Mann steht vor einer Pfanne und gibt geschnittenes Gemüse dazu.

Diäten bei Krebs: Wie sinnvoll sind sie?

Einseitige Ernährung kann schaden

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  • Entgiften, fasten, den Tumor "aushungern" – vermeintliche Ernährungstipps bei Krebs gibt es viele.
  • Ein Nutzen von speziellen Diäten bei Krebs ist bisher jedoch nicht belegt: Eine "Krebsdiät", mit der man gezielt den Tumor bekämpfen kann, gibt es nicht.
  • Manche Diät- und Ernährungsformen können Patientinnen und Patienten sogar schaden – etwa dann, wenn die Auswahl an Nahrungsmitteln stark eingeschränkt wird.

Ernährung bei Krebs

In diesem Text geht es um die Ernährung von Krebspatientinnen und -patienten. Welchen Stellenwert die Ernährung zur Vorbeugung von Krebs hat, erfahren Sie unter Ernährung und Krebsvorbeugung.

Wichtig: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Grüne Smoothies
Bei einer Krebserkrankung sollten Patientinnen und Patienten auf strenge oder einseitige Diäten besser verzichten.
Bild: © evita-ochel, Pixabay

Ratschläge zu einzelnen Lebensmitteln, die angeblich Krebs bekämpfen oder einen Tumor "füttern"; strenge Diätformen, die bei der Heilung helfen sollen; Kuren zur Entgiftung nach einer Chemotherapie – auf solche Ratschläge stoßen Betroffene zum Beispiel im Internet.

Auch wenn viele Ideen zunächst glaubwürdig klingen: Mit einer Diät lässt sich Krebs nicht heilen. Wissenschaftliche Belege für eine wirksame "Krebsdiät" gibt es nicht.

Kein Stellenwert bei Krebs: Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) raten ausdrücklich von Krebsdiäten ab. Besonders einseitige Diäten wie etwa Saftkuren können bei Krebspatientinnen und -patienten sogar gefährlich sein, da sie eine Mangelernährung herbeiführen oder verstärken können: Bei einer Mangelernährung fehlen Betroffenen zum Beispiel wichtige Nährstoffe. Oft verlieren sie dadurch ungewollt an Gewicht.

Liegt keine Mangelernährung vor? Dann ist eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung für Krebspatientinnen und -patienten ausreichend und besondere Diäten sind in der Regel nicht nötig. Es kann sich aber lohnen, die eigenen Essgewohnheiten zu prüfen – am besten gemeinsam mit geschulten Fachleuten.

Mangelernährung ärztlich abklären lassen

Manche Krebserkrankungen können zu einer Mangelernährung führen. Patientinnen und Patienten können in dieser Situation spezielle Ernährungstherapien erhalten.

Mehr dazu erfahren Sie in unserem Text Ernährungsberatung und Ernährungstherapie bei Krebs.

Keine wirksame Krebsdiät

Eine Diät, die Krebs heilen kann, gibt es nicht.

Viele Krebsdiäten beruhen auf ähnlichen Vorstellungen: Der Tumor benötigt bestimmte Nährstoffe, die ihm vorenthalten werden können – indem man bei einer Diät darauf verzichtet.
Das ist zwar anschaulich, wissenschaftlich aber oft umstritten oder sogar widerlegt. Zudem stammen viele Erkenntnisse allein aus Studien mit Zellen. Solche Erkenntnisse lassen sich nicht auf den Menschen übertragen.

Wann eine Krebsdiät schaden kann

Eine Krebsdiät kann besonders dann schaden, wenn Patientinnen und Patienten bereits Ernährungsprobleme haben. Je nach Krebsart kann die Nahrungsaufnahme problematisch sein, etwa wenn Schluckbeschwerden bestehen. Auch die Nebenwirkungen mancher Behandlungen wie zum Beispiel Übelkeit oder Appetitlosigkeit können es Betroffenen schwer machen, ausreichend zu essen. Eine zusätzliche Diät kann solche Probleme weiter verstärken.

Besonders einseitige Krebsdiäten sind gefährlich: Dazu zählt zum Beispiel die Krebskur nach Breuss, bei der Patientinnen und Patienten sich 42 Tage lang nur von Säften und Tees ernähren. Auch von der Gerson-Diät ist abzuraten: Sie basiert auf einer streng vegetarischen Ernährung mit begleitenden Kaffee-Rizinus-Einläufen. Durch solche Diäten nehmen Patientinnen und Patienten nicht nur zu wenig Kalorien und Nährstoffe auf, sondern können auch wichtige Mineralstoffe verlieren.

Ketogene Diät bei Krebs: Zucker und Kohlenhydrate meiden?

