Grafische Darstellung verschiedenartiger Tabletten, über einige ist eine Handlupe gelegt.

Arzneimittel und Komplementärmedizin in der Onkologie

Aktualisiert am:

  • Ärztinnen und Ärzte sind häufig mit Fragestellungen konfrontiert, die über den Inhalt der Fachinformation hinausgehen. krebsinformationsdienst.med hat für Sie neutrale und unabhängige Seiten zusammengestellt, auf denen Sie sich zu Arzneimitteln informieren können. 
  • Hier finden Sie beispielsweise Recherchequellen zum Zulassungsstatus, zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zur frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln.
  • Außerdem finden Sie Quellen, die neutral und evidenzbasiert zu komplementären und alternativen Methoden (KAM) informieren.

Gut zu wissen

Bei der Auswahl der aufgeführten Links und Verweise achtet krebsinformationsdienst.med auf Unabhängigkeit und Ausgewogenheit, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Zu den meisten Themen gibt es noch weitere Informationsanbieter.

European Medicines Agency (EMA)

Wird ein Krebsmedikament für den deutschen Markt neu zugelassen, läuft dieser Prozess über die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Auf der EMA-Homepage sind die Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichte (EPAR) aller zentral zugelassenen Arzneimittel sowie eine verständliche Zusammenfassung für die allgemeine Öffentlichkeit hinterlegt. Außerdem sind dort Arzneimittel zu finden, deren Zulassung beantragt wurde oder die kürzlich vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) bewertet wurden ("medicines under evaluation").

Europäische Kommission

Im öffentlichen Arzneimittelregister (Union Register) der Europäischen Kommission sind alle europaweit zugelassenen Human- und Tierarzneimittel gelistet. Hinzu kommen Arzneimittel, deren Zulassung europaweit widerrufen wurde ("withdrawn"), ausgesetzt ("suspended"), abgelaufen ("expired") oder abgelehnt ("refused") ist. Zudem gibt es eine Liste der Arzneimittel, die unter zusätzlicher Überwachung ("additional monitoring") sind.

Paul-Ehrlich-Institut (PEI)

Das PEI, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, führt ein Verzeichnis aller in seinem Zuständigkeitsbereich zugelassenen Arzneimittel. Für die Onkologie von besonderer Relevanz sind hier die monoklonalen Antikörper sowie die Arzneimittel für neuartige Therapien ("Advanced Therapy Medicinal Products", ATMP), die auch Tumorimpfstoffe umfassen. Auf den Arzneimittel-Seiten des PEI lassen sich beispielsweise Zulassungsstatus, -datum und -inhaber sowie aktuelle Sicherheitsinformationen recherchieren.

Arzneimittel-Informationssystem (AMIce)

In Deutschland gibt es für Arzneimittel-Recherchen das Arzneimittel-Informationssystem (AMIce, früher AMIS) bereitgestellt vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM, seit Mai 2020 sind DIMDI und BfArM zusammengeführt). Im öffentlichen Teil können kostenfrei über vier Module verschiedene Inhalte recherchiert werden, beispielsweise Darreichungsform, Angaben zur Verkehrsfähigkeit und Packungsbeilagen von Arzneimitteln. Erweiterte Informationen sind nur nach Bezahlen einer Pauschale verfügbar.

Onkopedia

Das Informationsportal Onkopedia der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO) bietet einen schnellen Überblick über zugelassene onkologische Arzneistoffe mit abgeschlossener Nutzenbewertung. Neben dem Ergebnis der Nutzenbewertung lassen sich weitere Informationen recherchieren: die Indikation, wesentliche Ergebnisse der Zulassungsstudien mit Quellenangaben sowie Links auf die zugehörige Fachinformation und auf Leitlinien, die dieses Arzneimittel in ihrer Bewertung berücksichtigen.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)

Die AkdÄ informiert auf ihrer Homepage über neu zugelassene Arzneimittel sowie über Indikationen, therapeutischen Nutzen und Preise von bereits zugelassenen Medikamenten. Verschiedene Leitfäden sowie Therapieempfehlungen geben Hinweise und Anleitungen zur Arzneimitteltherapie in der Praxis.

Bei Fragen nach unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) ist die erste und wichtigste Quelle die Fachinformation. Diese umfasst vor allem UAW, die in den Zulassungsstudien bekannt geworden sind, und in selteneren Fällen auch solche, die nach Markteinführung beobachtet wurden. Nicht selten tritt aber die Situation ein, dass ein unerwünschtes Ereignis unter einer Arzneimitteltherapie neu beobachtet wird und gemeldet werden soll. Um zu recherchieren, ob vergleichbare Verdachtsfälle schon einmal dokumentiert wurden, kann man auf verschiedene Datenbanken zurückgreifen.

