- Prostatakrebs ist bei Männern in Deutschland die häufigste Krebserkrankung: Jährlich erkranken rund 65.820 Männer daran.
- Ein hohes Lebensalter ist einer der Hauptrisikofaktoren für das Prostatakarzinom. Unter 50 Jahren sind Männer eher selten betroffen.
- Wir informieren zu den Ursachen von Prostatakrebs, der Früherkennung, möglichen Symptomen und zur Diagnostik. Zudem geben wir einen Überblick über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten des Prostatakarzinoms: von Active Surveillance bis hin zur zielgerichteten Therapie.
Prostatakrebs: Wir sind für Sie da.
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Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Was ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist ein bösartiger Tumor in der Vorsteherdrüse (Prostata). Mediziner bezeichnen einen solchen Tumor auch als Prostatakarzinom.
Ein Prostatakarzinom kann in verschiedenen Bereichen der Prostata entstehen:
- Bei den meisten Betroffenen wächst der Krebs in der äußeren Zone der Prostata, die auch den Großteil des Organs ausmacht.
- Weniger häufig ist die kleinere sogenannte innere Zone von einem Tumor betroffen.
- Vergleichsweise selten haben Betroffene einen Tumor in der zentralen Zone der Prostata, die zwischen der inneren und der äußeren Zone liegt.
Darüber hinaus kann sich Prostatakrebs aus unterschiedlichen Zelltypen der Prostata entwickeln. Am häufigsten entsteht Prostatakrebs aus den Drüsenzellen der Prostata: Etwa 95 von 100 Männern mit einem Prostatakarzinom erkranken an diesem sogenannten Adenokarzinom.
Vorstufen von Prostatakrebs
Es gibt Gewebeveränderungen in der Prostata, die noch keinen Krebs darstellen, sich aber von gesundem Gewebe unterscheiden. Aus manchen dieser Vorstufen kann sich Prostatakrebs entwickeln.
Vorstufen von Prostatakrebs sind:
- die prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN)
- die atypische mikroazinäre Proliferation (ASAP)
Vorstufen erkennen
Unter dem Mikroskop können Ärztinnen und Ärzte Gewebeproben der Prostata auf Krebsvorstufen untersuchen. In den Befunden vermerken sie meist nur die Abkürzungen LGPIN, HGPIN oder ASAP.
LGPIN ist die Abkürzung für niedriggradige (Low-Grade) prostatische intraepitheliale Neoplasie. Sie ist unbedenklich und erhöht für einen Mann nicht das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Steigt jedoch der PSA-Wert deutlich an, kann eine Gewebeentnahme (Biopsie) aus der Prostata zur Kontrolle notwendig sein.
HGPIN steht für hochgradig prostatische intraepitheliale Neoplasie. Sie kann für Männer mit einem erhöhten Risiko einhergehen, an Prostatakrebs zu erkranken. Die HGPIN ist nicht bösartig, tritt oft aber mehrfach in direkter Nähe von Prostatakrebszellen auf. Trifft dies auf mindestens 4 Gewebeproben zu, wird betroffenen Männern daher zur Kontrolle nach 6 Monaten nochmals Gewebe entnommen.
ASAP ist die Abkürzung für atypische kleindrüsige Proliferation. Dabei handelt es sich um Gewebe, das ein Pathologe weder als gutartig noch als bösartig einstufen kann. Fachleute empfehlen betroffenen Männern daher nach 6 Monaten eine Kontrollbiopsie.
Meist keine "echte" Vorstufe, aber möglicherweise ein Hinweis auf ein Prostatakarzinom ist das isolierte intraduktale Karzinom der Prostata (IDC-P): Bei diesem Befund finden Pathologen in der Gewebeprobe eines Mannes zwar bösartige Zellen im Hohlraum der Prostatagänge, aber nicht im Drüsengewebe selbst. Fachleute empfehlen Männern mit diesem Befund nach 6 Monaten eine Biopsie zur Kontrolle.
Rolle von Testosteron bei der Entstehung von Prostatakrebs
In der Prostata sorgt das männliche Geschlechtshormon Testosteron dafür, dass Prostatazellen wachsen und sich vermehren.
