Risiken?

Die Risiken der Darmspiegelung sind gering: Nur wenige Menschen müssen während der Früherkennungsuntersuchung mit Komplikationen rechnen. Begleitende Studien zeigen, dass etwa 1 bis 2 von 1.000 Frauen und 2 bis 3 von 1.000 Männern betroffen sind.

Was bedeutet "Komplikationen"? Möglich sind kleine Blutungen im Darm – vor allem dann, wenn die Ärztin oder der Arzt Krebsvorstufen entfernen. Solche Blutungen können meist noch während der Koloskopie gestillt werden und sind harmlos. Um das Risiko späterer Nachblutungen zu senken, sollte man sich nach der Entfernung von Polypen einige Tage körperlich nicht zu sehr anstrengen.

Zu schwereren Verletzungen, etwa dem Durchstoßen des Darms mit dem Untersuchungsgerät oder starken Blutungen bei der Entfernung von Polypen, kommt es noch seltener. Sehr selten sind auch Herz-Kreislauf-Probleme, die durch die Kurznarkose entstehen können.

Anders kann es bei Menschen aussehen, die unter Vorerkrankungen leiden oder schon einmal eine Bauchoperation hatten. Bei ihnen ist der Darm unter Umständen weniger beweglich und stärker mit dem umliegenden Gewebe verwachsen.

  • Wie hoch das persönliche Risiko für Verletzungen des Darms bei der Untersuchung dann ist, können nur die behandelnden Ärzte beurteilen. Fragen Sie deshalb nach.

Wie beurteilen Fachleute Nutzen und Risiken?

Nutzen überwiegt Risiko

Studien zeigen, dass der Nutzen der Darmspiegelung mögliche Risiken und Nebenwirkungen überwiegt.

Insgesamt sind die meisten Experten davon überzeugt, dass der Nutzen der Darmspiegelung mögliche Risiken überwiegt. Sie empfehlen daher diese Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs.

Trotzdem bleiben noch Fragen offen: Hochwertige Studien zur Frage, ob die Koloskopie langfristig die Darmkrebssterblichkeit und die Erkrankungsrate senken kann, sind noch nicht abgeschlossen. Es gibt aber bereits zahlreiche Studien, die darauf hinweisen, und keine Daten, die gegen einen Nutzen sprechen.

Zur aktuellen Einschätzung tragen auch die bevölkerungsbezogenen Statistiken bei: Seit einigen Jahren sinkt in Deutschland sowohl die Zahl der Menschen, die an Darmkrebs erkranken, als auch die Zahl derer, die daran sterben. Fachleute gehen davon aus: Ein Grund dafür ist vermutlich, dass immer mehr Menschen zur Früherkennung gehen.

Experten schätzen anhand von Modellrechnungen: Von 1.000 Frauen, die ab fünfzig Jahren Darmspiegelungen machen lassen, erkranken bis zu 7 weniger an Darmkrebs. Bis zu 2 Frauen werden dadurch vor dem Tod durch Darmkrebs bewahrt.

Von 1.000 Männern, die ab 50 Jahren Darmspiegelungen durchführen lassen, erkranken bis zu 13 weniger an Darmkrebs, weil Vorstufen rechtzeitig entfernt werden konnten.  Bis zu 4 Männer werden vor dem Tod durch Darmkrebs bewahrt.

Die hier genannten Zahlen stammen aus der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme. Sie beziehen sich auf Menschen, die ausschließlich eine Darmspiegelung zur Früherkennung machen lassen, ohne dass sie vorher einen auffälligen Stuhltest oder andere Warnzeichen hatten.

Zum gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland gehört auch ein Stuhltest. Versicherte können ihn alle 2 Jahre machen, wenn sie keine Darmspiegelung möchten. Sie erhalten den Stuhltest bei der Hausärztin oder dem Hausarzt, bei der Gynäkologin oder beim Urologen. 

Worauf beruhen diese Tests? Tumore im Darm bluten häufig. Auch Darmpolypen – die Krebsvorstufen sein können – bluten manchmal. Das Blut wird dann oft mit dem Stuhl ausgeschieden. Meist ist die Menge aber so gering, dass man es mit bloßem Auge nicht erkennt. Dieses nicht sichtbare Blut im Stuhl kann ein Stuhltest nachweisen.