EudraVigilance-Datenbank

Die Zusammenführung aller in Deutschland aufgetretenen Verdachtsfälle von Nebenwirkungen erfolgt seit November 2017 in der EudraVigilance-Datenbank der Europäischen Arzneimittelagentur EMA. Da es sich um eine europäische Datenbank handelt, geht der erfasste Datenumfang über die Verdachtsfälle in Deutschland hinaus. Mit einer Filterfunktion können zu einzelnen Nebenwirkungsbegriffen, Wirkstoffen, Zeiträumen und Altersgruppen unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) gesucht werden. Es gibt einen öffentlichen Zugang zu der Datenbank.

Food and Drug Administration (FDA)

Das FDA Adverse Event Reporting System (FAERS) ist eine Datenbank mit Verdachtsfällen von Arzneimittelnebenwirkungen, die der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gemeldet wurden. Analog zum Vorgehen der europäischen Arzneimittelagentur EMA gibt es auch hier einen öffentlichen Zugang (Public Dashboard). Über diesen Zugang können bereits gemeldete unerwünschte Ereignisse eines Arzneimittels recherchiert werden.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)

Die AkdÄ bietet auf ihrer Homepage relevante Informationen zur Arzneimittelsicherheit wie einen Newsletter (Drug Safety Mail) mit Risikoinformationen zu Arzneimitteln, aktuelle Bekanntgaben und Mitteilungen zu Risiken oder Rote-Hand-Briefe.

Orale Krebstherapie

Beratungszentrum orale Tumortherapie (AMBORA)

Das interprofessionelle Kompetenz- und Beratungszentrum am Comprehensive Cancer Center (CCC) Erlangen-Europäische Metropolregion Nürnberg will die Arzneimitteltherapiesicherheit bei oraler Tumortherapie optimieren. Es betreut und schult vor Ort behandelte Patientinnen und Patienten. Die Angebote für Fachkreise umfassen zum Beispiel eine pharmazeutische/pharmakologische Beratung für verordnende Ärztinnen und Ärzte. Außerdem können verschiedene Informationsmaterialien für die Patientenaufklärung heruntergeladen werden, etwa Arzneimittelmerkblätter oder Einnahmepläne. Fachleute erhalten Zugang zu den Materialien mit einer DocCheck-Anmeldung.

Oralia-Initiative der DGOP

Die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) stellt im Rahmen der Oralia-Initiative Informationen rund um die orale Krebstherapie zur Verfügung. Diese richten sich an alle Berufsgruppen, die Patientinnen und Patienten während einer oralen Krebstherapie professionell begleiten. Im Bereich Beratungstools können verschiedene Informationsmaterialien heruntergeladen werden, zum Beispiel eine Übersicht zu Einnahmezeitpunkten oder eine Auflistung von Medikamenten mit emetogenem Risiko.

Medikamentöse Therapie in der Palliativmedizin

Das Kompetenzzentrum Palliativpharmazie der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am LMU Klinikum in München bietet Arzneimittelinformationen für alle Berufsgruppen der Palliativmedizin. Das Beratungsangebot richtet sich an ärztliches Personal, Pflegekräfte sowie Apothekerinnen und Apotheker, die Beratung und/oder Informationen im Rahmen der medikamentösen Therapieplanung in der Palliativmedizin benötigen. Zudem gibt es Informationen speziell zum Off-Label-Use.

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

Der G-BA ist für die frühe Nutzenbewertung nach § 35a SGB V zuständig. Auf seinen Internetseiten gibt er eine Übersicht über alle Bewertungsverfahren. Hier kann man sich auch informieren, ob der G-BA eine Nutzenbewertung aktuell durchführt oder bereits abgeschlossen hat.

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Der G-BA kann das IQWiG mit der Nutzenbewertung beauftragen. Nach den Ergebnissen einer Nutzenbewertung durch das IQWiG kann unter "Projekte und Ergebnisse" gesucht werden.

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)

Das Wirkstoffverzeichnis der KBV wurde zum 1. Oktober 2020 eingestellt. Bislang enthielt die Webseite ein alphabetisch sortiertes Verzeichnis aller vom G-BA bewerteten Wirkstoffe. Relevante Beschlussinhalte werden für Ärzte nun in der Arzneimittel-Verordnungssoftware abgebildet.

