- Amalgam ist ein Stoffgemisch, das hauptsächlich aus Quecksilber besteht.
- Quecksilber ist in hohen Mengen giftig, weshalb Zahnfüllungen aus Amalgam in der Öffentlichkeit und unter Fachleuten viel diskutiert sind. Bisher gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege für ein Krebsrisiko durch Amalgamfüllungen.
- Fachleute raten Krebserkrankten davon ab, intakte Amalgamfüllungen zu entfernen.
Krebs durch Amalgam? Risiko eher unwahrscheinlich
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Belege für ein Krebsrisiko durch Amalgam-Zahnfüllungen.
- Wie Fachleute das Krebsrisiko bewerten, können Sie im Abschnitt Detailwissen: So bewerten Experten das Krebsrisiko durch Amalgam nachlesen.
Amalgame sind sogenannte Quecksilber-Legierungen. Diese Stoffgemische bestehen neben dem Hauptbestandteil Quecksilber aus weiteren Metallen wie Silber, Zinn und Kupfer.
Amalgam wurde in der Zahnmedizin mehr als 100 Jahre als Material zur Zahnfüllung verwendet, weil es sich aus verschiedenen Gründen als günstig erwiesen hat:
- Das Material ist preisgünstig, haltbar, weich und dadurch leicht formbar und behandelt Zähne mit Karies effektiv.
- Es eignet sich vor allem für größere Defekte in Seitenzähnen mit hoher Kaubelastung.
Amalgam in der Zahnmedizin: ab 2025 verboten
Mit der Überarbeitung der Quecksilberverordnung steht fest: Ab dem 1. Januar 2025 sind Amalgam-Füllungen generell verboten, da es ausreichend alternative Zahnfüllungen ohne Amalgam gibt.
- Die Ausnahme: Wenn Zahnärzte es für zwingend notwendig erachten, können bestimmte Personengruppen weiterhin Amalgamfüllungen erhalten.
Wieso zukünftig auf Amalgam in der Zahnmedizin verzichten? Es gibt kein zwar wissenschaftlich belegtes Krebsrisiko durch Amalgamfüllungen. Der Hauptbestandteil der Füllung, das Quecksilber, ist jedoch in bestimmten Mengen giftig für den Menschen und schädlich für die Umwelt.
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Gesundheitsrisiko durch Amalgam?
Unter Fachleuten viel diskutiert ist ein Bestandteil von Amalgam-Zahnfüllungen: das Quecksilber. Denn: In bestimmten Mengen ist Quecksilber für Menschen und Tiere giftig.
Quecksilber ist ein Metall, das in der Umwelt natürlich vorkommt. Es befindet sich in geringen Mengen in der Luft, im Boden, in Gewässern und in Lebensmitteln wie beispielsweise Fisch. Die jeweils zuständigen Behörden kontrollieren den Quecksilbergehalt regelmäßig.
- Das Umweltbundesamt (UBA) gibt einen Überblick zum Risiko durch Quecksilber und beantwortet häufige Fragen.
Welches Risiko besteht bei Amalgamfüllungen? Quecksilber kann in sehr kleinen Mengen aus Amalgamfüllungen frei werden: beispielsweise, wenn jemand kaut oder mit seinen Zähnen knirscht – auch amalgamfreie Füllmaterialien können dabei Inhaltstoffe freisetzen.
Daneben kann auch die sogenannte Korrosion von Amalgamfüllungen die Menge an Quecksilber im Körper erhöhen. Die enthaltenen Metalle reagieren dabei mit dem Speichel, was das Amalgam nach und nach in seine Bestandteile zersetzen kann.
- Welche Nebenwirkungen dadurch auftreten können und wann es nötig ist Amalgamfüllungen zu entfernen, erfahren Sie im Abschnitt Zahngesundheit und Krebs: intakte Amalgamplomben nicht entfernen.
