Schematische, anatomische Darstellung der Prostata mit leuchtendem Tumor

Örtlich begrenzter Prostatakrebs

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  • Bei vielen Männern ist Prostatakrebs örtlich oder lokal begrenzt: Dann wächst der Tumor meist nur sehr langsam und hat sich noch nicht im Körper ausgebreitet.
  • Das bedeutet, der Krebs ist noch in einem frühen Stadium: Er ist noch nicht in benachbarte Gewebe gewachsen und hat noch keine Lymphknoten befallen oder Tumorabsiedlungen in anderen Organen (Fernmetastasen) gebildet.
  • Bei örtlich begrenztem Prostatakrebs haben betroffene Männer verschiedene Behandlungsmöglichkeiten: Operation, Bestrahlung, aktive Überwachung, abwartendes Beobachten, eine Hormonentzugstherapie oder fokale Therapien.

Nehmen Sie sich Zeit

Männer mit lokalem Prostatakrebs müssen sich nicht sofort für eine Behandlung entscheiden. Denn: Im frühen Stadium der Erkrankung bleibt in der Regel genug Zeit, die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gegeneinander abzuwägen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über die verschiedenen Vor- und Nachteile einer Therapie, bevor Sie sich entscheiden. Wenn Sie das möchten, können Sie auch eine ärztliche Zweitmeinung in Anspruch nehmen.

Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Örtlich oder lokal begrenzt ist Prostatakrebs, wenn der Tumor nur innerhalb der Prostata wächst. Das bedeutet: Der Krebs hat sich noch nicht in umliegendes Gewebe ausgebreitet, hat keine Lymphknoten befallen oder Absiedlungen (Fernmetastasen) in anderen Organen gebildet.

Stadien bei lokal begrenztem Prostatakrebs

Es gibt 6 verschiedene Abstufungen der Ausdehnung bei örtlich begrenztem Prostatakrebs. Je nach Abstufung wird Prostatakrebs zufällig, aufgrund von Beschwerden, beim Abtasten oder durch ein bildgebendes Verfahren entdeckt.

Grafische Darstellung der 6 Tumorstadien bei lokal begrenztem Prostatakrebs.
Bei lokal begrenztem Prostatakrebs kann der Tumor verschieden groß und in der Prostata ausgedehnt sein. Im Befund beschreiben die Ärztinnen und Ärzte Größe und Ausdehnung des Tumors eines Patienten entsprechend als T1a bis T1c oder T2a bis T2c.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; erstellt mit Biorender.com

Zufällige Befunde

Davon sprechen Fachleute, wenn Prostatakrebs nur zufällig durch eine sogenannte transurethrale Resektion der Prostata (TURP) entdeckt wird. Das ist ein Verfahren, um Gewebe der Prostata über die Harnröhre zu entfernen – meistes durchgeführt, um Beschwerden beim Wasserlassen durch eine vergrößerte Prostata zu behandeln.

Der sogenannte T-Wert gibt an, wie weit sich der Tumor in der Prostata ausgebreitet hat. Der Zusatz a bis c beschreibt die Tumorgröße, die von a nach c zunimmt. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte tragen entsprechend T1a bis T1c oder T2a bis T2c in den Befund eines Patienten ein.
 

T1 bedeutet, dass ein Mann keine Beschwerden durch den Tumor hat und dieser auch nicht tastbar oder sichtbar in bildgebenden Verfahren ist.

  • T1a: Hier handelt es sich um einen zufälligen Krebs-Befund – beispielsweise wenn die Prostata entfernt wurde, weil sie vergrößert war. Der Anteil an Tumorzellen in der Gewebeprobe ist sehr gering.
  • T1b: Das ist ebenfalls ein zufälliger Befund, bei dem geringfügig mehr Tumorzellen gefunden wurden als bei T1a.
  • T1c: Der Tumor ist nach einer Gewebeentnahme (Biopsie) in einem oder beiden Lappen der Prostata nachweisbar. Grund für die Biopsie kann etwa ein erhöhter PSA-Wert im Blut sein.

T2 gibt an, dass der Tumor zwar tastbar, aber noch auf die Prostata beschränkt ist. Zusätzlich steht im Befund ein Maß für die Tumorgröße, beispielsweise in Millimeter (mm) oder in Prozent (%).

  • T2a: Der Tumor nimmt höchstens die Hälfte eines Prostatalappens ein.
  • T2b: Der Tumor nimmt mehr als die Hälfte eines Prostatalappens ein.
  • T2c: In beiden Prostatahälften sind Krebszellen nachweisbar.