Testosteron fördert das Wachstum von Prostatatumoren: Haben sich in der Prostata Krebszellen ausgebildet, regt das Testosteron sie dazu an, sich schnell und unkontrolliert zu teilen. Es entsteht Prostatakrebs.
In der Pubertät sorgt Testosteron dafür, dass sich die Prostata entwickelt. Erst danach bildet die Prostata eine Flüssigkeit, die für die Fruchtbarkeit eines Mannes notwendig ist.
Nach der Pubertät wirkt das Hormon Testosteron weiterhin als Wachstumsreiz für die Prostata. Bei vielen Männern verursacht das in der zweiten Lebenshälfte eine gutartige Vergrößerung der Prostata, die sogenannte gutartige (benigne) Prostatahyperplasie (BPH).
Eine gutartige Prostatahyperplasie ist kein Krebs: Bei Betroffenen mit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata wächst der mittlere Bereich der Prostata, der die Harnröhre umschließt. Dabei vermehren sich jedoch keine entarteten Krebszellen, sondern gesunde Zellen aus dem Drüsengewebe und den Muskel- und Bindegewebeanteilen der Prostata.
- Gut zu wissen: Zum Krankheitsbild einer gutartigen Prostatavergrößerung informiert Gesundheitsinformation.de.
Wie häufig ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs ist bei Männern in Deutschland die häufigste Krebserkrankung: Jährlich erhalten rund 65.820 Männer die Diagnose Prostatakrebs. Deutlich weniger Betroffene sterben jedoch an ihrer Erkrankung.
Die hohe Lebenserwartung in Deutschland ist ein Grund dafür, warum Männer immer häufiger an Prostatakrebs erkranken. Denn: Ein hohes Lebensalter ist einer der Hauptrisikofaktoren für Prostatakrebs. Beispielsweise waren Betroffene im Jahr 2020 zum Zeitpunkt der Diagnose im Mittel 71 Jahre alt.
Im Verlauf des Lebens muss 1 von 7 Männern damit rechnen, die Diagnose Prostatakrebs zu erhalten. Bei Männern unter 50 Jahren tritt Prostatakrebs nur selten auf. Das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter. Statistisch gesehen erkrankt innerhalb der nächsten 10 Jahre
- 1 von 4.800 Männern im Alter von 35 Jahren,
- 1 von 40 Männern im Alter von 55 Jahren,
- 1 von 15 Männern im Alter von 75 Jahren.
Prognose und Heilungschancen bei Prostatakrebs
Wichtig zu wissen
Viele Männer erhalten die Diagnose Prostatakrebs in einem frühen Stadium der Erkrankung. Dann wächst der Krebs in der Regel langsam und die Prognose ist sehr gut. Auch wenn bei Betroffenen das Prostatakarzinom bereits fortgeschritten ist oder gestreut hat, leben Männer immer häufiger noch viele Jahre mit der Krebserkrankung.
Wie schnell ein Tumor in der Prostata wächst und ob er sich auch auf andere Gewebe oder Organe ausbreitet, ist von Patient zu Patient verschieden. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden grundsätzlich zwischen 3 Erkrankungsstadien von Prostatakrebs:
- Örtlich begrenzter Prostatakrebs wächst meist nur sehr langsam und ist auf die Prostata begrenzt. Mit örtlich wirkenden Behandlungsverfahren ist er daher in der Regel gut heilbar.
- Örtlich fortgeschrittener Prostatakrebs hat sich im umliegenden Gewebe und/oder Organen wie beispielsweise den Samenblasen ausgebreitet. Auch in diesem Stadium ist eine Heilung oft noch möglich. Die Prognose, also der wahrscheinliche Krankheitsverlauf, ist jedoch im Vergleich zu örtlich begrenztem Prostatakrebs ungünstiger.
- Metastasierter, fortgeschrittener Prostatakrebs hat bereits gestreut: Krebszellen haben sich vom eigentlichen Tumor abgelöst und sich in Lymphknoten, den Knochen oder anderen Organen und Geweben angesiedelt. Fachleute bezeichnen diese Tumorabsiedlungen als Metastasen. Die Krebserkrankung ist für Betroffene dann nicht mehr heilbar. Viele Männer leben heute trotzdem viele Jahre mit der metastasierten Krebserkrankung. Ziel einer Therapie ist es daher, das Tumorwachstum aufzuhalten und dabei die Lebensqualität von Patienten zu erhalten oder zu verbessern.
