Wichtig: Allgemein geltende Hygieneregeln sollten beachtet werden
Beim Umgang mit Ausscheidungen von Patienten nach einer Chemotherapie sollten allgemein geltende Regeln der Hygiene eingehalten werden. Dies gilt insbesondere während und in den ersten 2-7 Tagen nach einer herkömmlich dosierten Chemotherapie.
Händewaschen am Wichtigsten!
Die Hände sollten regelmäßig und insbesondere nach Kontakt mit Ausscheidungen immer sorgfältig mit Wasser und Seife gewaschen werden. Dies gilt auch, wenn Schutzhandschuhe getragen wurden.
Schutzhandschuhe sinnvoll!
Viele Ratgeber empfehlen den Angehörigen, beim Umgang mit Ausscheidungen von Chemotherapie-Patienten Schutzhandschuhe zu tragen: Je nach Art und Dosis der eingesetzten Zytostatika zumindest während und bis zu 2-7 Tage nach Ende der Chemotherapie. Besonders angeraten wird dies, wenn der Patient eine Hochdosis-Chemotherapie erhält oder Erbrochenes nach einer bis zu 2 Stunden zuvor eingenommenen oralen Chemotherapie entsorgt werden muss. Das Tragen spezieller Schutzkittel ist nicht erforderlich, wenn entsprechend verschmutze Kleidung sofort gewechselt und gewaschen wird.
Behandlungsteam ist Ansprechpartner für Zuhause!
Erste Ansprechpartner für Patienten und ihre Angehörigen sind die Ärzte, Schwestern oder Pfleger der betreuenden Fachpraxis beziehungsweise die Mitarbeiter der betreuenden Ambulanz oder Tagesklinik. Mit ihnen können auch alle Fragen zu Maßnahmen und Verhaltensweisen im häuslichen Umfeld während und nach einer ambulanten Chemotherapie besprochen werden.
Ausscheidung von Chemotherapeutika: Empfehlungen aus internationalen Ratgebern
Einheitliche Leitlinien zum Umgang mit Ausscheidungen von Patienten nach einer Chemotherapie im häuslichen Umfeld gibt es in Deutschland nicht. Die folgenden Empfehlungen sind verschiedenen Fach-Veröffentlichungen sowie Patienten- und Pflegeratgebern großer Zentren entnommen:
Soziale Kontakte
- Für Angehörige sicher: In der wissenschaftlichen Literatur gibt es keine Hinweise darauf, dass Familienangehörige durch normalen sozialen Kontakt mit Patienten unter und nach einer herkömmlich dosierten Chemotherapie gefährdet sind. Sowohl Erwachsene als auch Kinder können ohne Gefahr für die Angehörigen umarmt und geküsst werden. Schwangere und stillende Mütter sollten dabei den direkten Kontakt mit Urin oder anderen Ausscheidungen des Patienten vermeiden.
- Kondome sind ein Muss: Abbauprodukte von Zytostatika können in Spuren auch in Samenflüssigkeit und Vaginalsekret nachgewiesen werden. Beim Geschlechtsverkehr – sei es Vaginalverkehr, Analverkehr oder Oralsex – sollte zum Schutz des Partners zumindest während oder innerhalb von 48 Stunden nach einer herkömmlich dosierten Chemotherapie ein Kondom benutzt werden. Kondome schützen Patienten darüber hinaus auch vor möglichen Infektionen und sind Teil der während dieser Zeit empfohlenen Verhütungsmaßnahmen.
Bad, Küche und Co.
- Toilettennutzung: Patienten können eine separate Toilette benutzen, zwingend notwendig ist dies jedoch nicht. Nach der Toilettenbenutzung sollte bei geschlossenem Deckel 2-mal nachgespült werden. Verunreinigungen auf der Toilette (und anderswo) sowie benutzte Bettpfannen sollten sorgfältig mit Wasser und Seife abgewaschen werden.
- Wäsche: Verunreinigte Kleidung, Bettwäsche oder Handtücher sollten umgehend gewechselt werden. Es wird vielfach empfohlen, diese Wäschestücke getrennt von der restlichen Wäsche zu waschen. Normale Hauptwaschprogramme sind ausreichend, Kurzspülprogramme sollten nicht verwendet werden. Ist die Wäsche stark verschmutzt, kann ein Extraspülgang oder ein Intensivprogramm eingestellt werden. Kann nicht sofort gewaschen werden, sollten die Wäschestücke in einem geschlossenen Plastiksack aufbewahrt werden.
