Risiken kennen und erläutern
Patienten und gesunde Verbraucher sollten wissen: Von Nahrungsergänzungsmitteln können Risiken ausgehen.
- Ein Risiko liegt in möglichen Wechselwirkungen mit Arzneimitteln. Manche dieser Wechselwirkungen sind nachgewiesen, etwa die von Johanniskrautpräparaten. Für andere gibt es zumindest Hinweise aus theoretischen Überlegungen und präklinischer Forschung.
- Ein anderes Risiko liegt darin, dass die Wirkungen der meisten Nahrungsergänzungsmittel gar nicht oder nur unzureichend untersucht sind. Dies gilt auch für "natürliche" Stoffe: Sie sind zwar häufig Gegenstand präklinischer Studien. Doch Daten von Tierversuchen oder Zellkulturen reichen zur Beurteilung der Sicherheit für den Menschen nicht aus, ebenso wenig, wie dies bei der Entwicklung neuer Arzneimittel der Fall wäre. Viele Beispiele belegen zudem: In isolierter Form, etwa als Tablette, können Substanzen natürlicher Herkunft eine ganz andere Wirkung entfalten, als sie es tun, wenn man sie zum Beispiel als Inhaltstoff normaler Lebensmittel konsumiert.
- Nahrungsergänzungsmittel aus dem Ausland, zum Beispiel bei Bestellung über das Internet, enthalten nicht selten unerlaubte Beimischungen oder Verunreinigungen.
Vor falschen Erwartungen schützen: Keine arzneiliche Wirkung erlaubt

Man kann Nahrungsergänzungsmittel in Apotheken, in der Drogerie oder dem Supermarkt und über das Internet kaufen. Viele dieser Präparate sehen aus wie Arzneimittel. Patienten und Verbrauchern fällt es daher schwer, den Unterschied überhaupt zu erkennen. Doch Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht mit geprüften Arzneimitteln gleichgesetzt werden. Rein rechtlich gelten sie als Lebensmittel, eine arzneiliche Wirkung ist ausdrücklich nicht erlaubt.
Innerhalb Deutschlands und der meisten EU-Staaten dürfen Nahrungsergänzungsmittel zudem nicht mit einer krankheitsbezogenen Wirkung beworben werden. Auch dürfen sie keine Substanzen enthalten, die tatsächlich eine messbare biologische Wirkung haben, die über die Wirkung normaler Lebensmittel hinausgeht. Nahrungsergänzungsmittel müssen in Deutschland dementsprechend gekennzeichnet sein, entweder mit der direkten Beschriftung oder mit Formulierungen wie "zur Nahrungsergänzung".
Bei Produkten, die zum Beispiel bei Internet-Bestellung aus dem Ausland importiert werden, werden diese Bestimmungen allerdings oft unterlaufen. In Stichproben des Zolls und der Aufsichtsbehörden finden sich immer wieder Produkte, die in Deutschland eigentlich gar nicht verkauft werden dürften.
Bei Krebs keinen Stellenwert
Für Gesunde halten Bundesbehörden Nahrungsergänzungsmittel bei normaler Ernährung für überflüssig. Insbesondere zur Krebsvorbeugung werden Nahrungsergänzungsmittel auch international nicht empfohlen.
Auch Krebspatienten wird in keiner der aktuellen Leitlinien empfohlen, Nahrungsergänzungsmittel zur Krebsbehandlung zu verwenden. Immer mehr lokalisationsbezogene Leitlinien raten sogar dringend davon ab, weil Risiken für Patienten bekannt geworden sind, und weil ein Nachweis der Wirkung fehlt. Eine lokalisationsunabhängige Warnung sprechen die Autoren der aktuellen S3-Leitlinie "Klinische Ernährung in der Onkologie" aus. Sie haben in insgesamt 48 Empfehlungen aber zusammengefasst, was Krebspatienten bei einer nachgewiesenen Mangelversorgung tatsächlich weiterhilft.
Zum Weiterlesen: Linktipps, Quellen, Fachinformationen
Leitlinien zur Krebstherapie
Immer mehr der aktuellen lokalisationsbezogenen Leitlinien enthalten Abschnitte zum Stellenwert von Nahrungsergänzungsmitteln bei der jeweiligen Krebserkrankung und grenzen sie von evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen ab. Zugänglich sind deutschsprachige Leitlinien über die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) unter www.awmf.org/leitlinien. Insbesondere onkologische Leitlinien können auch unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de abgerufen werden, dem gemeinsamen Portal der AWMF, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe.
- Einen aktuellen Überblick zum Thema Ernährung bei Krebs, zur Behandlung einer Mangelversorgung und auch den Rat, auf Nahrungsergänzungsmittel in der Therapie zu verzichten, bietet die aktuelle S3-Leitlinie "Klinische Ernährung in der Onkologie. Sie wurde im Oktober 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und weiteren Fachgesellschaften herausgegeben und ist abrufbar unter www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/073-006.html.
Behördeninformationen und Informationen von Fachgesellschaften
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist für die Registrierung von Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland zuständig, gibt Stellungsnahmen ab und informiert Verbraucher über die Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln: www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/lm_verbraucher_node.html.
Auch auf den Internetseiten des Bundesamtes für Risikobewertung (BfR) finden sich Stellungsnahmen und Risikobewertungen zu Nahrungsergänzungsmitteln unter www.bfr.bund.de.
Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) raten von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ab: www.dge.de.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit bietet auf seinen Internetseiten ein Beispiel für einen Medikamentenplan-Vordruck zum Laden und Ausdrucken: www.aps-ev.de/angebote/downloads/datum////medikationsplan-fuer-patienten. Dieser kann im Beratungsgespräch mit Patienten genutzt werden, um möglichst alle verwendeten Produkte zu erfassen.
Linktipps für Ihre Patienten auf www.krebsinformationsdienst.de
- Mehr zum Thema Supplemente und Nahrungsergänzungsmittel hat der Krebsinformationsdienst im Text "Nahrungsergänzungsmittel bei Krebs" zusammengestellt.
- Was kann man tun, um einer Krebserkrankung vorzubeugen? Welchen Einfluss eine gesunde Ernährung auf das Krebsrisiko hat, erläutert der Text "Ernährung und Krebsvorbeugung".
- Hinweise zu einer gesunden Ernährung während einer Krebserkrankung finden Patienten und Verbraucher im Text "Ernährung bei Krebs".
- Ausführliche Informationen zu Vitaminen und Spurenelementen bei Krebs bietet der Text "Vitamine und Spurenelemente: (K)ein Plus für die Gesundheit?".
- Werden Nahrungsergänzungsmittel zur alternativen oder komplementären Therapie angewendet, bietet der Text " Alternative und komplementäre Methoden in der Krebstherapie: Ein Überblick" weiterführende Informationen. Eine Kurzfassung zum Laden, Ausdrucken und Weitergeben steht als Informationsblatt "Komplementäre und alternative Krebsmedizin" (PDF) zur Verfügung. Dieses Informationsblatt kann auch in größeren Mengen für Praxis oder Klinik angefordert werden.