Was bedeuten N0 und M0 im Befund? Beim örtlich begrenzten Prostatakarzinom werden keine Absiedlungen (Metastasen) in den regionalen Lymphknoten oder in entfernten Organen gefunden. Dies wird im Befund oder Arztbrief durch die Bezeichnungen N0, bzw. M0 kenntlich gemacht.

Zum Weiterlesen

Mehr Informationen zu den Tumorstadien (Stichwort TNM-Klassifikation) oder dem PSA-Wert lesen Sie im Abschnitt "Befunde verstehen: Ergebnisse der Diagnostik" unter Diagnose Prostatakrebs: Untersuchungen bei Krebsverdacht.

Unterschiedliches Risiko für einen Krankheitsrückfall

Männer mit lokal begrenztem Prostatakrebs können ein niedriges, mittleres oder hohes Risiko für einen Krankheitsrückfall (Rezidiv) haben.

Dieses Risiko schätzen Ärztinnen und Ärzte anhand der Ergebnisse aus den verschiedenen Untersuchungen ein, die sie für die Diagnosestellung machen. Dazu gehören:

  • das Tumorstadium (Englisch: Staging)
  • der Tumorgrad (Englisch: Grading): Gleason-Score, ISUP-Gruppe und ggf. bestimmte Wachstumsmuster der Krebszellen
  • der PSA-Wert im Blut

Die Risikogruppe ist nur eine statistische Größe: Ärztinnen und Ärzte schätzen mit der Risikogruppe den wahrscheinlichen Krankheitsverlauf eines Mannes mit lokal begrenztem Prostatakrebs ein. Das ist allerdings nur eine statistische Größe, die nicht immer zutreffen muss. 

  • Wichtig zu wissen: Die Risikogruppe kann aber die Behandlungswahl beeinflussen.

Niedriges Risiko

Mittleres Risiko

Hohes Risiko

PSA-Wert
bis 10 Nanogramm pro Milliliter

PSA-Wert über
10 bis 20 Nanogramm pro Milliliter

PSA-Wert
über 20 Nanogramm pro Milliliter

und
Gleason-Score bis 6
(ISUP-Gruppe 1)

oder
Gleason-Score
bis 7
(ISUP-Gruppe 2 und 3)

oder
Gleason-Score
8 oder höher
(ISUP-Gruppe 4 und 5)

und
Tumorstadium
T1 bis T2a, N0, M0

oder
Tumorstadium
T2b, N0, M0

oder
Tumorstadium
T2c, N0, M0

Zum Weiterlesen

Weitere Informationen zum Tumorstadium, Tumorgrad oder PSA-Wert erhalten Sie im Abschnitt "Befunde verstehen: Ergebnisse der Diagnostik" unter Diagnose Prostatakrebs: Untersuchungen bei Krebsverdacht.

Im Frühstadium haben Männer mit Prostatakrebs verschiedene Möglichkeiten, sich behandeln zu lassen. Jede Therapie oder Vorgehensweise hat eigene Vor- und Nachteile.

OP oder Bestrahlung der gesamten Prostata: Die Chancen einer dauerhaften Heilung sind bei diesen Therapien sehr groß – ein Krankheitsrückfall ist aber auch nicht ausgeschlossen. Zudem sind diese Therapien mit Nebenwirkungen verbunden. Sie können die Lebensqualität von Männern erheblich beeinträchtigen.

Active Surveillance: Patienten können unter bestimmten Voraussetzungen zunächst abwarten und zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gehen. Dieses Vorgehen bezeichnen Fachleute als aktive Überwachung (englisch: Active Surveillance). Erst wenn die Erkrankung fortschreitet oder der Patient es möchte, starten die Ärztinnen und Ärzte mit einer Behandlung.

Abwarten und Beobachten: Männer verzichten dabei auf eine Behandlung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen, daher auch die englische Bezeichnung "Watchful Waiting". Ziel ist es, nur auftretende Beschwerden zu behandeln und den Körper nicht mit einer Therapie zu belasten. Dieser Ansatz kommt vor allem für ältere Männer mit Begleiterkrankungen in Betracht.

Hormonentzugstherapie: Haben Patienten Beschwerden durch den Tumor? Dann kann eine Hormontherapie helfen diese zu lindern – eine Heilung lässt sich aber nicht erreichen. Die Behandlung ist zwar auch mit Nebenwirkungen verbunden, aber weniger belastend für den Körper als beispielsweise eine Operation oder Bestrahlung der gesamten Prostata. Patienten können eine Hormonentzugstherapie alleine oder zusätzlich zu einer Bestrahlung erhalten.