- Küche: Benutztes Geschirr und Besteck kann wie gewohnt gemeinsam mit dem restlichen Familiengeschirr gereinigt werden.
- Reinigen von Möbeln und Flächen: Schwer zu reinigende Polster und Teppiche, Kissen, Decken und Matratzen sollten möglichst nicht mit Ausscheidungen kontaminiert werden. Für Matratzen kann ein Matratzenschutzbezug hilfreich sein. Zur Reinigung von verschmutzten Flächen kann – je nach Material – ein entsprechend geeignetes haushaltsübliches Reinigungsmittel eingesetzt werden.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Übersichtsarbeiten und Fachveröffentlichungen
QuapoS 5 (2014): Qualitätstandard für den pharmazeutisch onkologischen Service. www.dgop.org/quapos.html
International Society of Oncology Pharmacy Practitioners (ISOPP): Standards of Practice (2006/2007) Section 15 – Waste handling and patient excreta. www.isopp.org/education-resources/standards-practice
Chavis-Parker P. Safe chemotherapy in the home environment. Home Healthc Now. 2015 May; 33(5): 246-51; quiz 252-3. doi: 10.1097/NHH.0000000000000231.
Eitel A, Scherrer M, Metz L, Kümmerer K. Umgang mit Zytostatika, Bristol-Myers Squibb, 5. Auflage April 2004. www.edc-com.eu/pdf/ZytoD.pdf (PDF)
Mast C. Umgang mit Zytostatika und Patientenpflege bei Chemotherapie. Z Gastroenterol 2002; 40: 76-80. doi: 10.1055/s-2002-23617.
Neuss MN, Gilmore TR, Belderson KM, Billett AL, Conti-Kalchik T, Harvey BE, Hendricks C, LeFebvre KB, Mangu PB, McNiff K et al. 2016 Updated American Society of Clinical Oncology/Oncology Nursing Society Chemotherapy Administration Safety Standards, Including Standards for Pediatric Oncology. J Oncol Pract. 2016 Dec; 12(12): 1262-1271. doi: 10.1200/JOP.2016.017905.
Rechtlicher Rahmen/Behördeninformationen
BAuA –Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Gefahrenstoffverordnung. Stand April 2017. www.baua.de/DE/Themen/Arbeitsgestaltung-im-Betrieb/Gefahrstoffe/Arbeiten-mit-Gefahrstoffen/pdf/Gefahrstoffverordnung.pdf;jsessionid=98BBEDF8842885E92C8E7FF74829C526.s1t1?__blob=publicationFile&v=5
TRGS 525 (Stand Juli 2015): Technische Regel für Gefahrstoffe: Umgang mit Gefahrstoffen in Einrichtungen zur humanmedizinischen Versorgung. www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/TRGS/TRGS-525.html
BGW ( Stand 07/2009): Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Zytostatika im Gesundheitsdienst. Voraussichtlich ab März 2018 wird dann eine komplett überarbeitete Schrift zur Verfügung stehen. www.bgw-online.de/SharedDocs/Downloads/DE/Medientypen/BGW%20Broschueren/BGW09-19-042_Zytostatika_im_Gesundheitsdienst_Download.pdf?__blob=publicationFile (PDF)
Weitere Quellen (Auswahl)
CancerCareNovaScotia (Stand 2014, Zugriff 2/2018) "Cytotoxic Precautions at Home: A Guide for Cancer Patients and Families" www.nshealth.ca/sites/nshealth.ca/files/patientinformation/nsccp0001.pdf (PDF)
American Cancer Society (Stand 16.02.2016, Zugriff 2/2018) "How can I protect myself and those I live with while I'm getting chemo?" www.cancer.org/treatment/treatments-and-side-effects/treatment-types/chemotherapy/getting-chemotherapy.html
OnkoLink (Stand 28.11.2016, Zugriff 2/2018) "Home Safety for Patients Receiving Anti-Cancer Medications". www.oncolink.org/cancer-treatment/chemotherapy/chemotherapy-safety/home-safety-for-patients-receiving-anti-cancer-medications