Die heute verwendeten Stuhltests weisen Blut im Stuhl mithilfe von Antikörpern nach. Diese binden spezifisch an den Blutfarbstoff Hämoglobin. Fachleute bezeichnen sie als "immunologische fäkale Okkultbluttests", abgekürzt iFOBT, manchmal auch als "fäkale immunchemische Tests", abgekürzt FIT.

Wie wird der Stuhltest durchgeführt?

Probenröhrchen für einen Stuhltest.
Für den Test auf Blut im Stuhl sammelt man zu Hause eine Stuhlprobe.
Bild: © Shutterstock

Für den Test bekommt man ein Stuhlproben-Entnahmeset mit nach Hause. Frauen, die ihre Periodenblutung haben, sollten den Test erst mehrere Tage danach durchführen, wenn die Blutung sicher aufgehört hat.

Mit dem Stuhlentnahmeset sammelt man eine Stuhlprobe, wie in der beigefügten Anleitung beschrieben. Möglichst bis zum nächsten Tag gibt man die Probe in der Arztpraxis ab. Zur Auswertung wird sie an ein Labor geschickt. Bis das Ergebnis vorliegt, können mehrere Tage vergehen. Eine Benachrichtigung von Arzt oder Ärztin erhält man normalerweise nur, falls etwas Auffälliges gefunden wird.

Wie geht es weiter, wenn das Ergebnis des Stuhltests positiv ist, wenn also Blut nachgewiesen wird? Die Ursache müssen Ärztin oder Arzt durch weitere Untersuchungen abklären. Dazu gehört vor allem eine Darmspiegelung mehr dazu im Text "Darmkrebs: Was tun bei Krebsverdacht?". Bei der Entscheidung für oder gegen einen Stuhltest sollte man sich also auch überlegen, ob man bereit ist, bei einem auffälligen Ergebnis eine Darmspiegelung machen zu lassen.

Wie zuverlässig sind die gängigen Tests auf verstecktes Blut?

Blut im Stuhl = Krebs?

Wenn der Test Blut im Stuhl anzeigt, bedeutet das nicht automatisch Krebs: Oft hat die Blutung andere, harmlosere Ursachen: zum Beispiel Hämorrhoiden oder Darmentzündungen.

Der Nachweis von Blut im Stuhl muss nicht gleich Krebs bedeuten: Nur bei einem kleinen Teil derer, bei denen der Test angeschlagen hat, finden die Ärzte durch weitere Untersuchungen tatsächlich einen bösartigen Tumor. Bei den übrigen hat die Blutung andere Ursachen: zum Beispiel Polypen im Darm, Hämorrhoiden oder Darmentzündungen. Polypen können allerdings Vorstufen von Krebs sein. Werden sie entfernt, dann entsteht Krebs unter Umständen erst gar nicht.

Wichtig ist aber auch: Nicht jeder bösartige Tumor blutet. Auch wenn kein Blut im Stuhl gefunden wurde, kann eine Krebserkrankung vorliegen.

Tests, die für das gesetzliche Früherkennungsprogramm zugelassen werden, müssen bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen:

  • Sie dürfen nicht zu oft falschen Alarm schlagen und damit Betroffene unnötig belasten ("falsch positive" Ergebnisse).
  • Sie müssen aber dennoch mit einer gewissen Zuverlässigkeit Betroffene mit Darmkrebs oder fortgeschrittenen Krebsvorstufen erkennen.

Was bringt der Stuhltest?

Hochwertige vergleichende Studien an großen Bevölkerungsgruppen haben ergeben: Wiederholen Menschen den Test regelmäßig, dann sinkt für sie auf lange Sicht die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu sterben. Diese Studien wurden zwar noch mit älteren Testverfahren durchgeführt. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Ergebnisse auf die neueren immunologischen Tests übertragbar sind. Denn diese sind noch empfindlicher und zeigen Blut im Stuhl zuverlässiger an.

Fachleute haben anhand der bisher veröffentlichten Studien Modellrechnungen durchgeführt, die den Nutzen der Untersuchung darstellen. Sie unterscheiden dabei zwischen Frauen und Männern, da ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, unterschiedlich hoch ist. Die Schätzungen beziehen sich außerdem auf bestimmte Altersgruppen.

