Kurz erklärt: Strahleninduziertes Sarkom

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Das strahleninduzierte Sarkom ist eine sehr seltene, aber aggressive Krebsform. Sie kann mehrere Jahre nach einer Strahlentherapie auftreten. Was sollten Betroffene und Angehörige wissen und welche Unterstützung gibt es?

Strahleninduzierte Sarkome sind eine sehr seltene Spätfolge der Strahlentherapie, die bei vielen Krebserkrankungen eingesetzt wird. Experten vermuten, dass die verwendete Strahlung genetische Schäden im behandelten Gewebe verursachen kann. Diese können selten zu einer zweiten, unabhängigen Krebserkrankung führen. Neben Sarkomen können das auch andere Krebsarten sein. Strahleninduzierte Sarkome entwickeln sich oft erst viele Jahre oder Jahrzehnte nach der Bestrahlung. 

Häufig wird für strahleninduzierte Sarkome auch die Abkürzung "RIS“ verwendet. Sie leitet sich aus dem Englischen "Radiation Induced Sarcoma“ ab. Wie alle Sarkome werden auch strahleninduzierte Sarkome grob in Knochensarkome und Weichteilsarkome unterteilt. Eine der häufigsten Unterformen ist das strahleninduzierte Angiosarkom, ein Weichteilsarkom. Es kann als seltene Spätfolge einer Bestrahlung beispielsweise bei Brustkrebs auftreten.

Was unterscheidet ein Sarkom von einem Karzinom?

Sarkome entstehen aus Binde- und Stützgewebe wie Muskeln, Knochen oder Blutgefäßen. Karzinome hingegen gehen aus Epithelgewebe hervor, das die äußerste Schicht der Haut und die Oberflächen innerer Organe bildet. Sarkome sind deutlich seltener als Karzinome.

Eine ältere Frau, ein Mann und ein Junge sitzen auf einer Bank vor Weinreben. Der Junge spricht, während die beiden Erwachsenen zuhören.
Eine seltene Erkrankung wie das strahleninduzierte Sarkom wirft bei Betroffenen und ihren Angehörigen oft viele Fragen auf. Einige davon beantworten wir in diesem Artikel.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Wie häufig treten strahleninduzierte Sarkome auf? Gibt es Risikofaktoren?

Strahleninduzierte Sarkome sind sehr selten. Studien gehen davon aus, dass nur 1 bis 8 von 1.000 Personen, die eine Strahlentherapie erhalten, diese Erkrankung entwickeln. In Deutschland erkranken pro Jahr nur wenige hundert Menschen an einem strahleninduzierten Sarkom. 

Die Risikofaktoren für strahleninduzierte Sarkome sind noch nicht vollständig geklärt und werden aktuell von Forschungsgruppen intensiv untersucht. Erste Studien zeigen, dass verschiedene Faktoren das Erkrankungsrisiko beeinflussen können. Zum Beispiel:

  • die verwendete Strahlendosis
  • die genetische Veranlagung
  • das Alter bei der Bestrahlung

Wie ist die Prognose?

Die Prognose für Betroffene mit strahleninduzierten Sarkomen hängt von der genauen Unterform ab, ist aber meistens ungünstig. Viele strahleninduzierte Sarkome sind aggressiv, können schnell wachsen und sich oft im Körper ausbreiten. Trotzdem ist es grundsätzlich möglich, strahleninduzierte Sarkome zu heilen. Dafür müssen sie vor allem früh erkannt und mit sehr starken Therapien behandelt werden.

Die individuelle Überlebenschance hängt von mehreren Faktoren ab, wie zum Beispiel: 

  • Kann das Sarkom vollständig entfernt werden?
  • Hat das Sarkom bereits gestreut?
  • Wie alt ist die betroffene Person? 

Diese und weitere Aspekte spielen eine entscheidende Rolle für den Behandlungserfolg.

Strahlentherapie: Lebensrettend, trotz geringer Risiken

Sollte ich mich wegen des Risikos, ein strahleninduziertes Sarkom zu entwickeln, gegen eine empfohlene Strahlentherapie entscheiden? 

Nein, die Strahlentherapie bleibt eine der wirksamsten Methoden in der Krebsbehandlung. 

Bevor Ärzte eine Strahlentherapie empfehlen, wägen sie sorgfältig den individuellen Nutzen und die Risiken von Nebenwirkungen ab. Der Nutzen der Strahlentherapie, etwa die Verbesserung der Heilungschancen, überwiegt das geringe Risiko eines strahleninduzierten Sarkoms normalerweise um ein Vielfaches.