Da komplementäre und alternative Methoden (KAM) unter Krebsbetroffenen inzwischen weit verbreitet sind, nimmt die Zahl an entsprechenden Informationen und Angeboten im Internet rasant zu. Manchmal ist es nicht leicht, zwischen seriösen und unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Im Folgenden sind Seiten von Behörden und Fachgesellschaften aufgeführt, die neutral und evidenzbasiert zu KAM informieren.

CAM Cancer

CAM Cancer ist eine frei zugängliche, unabhängige Plattform für Fachleute, die evidenzbasierte Informationen zu komplementären und alternativen Methoden (KAM) in der Onkologie anbietet. Sie liegt im Verantwortungsbereich des norwegischen National Research Center for Complementary and Alternative Medicine (NAFKAM). Die englischsprachigen Evidence-based summaries fassen Daten zu Grundlagen und Anwendung sowie Wirksamkeit und Sicherheit komplementärer und alternativmedizinischer Verfahren in Form von kurzen, mit Quellen belegten Monographien zusammen.

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO)

Die DGHO bietet im Rahmen einer Kooperation mit CAM Cancer deutsche Übersetzungen der CAM Summaries unter "Komplementäre und alternative Therapieverfahren" an. Übersetzung und Aktualisierung erfolgen in Zusammenarbeit mit KOKON, dem deutschen Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie.

National Cancer Institute (NCI)

Das US-amerikanische NCI bietet auf seinen Internetseiten Informationen zu krebsspezifischen komplementären und alternativen Methoden (KAM) für Patientinnen und Patienten und Fachleute an.

Office of Cancer Complementary and Alternative Medicine (OCCAM)

Zum NCI gehört das OCCAM. Dies bietet eine alphabetische Liste verschiedener KAM-Therapien an, die teilweise auf kooperierende Institutionen verweist.

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Neben vielen anderen Themen nimmt sich das BfR auch der Risiken einiger komplementärer und alternativer Methoden (KAM) an. Ein typisches Beispiel sind etwa Nahrungsergänzungsmittel oder zur KAM-Therapie genutzte Lebensmittel wie bittere Aprikosenkerne. Auf den Internetseiten des BfR können Interessierte Stellungnahmen, Veröffentlichungen oder europaweite Entscheidungen zu Gesundheitsrisiken der bewerteten Methoden nachlesen. Am schnellsten wird man hier über die Suchfunktion oder den A-Z-Index fündig.

Cochrane Österreich (medizin-transparent.at)

Die Seite medizin-transparent.at ist ein Projekt der österreichischen Cochrane-Gruppe: Ziel ist es, die wissenschaftliche Studienlage zu Gesundheitsbehauptungen aus den Medien, der Werbung oder dem Internet zu recherchieren. Das Ergebnis wird für die allgemeine Öffentlichkeit verständlich zusammengefasst. Da die Internetseite auch viele Themen aus dem Bereich der komplementären und alternativen Methoden (KAM) aufgreift, werden Interessierte hier oft fündig, wenn sie Methoden der komplementären Krebstherapie recherchieren möchten.

European Medicines Agency (EMA)

In den Zuständigkeitsbereich der EMA fallen nicht nur zentral zugelassene Arzneimittel, sondern auch Phytotherapeutika zur Anwendung am Menschen (Herbal Medicines for Human Use). Sie werden vom Ausschuss für Phytotherapeutika (Committee on Herbal Medicinal Products, HMPC) wissenschaftlich bewertet. Schwerpunkte liegen bei der traditionellen Anwendung sowie der Studienlage zur Wirksamkeit und Sicherheit. Das Ergebnis der Bewertung wird in Monographien zusammengefasst. Zu jedem bewerteten Präparat gibt es auch eine Zusammenfassung der Monographie für die allgemeine Öffentlichkeit auf Englisch.

National Center for Complementary and Integrative Health (NCCIH)

Das US-amerikanische NCCIH bietet umfassende Informationen zu vielen Themen der Komplementärmedizin. Zu finden sind beispielsweise allgemeine Informationen und Fakten, Forschungsergebnisse sowie Sicherheitsinformationen zu den einzelnen Methoden. Für Fachleute wird außerdem ein A–Z mit direkten Links auf die medizinische Fachliteraturdatenbank PubMed mit voreingestellten Suchbegriffen angeboten: Dies ermöglicht eine Suche nach systematischen Übersichtsarbeiten sowie randomisierten kontrollierten Studien zu der Methode.

Zum Weiterlesen

Im Informationsblatt "Arzneimittelinformation: Anlaufstellen für Ärzte" (PDF) finden Fachkreise weitere nützliche Links und Adressen.

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