Studie zur Wirksamkeit der Darmspiegelung
Inzwischen ist seit der Einführung des Koloskopie-Screenings ausreichend Zeit vergangen, um präzise zu analysieren, wie effizient dieses Vorsorge-Angebot Krebsneuerkrankungen und Krebssterblichkeit zurückdrängt. Dazu werteten die DKFZ-Epidemiologen nun die Daten von über 9.000 Teilnehmern aus, die zwischen 2000 und 2002 in die ESTHER-Studie rekrutiert worden waren. Die Studienteilnehmer wurden in regelmäßigen Abständen nach ihrem Befinden und ihrem Lebensstil gefragt, ihre Behandlungs- und Krebsregisterdaten wurden erfasst. Nach einer Beobachtungszeit von rund 17 Jahren waren unter den Studienteilnehmern 268 Fälle von Darmkrebs aufgetreten, 98 Teilnehmer waren an Darmkrebs verstorben.
Diejenigen ESTHER-Teilnehmer, die eine Vorsorge-Koloskopie wahrgenommen hatten, hatten ein um 60 Prozent niedrigeres Risiko einer Darmkrebsdiagnose als Studienteilnehmer, die das Vorsorge-Angebot nicht genutzt hatten. Das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, war in der Screening-Gruppe in den 10 Jahren nach der Koloskopie sogar um 75 Prozent niedriger.
"Die Teilnehmer unsere Studie bilden einen Querschnitt der Bevölkerung ab. Sie nutzen das normale Vorsorgeangebot ihrer Region und werden nicht in speziellen Zentren untersucht. Daher können wir nun erstmals in einer Langzeitstudie aus Deutschland quantifizieren, welchen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie im echten Leben zur Krebsprävention leistet", erklärt Hermann Brenner. Bislang gab es dazu weltweit nur sehr wenige Studien, die zudem fast ausschließlich aus den USA stammen, wo die Koloskopie bereits früher in größerem Umfang eingesetzt wurde.
Alternativen zur Koloskopie?
Neben der Vorsorge-Koloskopie werden in Deutschland alternativ auch immunologische Tests auf Blut im Stuhl zur Darmkrebs-Früherkennung angeboten (im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich, danach alle 2 Jahre). Fällt ein solcher Test positiv aus, muss er anschließend auch durch eine Koloskopie abgeklärt werden.
Brenners Fazit: "Unsere Ergebnisse beziffern, welchen enormen Beitrag die Vorsorge-Koloskopie zur Krebsprävention leisten kann. Aber die beste Früherkennungsuntersuchung nutzt wenig, wenn sie nicht ausreichend wahrgenommen wird. Noch immer sterben in Deutschland jedes Jahr fast 25.000 Menschen an Darmkrebs. Die meisten dieser Todesfälle wären durch die Darmkrebs-Vorsorge vermeidbar. Wir müssen noch Wege finden, mehr Menschen zu motivieren, die potenziell lebensrettenden Früherkennungsuntersuchungen für Darmkrebs zu nutzen."
Zum Weiterlesen
Diese und weitere Pressemitteilungen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) können Sie auf der Internetseite des DKFZ abrufen.
Wissenschaftliche Publikation
Guo F, Chen C, Holleczek B, Schöttker B, Hoffmeister M, Brenner H: Strong reduction of colorectal cancer incidence and mortality after screening colonoscopy: prospective cohort study from Germany. The American Journal of Gastroenterology, Jan 8 2021, doi: 10.14309/ajg.0000000000001146
ESTHER ist eine landesweit im Saarland durchgeführte Studie. Mehr Information dazu: http://esther.dkfz.org/esther/
Informationen des Krebsinformationsdienstes
Welche Untersuchungen es zur Darmkrebs-Früherkennung gibt und wer an der Vorsorge teilnehmen kann, erfahren Sie im Text Darmkrebs-Früherkennung.
Wie eine Darmspiegelung abläuft und wie man sich vorbereiten muss, erläutern wir im Text Darmspiegelung: Bilder aus dem Darm.