Haushaltszucker rieselt auf einen kleinen Zuckerberg.
Bei einer ketogenen Diät verzichtet man auf Kohlenhydrate – besonders auf Zucker.
Bild: © 955169, Pixabay

Bei einer ketogenen Diät verzichten Menschen weitgehend auf Kohlenhydrate. Dazu gehört auch, weitgehend auf Obst, Getreideprodukte und Gemüse mit einem hohen Stärkeanteil wie etwa Kartoffeln und Erbsen zu verzichten. Stattdessen ist die Diät fett- und eiweißreich.

  • Gut zu wissen: Auch bei einer Low-Carb-Diät isst man wenige Kohlenhydrate – allerdings werden sie nicht ganz so stark reduziert wie bei einer ketogenen Diät.

Die Idee einer ketogenen Diät bei Krebs beruht auf der sogenannten Warburg-Hypothese, die der Biochemiker Otto Warburg vor 100 Jahren aufgestellt hat. Die Hypothese besagt, dass Krebszellen Energie vor allem durch den Abbau von Glukose gewinnen. Glukose ist ein Baustein von Haushaltszucker und Stärke. Durch den Verzicht auf zucker- und stärkehaltige Lebensmittel soll also die Nahrung für Krebszellen verknappt werden. Die Hypothese konnte bisher weder wissenschaftlich bewiesen noch klar widerlegt werden.

Ketogene Diät bei Krebs nicht empfehlenswert: Für normal- und untergewichtige Patientinnen und Patienten ist eine ketogene Diät nicht zu empfehlen – zu dieser Einschätzung kommen Expertinnen und Experten für die Leitlinie zur Komplementärmedizin bei Krebs.

Der Grund dafür: In Studien hat sich gezeigt, dass Krebserkrankte durch eine ketogene Diät deutlich an Gewicht verlieren. Als Folge kann eine Mangelernährung auftreten. Durch die eingeschränkte Auswahl an Lebensmitteln kann es außerdem zu einer Unterversorgung mit manchen Nährstoffen kommen.

Hinzu kommt: Auch, wenn es Anbieter oder die Werbung manchmal anders darstellen – die bisherigen Studien sind nicht aussagekräftig genug, um eine Wirksamkeit der ketogenen Diät bei Krebs zu belegen. Aus diesem Grund sind für verlässliche Aussagen weitere Studien erforderlich.

Fasten bei Krebs?

Fastenkuren wie zum Beispiel das Heilfasten nach Buchinger können für gesunde Menschen vertretbar sein. Bei Krebspatientinnen und -patienten kann es jedoch zu einem ausgeprägten Mangel an wichtigen Nährstoffen kommen. Fachleute raten Krebserkrankten daher davon ab, zu fasten.

Kurzzeitfasten bei Chemotherapie: Bisher gibt es nur eine begrenzte Anzahl an beweiskräftigen Studien, die das Kurzzeit- oder Intervallfasten bei einer Chemotherapie untersuchen. Manche Betroffene berichteten dabei von weniger starken Nebenwirkungen der Chemotherapie durch das Fasten. Eine aktuelle Übersichtsarbeit, die alle vorliegenden Studien untersucht hat, sieht dafür allerdings keine Belege.

Vegane Ernährung: Auf tierische Lebensmittel verzichten?

Auflaufform mit verschiedenem Gemüse
Eine vegane Ernährung ist rein pflanzlich und verzichtet auf tierische Produkte.
Bild: © Engin Akyurt, Pixabay

Auch eine vegane Ernährung kann als Diätform betrachtet werden. Dabei verzichten Menschen auf alle tierischen Lebensmittel und ernähren sich pflanzenbasiert.

Bisher gibt es nur wenige Studien dazu, welchen Einfluss eine vegane Ernährung bei Krebs hat. Fachleute raten von einseitigen Diäten bei Krebs ab. Darunter kann auch eine vegane Ernährungsweise fallen, da sie die Lebensmittelauswahl einschränkt.

Wer sich bei Krebs vegan ernähren möchte, sollte mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sprechen: Sie können prüfen, ob die Ernährungsform in der individuellen Situation umsetzbar ist.

  • Wenn Sie sich schon länger vegan ernähren, ist es sinnvoll, das Ärzteteam darüber zu informieren. Denn durch eine Krebserkrankung kann sich der Stoffwechsel und die Versorgung mit Nährstoffen verändern.
  • Wenn Sie Ihre Ernährung während der Krebserkrankung umstellen möchten, ist es besonders wichtig, sich dazu an Fachleute zu wenden. Es gibt onkologisch spezialisierte Ernährungsberaterinnen und -berater. Sie können beraten und prüfen, ob eine ausgewogene Ernährung trotzdem gewährleistet ist.