Für Frauen gilt: 

  • Wenn 1.000 50-jährige Frauen über 10 Jahre regelmäßig Stuhltests machen, dann haben 340 von ihnen irgendwann ein auffälliges Testergebnis. Sie werden zu einer Darmspiegelung eingeladen.
  • Bei 223 von ihnen ist das Ergebnis der Darmspiegelung unauffällig. Sie müssen erst 10 Jahre später wieder eine Früherkennungsuntersuchung durchführen.
  • Bei 114 Frauen finden die Ärzte dagegen Darmpolypen, von denen ein Teil als Krebsvorstufe gilt. Diese werden entfernt. Wann die nächste Untersuchung stattfinden sollte, hängt von der Menge und Beschaffenheit der Polypen ab. 
  • 3 der Frauen erhalten die Diagnose Darmkrebs und müssen behandelt werden, mehr dazu im Text "Behandlungsmöglichkeiten bei Darmkrebs"
  • Bei 2 der 1.000 Frauen dagegen übersieht der Stuhltest bereits vorhandenen Krebs, dieser wird dann erst aufgrund von Beschwerden festgestellt.
  • Insgesamt schätzen Fachleute: Machen 1.000 Frauen regelmäßig über 10 Jahre Stuhltests, wird von ihnen innerhalb dieser Zeitspanne bis zu 1 Frau weniger an Darmkrebs sterben.

Für Männer gilt: 

  • Wenn 1.000 50-jährige 10 Jahre lang regelmäßig Stuhltests machen, dann werden 340 von ihnen aufgrund eines auffälligen Ergebnisses zur Darmspiegelung eingeladen. 
  • Bei 180 von diesen Männern finden die Ärzte bei der Koloskopie nichts Auffälliges. Sie müssen erst 10 Jahre später wieder eine Früherkennungsuntersuchung durchführen.
  • Bei 155 Männern werden Darmpolypen entdeckt und entfernt. Von Menge und Beschaffenheit und damit dem Risiko dieser Polypen hängt ab, wann sie die nächste Untersuchung machen lassen sollten. 
  • 5 der Männer erhalten die Diagnose Darmkrebs und müssen behandelt werden. 
  • Bei 2 der Männer übersieht der Stuhltest Krebs, dieser wird dann erst später aufgrund von Beschwerden festgestellt.
  • Insgesamt schätzen die Experten, dass innerhalb von 10 Jahren bis zu 1 Mann weniger an Darmkrebs stirbt, wenn 1.000 Männer regelmäßig Stuhltests machen.

Die hier genannten Zahlen stammen aus der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses für organisierte Krebsfrüherkennungsprogramme.

Neben der Darmspiegelung und dem immunologischen Stuhltest gibt es weitere Tests und Untersuchungen, um Darmkrebs und seine Vorstufen zu erkennen. Aus verschiedenen Gründen sind sie nicht Teil der regulären "Krebsvorsorge". 

Sie sollten nur im Rahmen von Studien durchgeführt werden oder dann, wenn die regulären Verfahren nicht möglich sind. Einige neuere Angebote muss man sogar selbst bezahlen, als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL)
Hier einige Beispiele:

Sigmoidoskopie: Die "kleine" Darmspiegelung

grafische Darstellung der Sigmoidoskopie
Bei der Darmspiegelung wird der gesamte Dick- und Enddarm untersucht, bei der Sigmoidoskopie nur der letzte Teil.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit BioRender.com

Bei der sogenannten Sigmoidoskopie untersucht die Ärztin oder der Arzt nur den Enddarm und das letzte Stück des Dickdarms. Das Prinzip ist das Gleiche wie bei der Darmspiegelung. Das Untersuchungsgerät wird aber weniger weit in den Darm vorgeschoben.

Vergleichende Studien an großen Bevölkerungsgruppen haben gezeigt, dass auch die Sigmoidoskopie die Darmkrebssterblichkeit und die Erkrankungsrate senken kann.

  • Ihre Vorteile: Die Darmreinigung ist mit einem Einlauf viel einfacher. Auch die Untersuchung selbst ist weniger aufwändig und das Risiko für Komplikationen ist geringer.
  • Ihr Nachteil: Große Teile des Dickdarms werden nicht untersucht. Tumoren und ihre Vorstufen, die sich eventuell dort befinden, können also nicht entdeckt werden.