Gut zu wissen
Laut Experten der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde nimmt man Quecksilber durch Amalgam-Zahnfüllungen in ungefähr der gleichen Menge auf wie über die Nahrung. Diese Menge ist laut 2 großen Studien (mit einem langem Nachbeobachtungszeitraum) unbedenklich für die Gesundheit:
- Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit GerES
- Umweltprobenbank des Bundes (Suchbegriffe: Zeittrend der Quecksilberbelastung in Blut und Urin).
Aber: Mit zunehmender Zahl und Größe der Amalgamfüllungen steigt auch die Belastung mit Quecksilber.
Quecksilberbelastung bei Amalgam-Entfernung in der Regel gering: Ist eine Amalgam-Zahnfüllung ausgehärtet, ist das Quecksilber fest darin gebunden. Während eine Amalgamfüllung aushärtet oder entfernt wird, kann Quecksilber aber dampfförmig frei werden. Um die durchschnittliche Quecksilberbelastung für Patienten und das zahnärztliche Personal zu minimieren, gibt es eine Reihe verschiedener Maßnahmen. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V. (DGZMK) hat diese Maßnahmen in einem PDF-Dokument zusammengefasst.
- Wichtig zu wissen: Erst in bestimmten Konzentrationen kann sich Quecksilber gesundheitsschädlich auf das zentrale Nervensystem und die Nieren auswirken.
Zahngesundheit bei Krebs: Soll ich meine Amalgamfüllung entfernen lassen?
Zum Weiterlesen
Flyer "Als Krebspatient zum Zahnarzt" (PDF)
Mehr zu Mund- und Zahnpflege während der Krebstherapie und Tipps zum Umgang mit den Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung hat der Krebsinformationsdienst in einem eigenen Text zusammengestellt.
Experten empfehlen nicht, intakte Amalgamfüllungen entfernen zu lassen – das gilt sowohl für Menschen mit als auch ohne Krebs. Eine Quecksilberentgiftung mit ausleitenden Medikamenten empfehlen Fachleuten ebenfalls nicht.
Das hat verschiedene Gründe: beispielsweise kann mit der Entfernung auch gesunde Zahnstrukturen verloren gehen. Hinzu kommt: Wenn intakte Amalgamfüllungen entfernt werden, kann dies kurzzeitig verstärkt Quecksilberdämpfe freisetzen.
Die Ausnahmen: Wann sollten Amalgamfüllungen entfernt werden? Aus den folgenden medizinischen Gründen kann es notwendig sein, Amalgamfüllungen zu entfernen:
- Eine Patientin oder ein Patient reagiert allergisch auf das Amalgam.
- Patienten haben verschiedene Metalle als Zahnfüllungen im Mund und berichten von einem beeinträchtigten Geschmack. Ursache dafür können sogenannte elektrochemische Wechselwirkungen sein.
- Es liegen Entzündungen im Mundbereich, die sogenannte Knötchenflechte (fachsprachlich: Lichen ruber planus), vor.
Amalgamfreie Zahnfüllungen
Fragen Sie Ihren Zahnarzt
Welches amalgamfreie Material sich in ihrer Situation eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählt beispielsweise der Gebisszustand oder auch vorhandene Allergien.
Es gibt verschiedene Zahnfüllungen ohne Amalgam:
- Kunststoffüllungen (Kompositfüllung),
- nicht-metallische Legierungen aus Keramik
- Metalllegierungen aus Edelmetallen wie Gold
- Glasionomerzement, eine Mischung aus Carbonsäuren, anorganischen Füllkörpern und Wasser
- oder Kompomere, sie bestehen aus Komposit und Glasionomerzement.
Welche Zahnfüllung bezahlt die Krankenkasse? Weil ab 2025 Amalgamfüllungen verboten sind, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ausgewählte Zahnfüllungen ohne Amalgam – sogenannte selbstadhäsive Materialien. Bei allen anderen Zahnfüllungen müssen gesetzlich Versicherte einen gewissen Betrag zuzahlen. Die behandelnden Zahnärztinnen und Zahnärzte sind jedoch verpflichtet, vorher über anfallende Mehrkosten aufzuklären.