Es ist jedoch sinnvoll, auch Jahre nach der Behandlung auf Veränderungen im bestrahlten Gebiet zu achten. Eine frühe Diagnose des strahleninduzierten Sarkoms durch einen Arzt oder eine Ärztin kann die Heilungschancen erhöhen.

Herausforderung Diagnose und Therapie

Ein strahleninduziertes Sarkom wird oft erst spät erkannt. Es äußert sich beispielsweise in Hautveränderungen, die anfangs meist schmerzlos sind. Sie können auch harmlosen Blutergüssen ähnlich sehen. Um die Krankheit festzustellen, nutzen Ärztinnen und Ärzte moderne Bildgebungsverfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) und entnehmen Gewebeproben.

Was tun bei Veränderungen im bestrahlten Gebiet?

Hat sich bei Ihnen – einige Jahre nach einer Strahlentherapie – das Gewebe oder die Haut im bestrahlten Gebiet verändert? Gibt es dort tastbare Schwellungen oder blutergussähnliche Flecken und bestehen sie länger als üblich? 

Dann könnte es hilfreich sein, frühzeitig eine Haus- oder Facharztpraxis aufzusuchen. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre Ärztin kann Sie dann an ein spezialisiertes Sarkomzentrum überweisen, um den Verdacht abzuklären. Dort finden Sie die erfahrensten Expertinnen und Experten für eine sichere Diagnose und eine optimale Behandlung.

Welche Therapien kommen infrage?

Eine einheitliche Therapie für alle Patientinnen und Patienten gibt es nicht. Um das strahleninduzierte Sarkom zu behandeln, versuchen die Ärzte, das Tumorgewebe vollständig zu entfernen. Zusätzlich können eine erneute Strahlentherapie oder auch eine Chemotherapie hilfreich sein. Manchmal können auch experimentelle Verfahren im Rahmen einer klinischen Studie infrage kommen.

Menschen mit strahleninduziertem Sarkom sind nicht allein

Die Deutsche Sarkom-Stiftung ist das größte Netzwerk in Deutschland für Betroffene mit (strahleninduzierten) Sarkomen und ihre Angehörigen. Hier gibt es Beratungsangebote, Informationen zu Selbsthilfegruppen und vieles mehr.

Zudem bietet die Internetseite eine Übersicht aller spezialisierten Sarkomzentren in Deutschland

Zum Weiterlesen

Allgemeine Informationen über Sarkome finden Sie in unseren Texten "Sarkome (Weichteilsarkome, Weichgewebesarkome)". Der Großteil dieser Informationen ist auch auf strahleninduzierte Sarkome anwendbar.

Fachartikel (Auswahl) 

Inchaustegui ML, Kon-Liao K, Ruiz-Arellanos K, Silva GAE, Gonzalez MR, Pretell-Mazzini J. Treatment and Outcomes of Radiation-Induced Soft Tissue Sarcomas of the Extremities and Trunk-A Systematic Review of the Literature. Cancers (Basel). 2023; 15(23). doi: 10.3390/cancers15235584

Coca-Pelaz A, Makitie AA, Strojan P, Corry J, Eisbruch A, Beitler JJ, Nuyts S, Smee R, Langendijk JA, Mendenhall WM, et al. Radiation-Induced Sarcomas of the Head and Neck: A Systematic Review. Adv Ther. 2021; 38(1):90−108. doi: 10.1007/s12325-020-01556-y

Snow A, Ring A, Struycken L, Mack W, Koc M, Lang JE. Incidence of radiation induced sarcoma attributable to radiotherapy in adults: A retrospective cohort study in the SEER cancer registries across 17 primary tumor sites. Cancer Epidemiol. 2021; 70:101857. doi: 10.1016/j.canep.2020.101857

Bonito FJP, de Almeida Cerejeira D, Dahlstedt-Ferreira C, Oliveira Coelho H, Rosas R. Radiation-induced angiosarcoma of the breast: A review. Breast J. 2020; 26(3):458−463. doi: 10.1111/tbj.13504

Giannini L, Incandela F, Fiore M, Gronchi A, Stacchiotti S, Sangalli C, Piazza C. Radiation-Induced Sarcoma of the Head and Neck: A Review of the Literature. Front Oncol. 2018; 8:449. doi: 10.3389/fonc.2018.00449

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