Die Sigmoidoskopie gehört daher nicht zum gesetzlichen Früherkennungsprogramm in Deutschland und wird auch nur vergleichsweise selten durchgeführt. In der Fach-Leitlinie zum "kolorektalen Karzinom" wird die Untersuchung aber Personen empfohlen, die eine Darmspiegelung ablehnen. Zusätzlich empfiehlt die Leitlinie dann einen jährlichen Stuhltest.

Virtuelle Koloskopie und Kapselendoskopie: Schonende Verfahren?

Alternative zur Darmspiegelung?

Moderne Verfahren können die Darmspiegelung nicht ersetzen: Bei einem auffälligen Testergebnis wird trotzdem eine Koloskopie notwendig.

Bei einer virtuellen Koloskopie wird kein Untersuchungsgerät in den Darm eingeführt. Stattdessen fertigen die Ärzte Aufnahmen des Darms mittels einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) an. Diese an sich "schonenderen" Verfahren haben allerdings auch Nachteile:
Bei der CT spielt vor allem die Strahlenbelastung eine Rolle. Experten gehen davon aus, dass dieses Risiko den Nutzen derzeit nicht rechtfertigt – auch wenn die Untersuchung als vergleichsweise zuverlässig gilt.

Die MRT-Koloskopie dagegen befindet sich noch in der technischen Entwicklung. Sie ist derzeit noch nicht zuverlässig genug, um als Früherkennungsmethode eingesetzt zu werden.

Bei der Kapselendoskopie dagegen schluckt man eine kleine unverdauliche Kapsel. Diese ist mit Kameras an beiden Enden ausgerüstet und sendet in regelmäßigen Abständen Bilder aus dem Körperinneren. Jede Kapsel wird nur einmalig verwendet: Nach der Passage durch den gesamten Verdauungstrakt wird sie mit dem Stuhl wieder ausgeschieden. Die Ärztin oder der Arzt kann die Bilder aus dem Darm begutachten. 

Auch die Kapselendoskopie ist zurzeit nicht ausreichend zuverlässig: Ein Teil der Tumoren und Krebsvorstufen bleibt unerkannt.

  • Hinzu kommt: Sowohl die virtuelle Koloskopie wie auch die Kapselendoskopie setzen dieselbe aufwändige Darmreinigung voraus wie eine normale Darmspiegelung. Entdeckt die Ärztin oder der Arzt bei der Untersuchung Krebsvorstufen oder Tumore, dann wird zusätzlich eine Darmspiegelung oder sogar eine offene Bauchoperation notwendig, um die Veränderungen zu entfernen.

Wegen ihrer Nachteile und Risiken empfehlen Fachleute die Verfahren derzeit nicht zur Darmkrebsfrüherkennung.
Die virtuelle Koloskopie können aber Menschen erhalten, bei denen eine Darmspiegelung als riskant und zu belastend angesehen wird oder bei denen durch Narbenbildung und Verengungen eine herkömmliche Darmspiegelung nicht durchführbar ist. Finden die Ärzte keine auffällige Veränderung, bleibt Betroffenen so die Koloskopie erspart.

Molekularbiologische Stuhl- und Bluttests: Noch nicht ausreichend untersucht

Noch Gegenstand der Forschung sind neuere Tests, die Darmkrebs nicht immunologisch, sondern mit molekularbiologischen Methoden nachweisen sollen. Sie setzen auf den Nachweis von "Krebsmarkern": 

Sie können verschiedene Marker nachweisen, zum Beispiel:

  • Stücke von Erbmaterial (DNA) mit krebstypischen Veränderungen im Stuhl, 
  • Enzyme, die von Darmkrebszellen vermehrt gebildet werden,
  • Krebsmarker im Blut: Ein Tumor gibt Darmkrebs-typische Genabschnitte und andere Marker auch ins Blut ab. Diese kann man mit Bluttests nachweisen.

Stellenwert: Noch ist unklar, wie sicher und verlässlich diese Untersuchungen sind. Ob sie zur Früherkennung bei Gesunden geeignet sind, steht noch nicht fest.

Einige dieser Verfahren werden  trotzdem als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) oder zum Selbstkauf beworben. Das bedeutet: Man kann die Tests zwar durchführen, muss sie aber selbst bezahlen. 

Das Risiko, dass die Verlässlichkeit solcher Tests noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, trägt man ebenfalls selbst. Was man wissen sollte, bevor man IGeL-Angebote wahrnimmt, finden Sie im Text “Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL): Angebote für Selbstzahler ”.

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