Noch kein Standard: Fokale Therapien

Hinweis

Ziel einer fokalen Therapie ist zwar die Heilung, solche Verfahren sind aber kein Standard bei der Behandlung von Männern mit Prostatakrebs. Der Grund: Die Studienlage ist noch nicht ausreichend, um diese Verfahren abschließend zu bewerten.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind sogenannte fokale Therapien. Sie richten sich nur gegen den Teil der Prostata mit dem Tumor oder gegen den Tumor direkt und nicht gegen die gesamte Prostata. Deshalb sind sie in der Regel mit weniger Nebenwirkungen verbunden.

Ein älteres Ehepaar sitzt einem Arzt gegenüber, während sie eine Unterhaltung führen.
Die Behandlungswahl kann ein Patient ganz dem behandelnden Arzt oder der Ärztin überlassen. Betroffene Männer können aber auch gemeinsam mit dem Arzt eine Entscheidung treffen. [Symbolbild].
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Bei der Behandlungswahl können sich Männer mit örtlich begrenztem Prostatakrebs in der Regel Zeit nehmen. Jede Therapie hat eigene Vor- und Nachteile. Daher empfiehlt es sich, mit den behandelnden Ärzten zu sprechen. Sie können einen Patienten in dieser Situation am besten beraten. Zusätzlich haben Männer mit lokalem Prostatakrebs die Möglichkeit, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.

Folgende Fragen können bei der Entscheidung für eine Behandlung weiterhelfen:

  • Haben Sie ernsthafte Begleiterkrankungen?
  • Möchten Sie den Tumor vollständig entfernt haben?
  • Nehmen Sie mögliche Nebenwirkungen oder eine eingeschränkte Lebensqualität in Kauf, wenn eine Heilung erreicht werden kann?
  • Kommt für Sie die Behandlung in einer Studie infrage?

Alle Therapieoptionen auf einen Blick

In unsere Broschüre “örtlich begrenzter Prostatakrebs“ (PDF) erhalten Sie einen Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, sowie deren Vor- und Nachteile.

  • Am Ende der Broschüre finden Sie eine Liste mit Fragen, die Sie ihrem Ärzteteam zu den verschiedenen Behandlungen stellen können. 

Die Broschüre enthält zudem Hintergrundinformationen: etwa zur Funktion der Prostata, den Ursachen von Prostatakrebs sowie Adressen von weiteren hilfreichen Anlaufstellen.

Zweite ärztliche Meinung bei Prostatakrebs einholen

Sind Sie sich bei der Entscheidung für oder gegen eine Therapie unsicher? Dann kann eine zweite ärztliche Einschätzung weiterhelfen. 

Gut zu wissen: Wenn der behandelnde Arzt oder die Ärztin eine Operation oder Bestrahlung empfiehlt, können sich Männer mit lokalem Prostatakrebs die Zweitmeinung kostenlos einholen. Die Überweisung dafür stellt der behandelnde Arzt aus. 

Anspruch auf Zweitmeinung

Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sind dazu verpflichtet, Sie auf die Möglichkeit einer zweiten ärztlichen Meinung hinzuweisen.

Wieso überhaupt eine zweite Meinung einholen? Eine Operation oder Bestrahlung sind bei frühem Prostatakrebs möglich, aber nicht immer zwingend notwendig. Bei bestimmten Krankheitsverläufen kann es ausreichen, zu engmaschigen Kontrolluntersuchungen (Active Surveillance) zu gehen. Das Zweitmeinungsverfahren stellt sicher, dass Sie informiert und in Ruhe eine Entscheidung treffen können.

  • Wie läuft eine Zweitmeinung ab? Was muss ich tun? Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beantwortet diese und weitere Fragen in einem Informationsblatt zur Zweitmeinung.

Bei wem kann ich eine Zweitmeinung einholen? Wer eine Zweitmeinung vor einer Prostatakrebs-Therapie einholen möchte, benötigt einen Termin bei einem Arzt oder einer Ärztin, die auf die Fachrichtung Urologie oder Strahlentherapie spezialisiert sind.

Bei der Arztsuche kann die eigene Krankenkasse weiterhelfen. Patienten können aber auch die Online-Suchfunktion des Patientenservice 116 117 nutzen. 

  • Hinweis: Es kann sein, dass die Online-Suchfunktion noch nicht direkt zum 1. April für Prostatakrebspatienten freigeschaltet ist. 

Wichtige Unterlagen für den Termin

Zum Termin für die Zweitmeinung sollten Sie alle bisherigen Untersuchungsergebnisse mitbringen. 

Sie können ihren behandelnden Arzt oder die Ärztin bitten, 

  • die Unterlagen direkt weiterzuleiten oder 
  • Kopien davon zu machen und diese dann selbst vor dem Termin zur Zweitmeinung abholen. 

Hinweis: Dadurch entstehen keine zusätzlichen Kosten für Sie. 

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