- Gut zu wissen: Welche Füllungen von der Krankenkasse übernommen werden, ist im Einheitlichen Bewertungsmaßstab für zahnärztliche Leistungen (BEMA) festgelegt.
Lexikon: Selbstadhäsive Materialien
Selbstadhäsive Materialien sind eine bestimmte Gruppe von Zahnfüllungen. Sie benötigen keine weitere Substanz (Haftvermittler), um an der Zahnoberfläche zu haften.
Zu den selbstadhäsiven Materialien gehören Glasionomerzemente, Glasionomerzemente mit Kunststoffanteilen (Kunststoffmodifizierte Glasionomerzemente), Glas-Hybride und spezielle Komposite (Selbstadhäsive Komposit-Hybrid).
Risiken sind nicht ausgeschlossen: Bisher gibt es keine Ergebnisse aus Langzeitstudien zu möglichen Risiken von Zahnersatzmaterialien ohne Amalgam. Aus diesem Grund lassen sich Risiken für diese Zahnfüllungen aus Sicht von Experten nicht sicher ausschließen.
- Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) hat in einer Patienteninformation (PDF) die möglichen Risiken verschiedener Zahnfüllungsmaterialien zusammengefasst.
Risiken verringern durch Karies-Vorsorge
Eine gute Zahnhygiene und eine zuckerarme Ernährung sind wichtige Vorsorgemaßnahmen für gesunde Zähne. Dadurch lassen sich mögliche Risiken durch Zahnersatzmaterialien vermeiden.
Detailwissen: So bewerten Experten das Krebsrisiko durch Amalgam
Datenlage nicht ausreichend: Was bedeutet das?
Bisher ist für Amalgam zwar kein Krebsrisiko bestätigt. Die Datenlage reicht jedoch nicht aus, um es als "nicht krebserregend" einzustufen.
Weder die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben metallische Stoffgemische mit Quecksilber, wie beispielsweise Amalgam, bezüglich ihres Krebsrisikos eingestuft. Der Grund: Die Datenlage ist nicht ausreichend.
Das Element Quecksilber und Quecksilber in Verbindung mit anderen Elementen (anorganische Verbindungen) stuft die IARC als nicht bewertbar ein. Das bedeutet: Ein Krebsrisiko ist wissenschaftlich nicht belegt, aber auch nicht ausgeschlossen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlichte 2007 einen Bericht zum Thema "Amalgam". Darin bewertet das RKI unter anderem den Einfluss von Amalgam auf chronische Erkrankungen. Das Fazit:
- Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und chronischen Erkrankungen.
- Ob bestimmte Personengruppen besonders empfindlich auf Amalgam reagieren, muss in weiteren hochwertigen Studien untersucht werden.
2008 untersuchte das Zentrum für naturheilkundliche Forschung an der Technischen Universität München im groß angelegten "Forschungsprojekt Amalgam" Patienten aus 26 verschiedenen deutschen Zahnarztpraxen.
Die einzelnen Teilprojekte untersuchten:
- ob und welche Symptome Amalgamfüllungen verursachen können,
- wie man mögliche Schädigungen feststellen kann,
- wieweit eine Entfernung der Amalgamplomben sich auf die Gesundheit der Patienten auswirkt.
Die Ergebnisse der Teilprojekte:
- Symptome durch Amalgamfüllungen: Eine Vorstudie konnte keinen Zusammenhang zwischen der Anzahl von Amalgamfüllungen und den Symptomen nachweisen, die die Teilnehmer mit den Metallen in Verbindung brachten.
- Schädigungen durch Amalgam: Die gängigen Tests messen vorhandenes Quecksilber in Speichel und Blut. Sie können daher Personen mit und ohne Amalgamfüllungen voneinander unterscheiden. Laborwerte können jedoch keine Auskunft über mögliche Beschwerden geben.
