Studien mit Moringa bei Krebs
Die Pflanzenteile von Moringa enthalten viele Antioxidanzien, etwa verschiedene Vitamine und Carotinoide, Mineralstoffe, Saponine und Polyphenole. Deshalb wird Moringa unter anderem eine Wirkung gegen Krebs zugeschrieben. Untersucht wurde die Wirkung von Moringa in zahlreichen Studien auf Zellebene. Klinische Studien gibt es bislang jedoch nicht.
In der Zellkultur hatten Extrakte unterschiedlicher Teile des Moringa-Baums (vor allem Blätter, Samen und Wurzeln) eine Wirkung auf Krebszellen: Sie lösten beispielsweise Apoptose aus oder hemmten das Wachstum von Tumorzellen in der Petrischale.
Auch wenn diese präklinischen Ergebnisse darauf hindeuten, dass Moringa und seine Inhaltsstoffe eine mögliche Wirkung gegen Krebs haben könnten, gibt es bisher keine klinischen Studien, die einen solchen Effekt belegen. Moringa hat daher keinen Stellenwert in der Krebstherapie.
Moringa: kein Superfood, aber Nahrungsergänzungsmittel
Moringa wird häufig als Superfood bezeichnet. Superfood ist allerdings nur ein Marketing-Begriff für Lebensmittel, die als besonders gesund gelten. Nach der europäischen Health-Claims-Verordnung muss die gesundheitsfördernde Wirkung eines Superfoods nachgewiesen sein, wenn damit geworben wird. Da Belege für einen besonderen gesundheitlichen Nutzen fehlen, ist Moringa nach europäischen Vorgaben kein Superfood. Moringaprodukte sind nur als Nahrungsergänzungsmittel registriert und haben damit nach dem Gesetz den Stellenwert eines Lebensmittels.
Verunreinigungen in Moringa-Produkten
Normalerweise gilt der Verzehr von Moringa und daraus hergestellten Nahrungsergänzungsmitteln als sicher – sofern es in ernährungsüblichen Mengen bzw. der empfohlenen Dosierung eingenommen wird. Erst in sehr hohen Dosen (über 3000 mg pro kg Körpergewicht) führte es bei Versuchstieren zu Veränderungen an der DNA. Veränderte Leber- und Nierenwerte ließen sich schon bei geringeren Dosen beobachten.
Die Verbraucherzentrale weist allerdings darauf hin, dass Produkte aus getrockneten Blättern für den Menschen gefährliche Krankheitserreger enthalten können. In Moringablattpulver wurden wiederholt Salmonellen nachgewiesen. Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) stellte außerdem fest, dass in Moringablattpulver teilweise die gültigen Höchstmengen für Pestizide überschritten wurden. Auch das verbotene krebserregende Ethylenoxid war in einigen Moringa-Produkten enthalten.
Wechselwirkungen nicht ausgeschlossen
Personen, die Moringa verzehren oder entsprechende Produkte einnehmen möchten, wird empfohlen, dass sie zuvor mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten sprechen.
Wichtig zu wissen: Bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten kann es möglicherweise zu Wechselwirkungen kommen. Vorklinische Studien deuten zum Beispiel darauf hin, dass Moringa mit dem Enzym CYP3A4 des Cytochrom-P450-Systems wechselwirkt. CYP3A4 verstoffwechselt mehr als die Hälfte aller Arzneistoffe. Wird dieser Weg beeinflusst, kann es zu unerwünschten Wirkungen von Medikamenten kommen. Ob Moringa auch beim Menschen mit CYP3A4 wechselwirkt, ist noch nicht in klinischen Studien untersucht.
Fazit für die Beratung
Es gibt keine Belege dafür, dass Moringa beim Menschen gegen Krebs wirkt.
Der Konsum von hochwertigem Moringa, etwa als Nahrungsergänzungsmittel, ist in normalen Mengen sicher. Allerdings können Moringaprodukte mit Pestiziden oder Keimen verunreinigt sein.
Wechselwirkungen von Moringa mit Krebsmedikamenten oder anderen Arzneimitteln können nicht ausgeschlossen werden.
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Übersichtsarbeiten und Fachveröffentlichungen (Auswahl)
Asare GA, Gyan B, Bugyei K, Adjei S, Mahama R, Addo P, Otu-Nyarko L, Wiredu EK, Nyarko A. Toxicity potentials of the nutraceutical Moringa oleifera at supra-supplementation levels. J Ethnopharmacol 2012; 139(1): 265-272. doi: 10.1016/j.jep.2011.11.009.
Asiedu-Gyekye IJ, Frimpong-Manso S, Awortwe C, Antwi DA, Nyarko AK. Micro- and Macroelemental Composition and Safety Evaluation of the Nutraceutical Moringa oleifera Leaves. J Toxicol 2014; 2014:786979. doi: 10.1155/2014/786979.
Pareek A, Pant M, Gupta MM, Kashania P, Ratan Y, Jain V, Pareek A, Chuturgoon AA. Moringa oleifera: An Updated Comprehensive Review of Its Pharmacological Activities, Ethnomedicinal, Phytopharmaceutical Formulation, Clinical, Phytochemical, and Toxicological Aspects. Int J Mol Sci 2023; 24(3): 2098. doi: 10.3390/ijms24032098.
Stohs SJ, Hartman MJ. Review of the Safety and Efficacy of Moringa oleifera. Phytother Res 2015; 29(6):796-804. doi: 10.1002/ptr.5325.
Rechtlicher Rahmen/Behördeninformationen
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Gras- und Blattprodukte zum Verzehr können mit krankmachenden Bakterien verunreinigt sein (PDF). Stellungnahme Nr. 013/2017. Stand: 10.07.2017.
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA). Moringablattpulver – weiterhin mit Rückständen und unlauterer Bewerbung. Stand: 16.02.2017.
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA). Lieber „Kemie“ statt Keime? – In der EU ist beides nicht zulässig. Stand: 28.07.2021.
Weitere Quellen (Auswahl)
Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC). Moringa oleifera. Stand: 20.06.2023.
Verbraucherzentrale. Krankmachende Bakterien in getrockneten Blatt- und Grasprodukten. Stand: 15.03.2024.
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Was sind Nahrungsergänzungsmittel? Stand 29.11.2023.