UV-Filter: Ein Brustkrebsrisiko?
Berichte im Internet
Im Internet finden sich immer wieder Warnungen vor Inhaltstoffen von Kosmetika, darunter auch Sonnenschutzmitteln. Oft stehen diese Stoffe in Verdacht, eine hormonelle Wirkung zu haben und infolgedessen das Krebsrisiko erhöhen zu können. Meist stammen die entsprechenden Hinweise aus Tierversuchen.
Als hormonell aktiv werden chemische UV-Filter diskutiert. Damit könnten sie potentiell das Risiko für hormonabhänge Tumoren steigern.
Beispiele für entsprechende chemische UV-Filter, vor denen etwa die Deutsche Haut- und Allergiehilfe (DHA) im Internet abrät, sind:
- Butyl-Methoxydibenzoylmethan (auch: 1-(4-(1,1-Dimethylethyl)phenyl)-3-(4-methoxyphenyl)-1,3-propan-dion oder Avobenzon; CAS-Nr. 70356-09-1)
- Octocrylen (auch: 2-Ethylhexyl-2-cyano-3,3-diphenylacrylat; Octrilen; CAS-Nr. 6197-30-4)
- Ethylhexyl-p-methoxycinnamat (Eusolex; CAS-Nr. 5466-77-3)
Verfügbare Evidenz und Studienlage
Belege für ein tatsächlich erhöhtes Krebs- bzw. Rückfallrisiko beim Menschen durch die genannten Substanzen fehlen: Verschiedene Stoffdatenbanken (wie GESTIS oder PubChem), die unter anderem mögliche Gesundheitsrisiken listen, liefern keine Hinweise auf ein Krebsrisiko durch die genannten Einzelsubstanzen. Auch gibt es keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen von klinischen Studien zum Krebs- und Rückfallrisiko durch Anwendung von Sonnenschutzmitteln (bzw. deren Inhaltstoffen).
In den aktuellen Leitlinien und Empfehlungen für Brustkrebs wird ein möglicherweise erhöhtes Brustkrebs- oder Rückfallrisiko durch Sonnenschutzmittel nicht erwähnt. Entsprechend gibt es auch keine Empfehlungen, nach Brustkrebs, Sonnencreme oder -lotion zu meiden.
Fazit: Kein erhöhtes Risiko für hormonabhängigen Brustkrebs belegt
- Ein gesteigertes Risiko für hormonabhängigen Brustkrebs durch Sonnenschutzmittel oder ihre Inhaltstoffe, wie chemische UV-Filter, ist nicht belegt. Dies trifft auch für Rückfälle von hormonabhängigem Brustkrebs sowie andere Krebsarten zu.
- Selbst wenn Stoffe eine mögliche Hormonwirkung haben, verhindert die intakte Haut weitgehend das ungehemmte Eindringen von Substanzen.
- Verbleibt bei der Patientin eine Restunsicherheit kann sie chemische UV-Filter meiden. Alternativ kann sie Sonnenschutzmittel auf rein mineralischer Basis (= physikalische UV-Filter) nutzen. Dies sind häufig Produkte aus dem Bereich der Naturkosmetik.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Leitlinien und systematische Übersichtsarbeiten
Leitlinienprogamm Onkologie (Hrsg.): Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Langversion 3.0 Aktualisierung 2012. AWMF-Register-Nummer: 032-0450L. Zuckschwerdt 2012. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/032-045OL_l_S3__Brustkrebs_Mammakarzinom_Diagnostik_Therapie_Nachsorge_2012-07-abgelaufen.pdf (PDF)
Empfehlungen der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), Version 2017.1D. www.ago-online.de/fileadmin/downloads/leitlinien/mamma/2017-03/AGO_deutsch/PDF_Gesamtdatei_deutsch/Alle_aktuellen_Empfehlungen_2017.pdf (PDF)
Rechtlicher Rahmen/Behördeninformationen
Bundesamt für Risikobewertung (BfR):
- Gesundheitliche Bewertung von kosmetischen Mitteln. www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_kosmetischen_mitteln-242.html
- Sonnenschutzmittel. www.bfr.bund.de/de/a-z_index/sonnenschutzmittel-4937.html
Weitere Quellen (Auswahl)
Gesellschaft Deutscher Chemiker (gdch). „Chemie des Sonnenschutzes". http://archiv.aktuelle-wochenschau.de/2009/w25/woche25.html
Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V. Sonnenschutzmittel. http://dha-sonnenschutz.de/sonnenschutzmittel.html
Zum Weiterlesen für Sie und ihre Patienten
Informationen zum Krebsrisiko durch Chemikalien finden Sie beim Krebsinformationsdienst auf der Seite "Krebsrisiko durch Umweltgifte – Schadstoffe in Lebensmitteln, Haushalt, Arbeit und Umwelt".
Mehr zur zum Hautkrebsrisiko durch UV-Strahlung finden Sie und Ihre Patienten zum Ausdrucken auch auf dem Informationsblatt "Hautkrebsrisiko UV-Strahlung: Wie kann man sich schützen?".
Individuelle und evidenzbasierte Informationen zum Allergierisiko von Substanzen erhalten Sie beim Allergieinformationsdienst (Helmholtz Zentrum München): www.allergieinformationsdienst.de.