Wie wird Talkum verwendet?
Talk ist ein natürlich vorkommendes Mineral. Fein pulverisiert wird es als Talkum bezeichnet.
Talk wird unter anderem als Antiklumpmittel und Schmiermittel in Tierfutter oder als Überzugs- oder Füllstoff in Lebensmitteln verwendet.
Talkum wird bei der Herstellung von Gummi, Kunststoffen, Farben und Beschichtungen eingesetzt und in Arzneimitteln verwendet. Außerdem gibt es Körperpuder auf Talkumbasis, die als Babypuder oder als Körperpuder für Erwachsene im Handel sind.
Welche Art von Talk wurde von der IARC bewertet?
Die Bewertung der IARC umfasst sowohl natürlich vorkommenden Mineraltalk als auch künstlichen (synthetischen) Talk. Sie schließt auch asbestartigen Talk ein.
Wichtig zu wissen: Asbestförmiger Talk ist kein Asbest, sondern eine Art von faserigem Talk. Talk (ob faserig oder nicht) kann jedoch mit Asbest verunreinigt sein.
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Zum Hintergrund: Fachleute hatten in der Vergangenheit für Talkumpuder vor allem wegen Verunreinigungen mit Asbestfasern ein Krebsrisiko diskutiert. Derzeit kann man davon ausgehen, dass für Pflegeprodukte in der Regel ein Asbest-freier Rohstoff, beziehungsweise künstlich hergestelltes Talkum verwendet wird.
Wie ist die IARC zu ihrer Einstufung des Krebsrisikos gekommen?
Die IARC stützte sich bei ihrer Einstufung auf eine Kombination aus verschiedenen Studien und wissenschaftlichen Erkenntnissen.
“Begrenzte” Beweise für Krebs beim Menschen: In Beobachtungsstudien waren Frauen, die Talkum im Genitalbereich anwendeten hatten, häufiger an Eierstockkrebs erkrankt als Frauen, die das nicht taten. Trotzdem gilt diese Beobachtung für Fachleute der IARC nur als "begrenzter Beweis" – aus 2 Gründen:
- In den Studien war dokumentiert worden, dass das verwendete Talkum durch Asbest verunreinigt war.
- Es bestand das Risiko für verzerrte Studienergebnisse, da die Studienteilnehmerinnen mit und ohne Krebs unterschiedliche Angaben gemacht haben, wie sie das Talkum verwendet haben.
Auch bei Frauen, die beruflich in der Zellstoff- und Papierindustrie tätig waren, ist in Studien eine erhöhte Rate von Eierstockkrebs aufgefallen. Aber auch hier kann nicht sicher ausgeschlossen werden, dass die Frauen nicht auch gleichzeitig Asbest ausgesetzt waren.
"Ausreichende" Beweise für Krebs bei Versuchstieren: Haben Forscherinnen oder Forscher Versuchstiere mit Talkum behandelt, ist es bei den Tieren gehäuft zu ungewöhnlichen und seltenen Tumoren gekommen Dies wurde in einer Studie berichtet, die die Fachleute der IARC als "qualitativ hochwertig" beurteilt haben.
"Starke mechanistische Beweise": Experimentelle Forschung legt nahe, dass Talk prinzipiell wesentliche Merkmale eines krebserregenden Stoffes (Karzinogen) zeigt:
- Es kann unter bestimmten Bedingungen in verschiedenen Geweben chronische Entzündungen auslösen.
- Es beeinflusst unter Laborbedingungen Vermehrung und Wachstum menschlicher Zellen.
- Im Atmungssystem von Nagetieren, die beispielsweise chronisch Talk eingeatmet haben, vergrößert sich die Zellzahl (Hyperplasie).
Bei diesen Studien gilt es als höchst unwahrscheinlich, dass das Talkum mit Asbest kontaminiert war.
Was bedeutet eine Einstufung der IARC in Bezug auf das persönliche Krebsrisiko?
Eine Einstufung der IARC gibt an, wie stark die Beweise dafür sind, dass ein Stoff grundsätzlich das Potential hat, Krebs zu verursachen. Fachleute bezeichnen das als Hazard (englisch für "Gefahr").
Die Einstufung sagt jedoch nichts darüber aus, wie hoch das tatsächliche Risiko ist, dass ein Stoff bei einem Menschen Krebs auslöst. Das bezeichnen Fachleute als "risk" (englisch für "Risiko"). Das Risiko hängt von den Rahmenbedingungen ab.
Hazard versus Risk: Der Vergleich mit dem Hund
Von einem scharfen Pitbull-Terrier geht prinzipiell eine hohe Gefahr (Hazard) aus: Die Wahrscheinlichkeit, dass er mich beißt und schwer verletzt, ist hoch.
Befindet sich der Hund jedoch in einem Zwinger oder trägt einen Maulkorb, ist das Risiko (Risk) für eine Verletzung trotzdem gering bis nicht vorhanden. Diese Rahmenbedingungen verhindern, dass ich verletzt werde.
So können Sie sich den Unterschied von Hazard und Risk merken.
Mögliche Rahmenbedingungen, die das Krebsrisiko für einen Stoff beeinflussen:
- Auf welche Weise kommt der Mensch mit dem Stoff in Kontakt? Hat er ihn eingeatmet, geschluckt oder berührt?
- Wie häufig und wie stark ist der Kontakt mit dem Stoff? Lag ein einmaliger Kontakt vor oder ist der Mensch über Jahre hinweg täglich mit großen Mengen des Stoffs in Kontakt gekommen?
- Gibt es Begleitfaktoren, die bei dem Kontakt mit dem Stoff außerdem eine Rolle spielen? Bezogen auf Talkum, muss zum Beispiel genau betrachtet werden, ob eine Verunreinigung mit Asbest wahrscheinlich ist.
Zum Vergleich: Die Einstufung der IARC von Talkum entspricht beispielsweise der Einstufung des Krebsrisikos von rotem Fleisch:
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Zugrundeliegende Fachveröffentlichung (englisch): Stayner LT, Carreón-Valencia T, Demers PA, Fritz JM, Sim MR, Stewart P, Tsuda H, Cardenas A, Consonni D, Davies L et al. Carcinogenicity of talc and acrylonitrile. Lancet Oncol. 2024 Jul 4:S1470-2045(24)00384-X. doi: 10.1016/S1470-2045(24)00384-X. Epub ahead of print.
Pressmitteilung der Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 05.07.2024 (PDF, englisch)
FAQs der Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 05.07.2024 (PDF, englisch)