- Einfluss von entfernten Amalgamfüllungen auf die Gesundheit: Patienten mit entfernten Amalgamfüllungen berichteten von einer Besserung der Symptome.
Aber: Ein spezielles Gesundheitstraining ohne die Füllungen zu entfernen, hatte denselben Effekt.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an hilfreichen Links zum Weiterlesen und Quellen, die für die Erstellung dieses Textes genutzt wurden.
Die Bundeszahnärztekammer bietet Patientinnen und Patienten Hintergründe und Adressen zur Zahngesundheit.
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung bietet auf ihrer Internetseite eine Adresssuche aller in Deutschland tätiger Zahnärzte.
Im Amtsblatt der Europäischen Union wurde im Juni 2024 die Verordnung des Europäischen Parlaments und Rates zur Änderung der EU-Quecksilberverordnung veröffentlicht. Stand 10.07.2024. Abgerufen am 10.01.2025.
Die aktuelle Stellungnahme der EU zu Amalgam ist als PDF abrufbar in englischer Sprache. Von dort aus führen Links auch zu den verwendeten Quellen und den beschlossenen weiteren Schritten.
Stellungnahme der Bundeszahnärztekammer “Amalgam | EU-Quecksilberverordnung (EU) 2017/852“ von 2024.
Die Europäische Kommission hat auf ihrer Website Informationen zu Amalgamfüllungen zusammengefasst. Stand 2008. Abgerufen am 10.01.2025.
Die Kommission "Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin" des Robert Koch-Institus (RKI) hat 2007 einen Materialienband zur Kommissionsmitteilung "Amalgam" herausgegeben. Dieser ist auf der Internetseite des RKI als PDF abrufbar.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat außerdem 2009 ein Themenheft zum Thema Mundgesundheit herausgegeben. Interessierte können es ebenfalls als PDF lesen und herunterladen.
Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC hat das Krebsrisiko von Quecksilber und seine anorganischen Verbindungen bewertet: Die Bewertung ist in englischer Sprache als PDF abrufbar.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2009 über den aktuellen wissenschaftlichen Stand zu Zahnersatzmaterialien beraten. Die Ergebnisse des Expertentreffens "Future Use of Materials for Dental Restoration" sind auf der Internetseite der WHO in englischer Sprache als PDF abrufbar.
Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), die Arzneimittelbehörde der USA, hat auf ihrer Internetseite Empfehlungen zur Verwendung von Amalgamfüllungen veröffentlicht. Stand: 18.02.2021. Abgerufen am 10.01.2025.
Fachartikel (Auswahl)
Bartel-Steinbach M, Lermen D, Gwinner F, Schäfer M, Göen T, Conrad A, Weber T, von Briesen H, Kolossa-Gehring M. Long-term monitoring of mercury in young German adults: Time trend analyses from the German Environmental Specimen Bank, 1995-2018. Environ Res. 2022 May 1;207:112592. doi: 10.1016/j.envres.2021.112592.
Presseinformationen des "Forschungsprojekts Amalgam" (German Amalgam Trial) der Technischen Universität München aus dem Jahr 2008 sind als PDF-Datei abrufbar.
Die Forschungsergebnisse wurden unter anderem veröffentlicht in:
- Melchart D, Vogt S,Köhler W,Streng A,Weidenhammer W, Kremers L, Hickel R, Felgenhauer N, Zilker T, Wühr E, Halbach S (2008). Treatment of health complaints attributed to amalgam. J Dent Res 2008; 87: 349-353. doi: 10.1177/154405910808700410.
- Melchart D, Köhler W, Linde K, Zilker T, Kremers L, Saller R, Halbach S (2008). Biomonitoring of mercury in patients with complaints attributed to dental amalgam, healthy amalgam bearers, and amalgam-free subjects: a diagnostic study. Clin Toxicol 2008; 46: 133–140. doi: 10.1080/15563650701324211.