Detailwissen: Lage, Aufbau und Funktion der Prostata
Die Vorsteherdrüse (Prostata) gehört wie die Hoden, Nebenhoden oder Samenblasen zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie ist ungefähr so groß wie eine Kastanie, mit dem Alter eines Mannes nimmt jedoch die Größe und das Gewicht der Prostata zu.
Lage im Körper: Die Prostata liegt zwischen der Harnblase und dem äußeren Blasenschließmuskel, der zur Beckenbodenmuskulatur gehört. In unmittelbarer Nähe befinden sich beidseits der Prostata die Samenblasen. Zum Rücken hin grenzt die Prostata an den Enddarm.
Anatomie der Prostata: Die Vorsteherdrüse gliedert sich in zwei Lappen, die den oberen Teil der Harnröhre umschließen. Umgeben ist sie von einer Gewebehülle, der sogenannten Prostatakapsel. Die Prostata selbst besteht neben Drüsengewebe vorwiegend aus Muskel- und Bindegewebe. Sie lässt sich zudem in verschiedene Zonen unterteilen:
- Die äußere (periphere) Zone der Prostata grenzt nach hinten an den Darm. Daher können Ärzte diesen Bereich der Prostata über den Enddarm auf mögliche Veränderungen abtasten. Das passiert zum Beispiel, wenn ein Mann Beschwerden hat oder eine Untersuchung zur Prostatakrebs-Früherkennung in Anspruch nimmt.
- Die innere (transitionale) Zone, also der mittlere Bereich der Prostatadrüse, umschließt die Harnröhre. Ab dem 50. Lebensjahr beginnt diese Zone bei einigen Männern zu wachsen.
- Die zentrale Zone umgibt die Samenwege innerhalb der Prostata. Sie befindet sich im oberen hinteren Teil der Prostata und lässt sie daher nicht über den Darm abtasten. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung können Ärzte Veränderungen an der Prostata und im Gewebe jedoch feststellen.
Funktionen der Prostata: Die Hauptaufgabe der Drüse ist es eine milchig-weiße Flüssigkeit (Sekret) zu bilden. Spermien benötigen dieses Sekret der Prostata, damit sie beim Samenerguss beweglich genug sind und eine Eizelle befruchten können. Wichtig dafür ist das sogenannte prostataspezifische Antigen (PSA). Dieses Eiweiß aus dem Prostatasekret macht das Sperma dünnflüssiger. Ob ein Mann zeugungsfähig ist, hängt also auch von der Funktion der Prostata ab.
Prostataspezifisches Antigen (PSA)
PSA ist ein Eiweiß, das fast ausschließlich in der Prostata hergestellt wird. Mit einem Bluttest lässt sich der PSA-Wert bei Männern untersuchen. Ist der Wert verändert, kann das auf eine Erkrankung der Prostata hinweisen. Ob und wann dies zur Früherkennung von Krebs der Prostata sinnvoll ist, wird noch untersucht.
Mehr zum Thema lesen Sie unter Früherkennung und PSA-Test.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Broschüren und Informationsblätter zu Prostatakrebs
Wir bieten zu ausgewählten Fragestellungen rund um Krebs eigene kurz gefasste Informationsblätter an. Diese Infoblätter können als PDF-Datei heruntergeladen und ausgedruckt werden:
- Broschüre "Örtlich begrenzter Prostatakrebs" (PDF)
- Informationsblatt "Prostatakarzinom: PSA-Wiederanstieg nach Operation" (PDF)
- Informationsblatt "Prostatakarzinom: PSA-Wiederanstieg nach Strahlentherapie" (PDF)
Kostenlos erhältliche Broschüren zum Thema Krebs gibt es auch von anderen Anbietern. Wir haben für Sie eine Liste im allgemeinen Broschürenverzeichnis unter dem Stichwort “Prostatakrebs” zusammengestellt.
Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)
Leitlinien für Patienten
Für Prostatakrebspatienten bietet das "Leitlinienprogramm Onkologie" der Deutschen Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) neben den Fachleitlinien auch gut verständliche Patientenleitlinien zu Prostatakrebs (aufgerufen am: 17.10.2024) an.
Leitlinien und Fachempfehlungen
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Prostatakarzinom, Langversion 7.0, 2024, AWMF Registernummer: 043/022OL (Stand 05/2024, aufgerufen am: 17.10.2024)
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung, Langversion 2.2, 2020, AWMF Registernummer: 128/001OL (Stand 09/2020, aufgerufen am: 17.10.2024)
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten, Langversion 2.1, 2023, AWMF Registernummer: 032/051OL (Stand 08/2023, aufgerufen am: 17.10.2024)
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Langversion 1.3, 2020, AWMF Registernummer: 032/054OL, (Stand 02/2020 , aufgerufen am 17.10.2024)
European Association of Urology (EAU): Prostate cancer. EAU Guidelines (in englischer Sprache). Edn. presented at the EAU Annual Congress Paris 2024. ISBN 978-94-92671-23-3. EAU Guidelines Office, Arnhem, The Netherlands. (aufgerufen am: 17.10.2024)
European Association of Urology (EAU). White Paper On Prostate Cancer - Recommendations for the EU Cancer Plan to tackle Prostate Cancer. (aufgerufen am: 17.10.2024)
Epidemiologie
Das Robert Koch-Instituts (RKI) veröffentlicht auf seiner Internetseite aktuelle Zahlen zur Häufigkeit von Prostatakrebs in Deutschland sowie zur Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit, siehe Krebs in Deutschland 2019/2020.
Patientenportal
Die Urologische Stiftung Gesundheit ist ein Patientenportal mit aktuelle Informationen zu urologischen Erkrankungen sowie zu möglichen Vorsorgemaßnahmen.
Fachgesellschaft
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) ist eine Vereinigung von Urologinnen und Urologen und urologisch interessierten Ärztinnen und Ärzten. Ihr Ziel ist es, Wissenschaft, Lehre, Fort- und Weiterbildung und Krankenversorgung auf dem Gebiet der Urologie zu fördern. Dafür veranstaltet der Verein regelmäßig eine Jahrestagung, die mit einem Kongress einhergeht.
Fachartikel (Auswahl)
Clouston D, Bolton D. In situ and intraductal epithelial proliferations of prostate: definitions and treatment implications. Part 1: Prostatic intraepithelial neoplasia. BJU Int. 2012;109(suppl 3):22-26.
Wiener S, Haddock P, Cusano J, Staff I, McLaughlin T, Wagner J. Incidence of clinically significant prostate cancer after a diagnosis of atypical small acinar proliferation, high-grade prostatic intraepithelial neoplasia, or benign tissue. Urology. 2017;110:161-165.
Xu X, Fallah M, Tian Y, Mukama T, Sundquist K, Sundquist J, Brenner H, Kharazmi E. Risk of invasive prostate cancer and prostate cancer death in relatives of patients with prostatic borderline or in situ neoplasia: A nationwide cohort study. Cancer. 2020 Oct 1;126(19):4371-4378. doi: 10.1002/cncr.33096.
Arzneimittelinformationen
Als Quelle für Aussagen zu Medikamenten hat der Krebsinformationsdienst aktuelle Fachinformationen der Hersteller herangezogen (über www.fachinfo.de für Fachkreise zugänglich). Frei zugänglich sind Arzneimittelinformationen in deutschen Datenbanken, aktuelle Hinweise des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) sowie die Informationen der EU-Arzneimittelbehörde EMA.
Zu neueren Arzneimitteln können als Quelle auch Nutzenbewertungen gemäß § 35a des SGB V herangezogen werden. Die bisher vorliegenden Texte sind abrufbar beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin mit dem Stichwort "Projekte", dann "Projekte und Ergebnisse".
Weitere Veröffentlichungen
Eine Auswahl weiterer Fachveröffentlichungen findet sich jeweils am Ende der Einzeltexte zum Prostatakarzinom.