Der Beratungsbedarf bei Krebspatienten steigt
Die orale Tumortherapie wird immer wichtiger. Daher ist es notwendig, Betroffene intensiver zu informieren und zu begleiten: Klassische Zytostatika werden selten im häuslichen Umfeld, sondern überwiegend in Klinik oder Praxis gegeben. Orale Tumortherapeutika wie Tyrosinkinasehemmer nehmen Krebspatienten dagegen selbstständig ein. Ärzten und Apothekern kommt damit eine wachsende Verantwortung zu: Individuelle Einnahmepläne müssen mit den Betroffenen ebenso besprochen werden wie detaillierte Anweisungen zum Umgang mit den Medikamenten.
Die Compliance sicherstellen
Gerade bei oralen Krebsmedikamenten, die Patienten eigenverantwortlich einnehmen, ist die Stärkung der Therapietreue (Compliance) besonders wichtig. Bekannt ist, dass die Compliancerate hier stark schwankt: Der Anteil der Krebspatienten, der orale Medikamente so einnimmt, wie es vorgesehen ist, liegt – je nach untersuchter Patientengruppe – zwischen weniger als 20 % und 100 %. Neben Therapieverweigerern finden sich auch "Overuser" – beide Haltungen können schwerwiegende Folgen haben. Aus klinischen Studien weiß man: je intensiver die Beratung, desto besser die Compliance.
Auf arzneispezifische Besonderheiten eingehen
Bei der Aufklärung sollten Ärzte und Apotheker sowie Pflegefachleute nicht nur auf Wirkung, Nebenwirkungen und Interaktionen eingehen. Wichtiges Thema im Gespräch müssen auch arzneispezifische Besonderheiten sein: Gerade bei oralen zielgerichteten Therapien (vor allem Tyrosinkinaseinhibitoren) spielen beispielsweise Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln eine große Rolle. Bei vielen dieser Wirkstoffe beeinflusst Nahrung die Geschwindigkeit und das Ausmaß, mit dem die Substanz aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert wird (Food-Effekte). Patienten sollten deshalb auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass der Zeitpunkt der Einnahme (vor, zu oder nach den Mahlzeiten) sehr wichtig sein kann.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
1Die Mitteilung des Deutschen Arzneiprüfungsinstitutes e.V. (DAPI) ist abrufbar unter www.dapi.de/nc/aktuelles/zahl-des-monats/details/article/in-den-jahren-2013-bis-2017-hat-der-absatz-oraler-tumortherapeutika-um-184-zugenommen/. Aufgabe des Institutes ist es unter anderem, zur Arzneimittelsicherheit zu forschen und Untersuchungen auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung durchzuführen. Weitere Publikationen finden sich unter www.dapi.de.
Fachartikel
Partridge AH, Avorn J, Wang PS, Winer EP (2002). Adherence to therapy with oral antineoplastic agents. J Natl Cancer Inst. 94(9):652-61. doi: 10.1093/jnci/94.9.652
Informationsmaterial für Sie und Ihre Patienten
Sie suchen selbst Arzneimittelinformationen? Dann können das Informationsblatt "Arzneimittelinformation: Anlaufstelle für Ärzte" (PDF) des Krebsinformationsdienstes oder die Linksammlung in unserem Ressourcen-Center zu Arzneimittel und Komplementärmedizin in der Onkologie hilfreich sein.
Einen allgemeinverständlichen Überblick zu neuen Krebstherapien für Ihre Patienten bietet der Krebsinformationsdienst in seinem Informationsblatt "Neue Krebstherapien: Zielgerichtete Therapie, Immuntherapie, Virotherapie" (PDF).
Einen wesentlichen Anteil an der oralen Tumortherapie haben "targeted therapies". Detailliert werden sie dargestellt in dem Informationsblatt "Zielgerichtete Krebstherapien: Wie funktionieren sie?" (PDF).
Was Patienten bei der Einnahme von Arzneimitteln beachten sollten, damit es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen oder Risiken kommt, fasst das Informationsblatt "Umgang mit Arzneimitteln: Tipps für Krebspatienten" (PDF) zusammen.
Alle Informationsblätter stehen zum Laden und Ausdrucken zur Verfügung oder können hier bestellt werden.