Weitere Diäten und Ernährungstipps

Kleine Gläser mit Himbeeren, Heidelbeeren, Weintrauben sowie bunten Smoothies.
Einzelne Lebensmittel, die Krebs "bekämpfen" können, gibt es nicht.
Bild: © silviarita, Pixabay

Brokkoli, Himbeeren gegen Krebszellen, "Superfoods" oder die Budwig-Diät mit Quark und Leinöl – Tipps rund um die Ernährung bei Krebs gibt es viele. Sie schaden Patientinnen und Patienten zwar nicht unbedingt, sind aber oft einseitig und versprechen zu viel: Etwa eine Wirkung gegen Krebs, die aber nicht in klinischen Studien bewiesen ist.

Lebensmittel wie Zucker, Schweinefleisch oder Tomaten sind auch nicht "giftig" für Krebspatienten – auch wenn sich solche Mythen halten. Betroffene müssen solche Lebensmittel also nicht grundsätzlich meiden. Stattdessen kann es sich lohnen, im Sinne einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung den eigenen Konsum unter die Lupe zu nehmen.

Ein weiterer Ratschlag betrifft das Entschlacken oder Entgiften ("Detox") nach einer belastenden Therapie. Wissenschaftliche Belege, dass durch eine Entgiftungskur Schadstoffe aus dem Körper entfernt werden, gibt es nicht. Zudem ist der Körper selbst in der Lage, Medikamente zum Beispiel einer Chemotherapie abzubauen und auszuscheiden.

Fragen Sie uns!

Sie haben Fragen zu Ernährungstipps oder speziellen Diäten bei Krebs? Unsere Ärztinnen und Ärzte helfen Ihnen gern bei der Einordnung:

Nicht auf eigene Faust handeln

Wer sich für eine Diät oder Ernährungsumstellung interessiert, sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen.

Insgesamt gilt: Eine Diät, mit der sich Krebs heilen lässt, gibt es nicht. Eine gesunde Ernährung kann jedoch dabei helfen, weiteren Krebserkrankungen vorzubeugen.

Deshalb kann es hilfreich sein, die eigenen Essgewohnheiten zu prüfen und möglicherweise anzupassen. Fachleute können dabei unterstützen.

Gut zu wissen: Eine ausgewogene Ernährung kann nicht nur dabei helfen, das Krebsrisiko zu senken – auch für weitere Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt das Risiko.

Die erste Anlaufstelle bei Fragen zur Ernährung sind für viele Patientinnen und Patienten das behandelnde Ärzteteam oder die hausärztliche Praxis. Sie können die persönliche Situation gut einschätzen und an qualifizierte Ernährungsberaterinnen und -berater verweisen.

Darüber hinaus bieten auch viele Kliniken und spezialisierte Krebszentren eine Ernährungsberatung an.

Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links, zum Beispiel zu Patientenleitlinien, sind in der Übersicht zur Ernährung bei Krebs aufgeführt. Im Folgenden findet sich eine Auswahl weiterer Quellen:

Stellungnahmen und Überblicke

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) gibt einen Überblick zum Thema Diäten und Fasten und ordnet verschiedene Diätformen ein.

Stellungnahme Ketogene und kohlenhydratarme Diäten bei krebserkrankten Menschen. Schmidt L, Mathies V, von Grundherr J, Rubin D, Hübner J für die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Ernährungs Umschau | 7/2022.

Leitlinien

Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen, Langversion, 1.1, 2021, AWMF-Registernummer: 032/055OL (Stand 09/2021, aufgerufen am 01.02.2024).

Arends J et al. Klinische Ernährung in der Onkologie. S3-Leitline der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO), der Arbeitsgemeinschaft "Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin" der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE). Aktuel. Ernahrungsmed. 2015 Nov:40(05):1-74. doi: 10.1055/s-0035-1552741.

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie. Empfehlungen zur Ernährung, Stand 04/2023 (abgerufen am 01.02.2024).

Darüber hinaus finden sich in vielen Leitlinien zu einzelnen Krebsarten Informationen zur Ernährung. Die Leitlinien werden im Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF) herausgegeben.

Fachartikel

de Groot S, Vreeswijk MP, Welters MJ, Gravesteijn G, Boei JJ, Jochems A, Houtsma D, Putter H, van der Hoeven JJ, Nortier JW, Pijl H, Kroep JR. The effects of short-term fasting on tolerance to (neo) adjuvant chemotherapy in HER2-negative breast cancer patients: a randomized pilot study. BMC Cancer. 2015 Oct 5;15:652. doi: 10.1186/s12885-015-1663-5.

Ferro Y, Maurotti S, Tarsitano MG, Lodari O, Pujia R, Mazza E, Lascala L, Russo R, Pujia A, Montalcini T. Therapeutic Fasting in Reducing Chemotherapy Side Effects in Cancer Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2023 Jun 8;15(12):2666. doi: 10.3390/nu15122666.

Römer M, Dörfler J, Huebner J. The use of ketogenic diets in cancer patients: a systematic review. Clin Exp Med. 2021 Nov;21(4):501-536. doi: 10.1007/s10238-021-00710-2.

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