Krebsfrüherkennung: Mann hält sich eher zurück
Ähnlich sieht es beim Thema Krebsfrüherkennung aus, weiß das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland. Weniger als ein Drittel der Männer zwischen 55 und 74 Jahren nehmen ganz allgemein entsprechende Angebote wahr, während es bei Frauen beinahe die Hälfte ist. Das Interesse hängt jedoch vom Thema ab, Beispiele sind das Hautkrebs-Screening sowie die Beratung zur Darmkrebsprävention und die Früherkennungs-Darmspiegelung: Sie finden bei Männern und Frauen inzwischen gleichermaßen Zuspruch. Den Test auf verstecktes Blut im Stuhl zur Darmkrebsfrüherkennung nehmen hingegen weniger Männer als Frauen in Anspruch.
Aus den Daten geht allerdings nur zum Teil hervor, aus welchen Gründen Männer insgesamt seltener zur Krebsfrüherkennung gehen als Frauen. Eine mögliche Erklärung: Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren haben allein schon wegen ihrer Fragen zur Empfängnisverhütung, wegen einer Schwangerschaft oder der Nachbetreuung nach einer Geburt viel regelmäßigere Arztkontakte als Männer in diesem Alter.
Diskussion über den Nutzen: Früherkennung auf Prostatakrebs
Männer stehen beim Thema Krebsfrüherkennung zudem vor einem besonderen Problem: Eines der wichtigsten Angebote für sie ist nach wie vor nicht unumstritten: Ob die Früherkennung auf Prostatakrebs tatsächlich etwas nutzt, wird von Experten trotz großer Studien sehr unterschiedlich beurteilt.
Ab dem 45. Lebensjahre können Männer am gesetzlichen Früherkennungsprogramm für Prostatakrebs teilnehmen. Das bedeutet, dass die Krankenkasse die Kosten für die Tastuntersuchung der Prostata durch einen Urologen, Allgemeinmediziner oder hausärztlich tätigen Internisten einmal im Jahr übernimmt. Bei der Untersuchung tastet der Arzt die Prostata vom Enddarm aus nach Unregelmäßigkeiten ab. Stellt er etwas fest, kann das auf einen Tumor hinweisen, muss es aber nicht. Andererseits kann eine unauffällige Tastuntersuchung einen Tumor der Prostata nicht mit Sicherheit ausschließen. Kleine Tumoren und Tumoren, die nicht an den Enddarm angrenzen, kann der Arzt nicht ertasten.
Obwohl die Tastuntersuchung zum gesetzlichen Früherkennungsangebot in Deutschland zählt, ist ihr Nutzen zur Krebsfrüherkennung nach allgemeiner Einschätzung eher gering. Die Untersuchung selbst ist allerdings wenig aufwändig oder belastend, Risiken gibt es praktisch keine.
Einen anderen Weg, um Tumoren der Prostata frühzeitig zu entdecken, stellt der PSA-Test dar. Dabei wird die Konzentration des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut gemessen. Liegt ein Tumor der Prostata vor, ist der PSA-Wert in der Regel erhöht. Aber auch hier gilt: Das Testergebnis liefert keinen sicheren Beweis, ob ein Tumor vorliegt oder nicht – auch Entzündungen können den Wert in die Höhe treiben. Eine halbwegs sichere Aussage über das Vorliegen eines Tumors in der Prostata ermöglichen erst Gewebeproben, die bei Krebsverdacht entnommen werden. Bei der sogenannten Biopsie handelt es sich jedoch um einen invasiven Eingriff: Diesen möchte man gesunden Männern nach Möglichkeit ersparen.
Das wichtigste Argument, das Kritiker derzeit gegen den PSA-Test anführen, ist die Frage nach dem Nutzen: Noch steht nicht zweifelsfrei fest, ob Männer tatsächlich länger oder auch nur besser leben, wenn ihr Prostatakarzinom früh entdeckt wird. Das Interesse an einem PSA-Test ist trotzdem seit Jahren ungebrochen, nicht nur bei deutschen Männern: Verfechter der Untersuchung führen unter anderem an, dass Mann möglichst keine Chance verpassen möchte. Der PSA-Test ist bislang kein Teil des gesetzlichen Früherkennungsprogramms. Wer sich dafür entscheidet, muss die Kosten für die Untersuchung selbst übernehmen.
Eine informierte Entscheidung treffen
Die wichtigste Botschaft zum Weltmännertag 2016 lautet daher: Informieren Sie sich. Wer mehr über die eigene Gesundheit weiß, kann aktiver vorbeugen. Wer sich über Nutzen und Risiken der Krebsfrüherkennung informiert hat, kann guten Gewissens über die Teilnahme entscheiden.
Sie haben Fragen zur Krebsvorbeugung, zur Krebsfrüherkennung oder zu Krebs ganz allgemein?
Der Krebsinformationsdienst ist für Sie da. Sie erreichen uns täglich von 8-20 Uhr unter der Rufnummer 0800 – 420 30 40. Oder schreiben Sie uns eine E-Mail, dafür steht Ihnen unter krebsinformationsdienst@dkfz.de ein datensicheres Formular zur Verfügung.
Zum Weiterlesen
Der Krebsinformationsdienst bietet mehrere Informationsblätter zum Thema Krebsvorbeugung und -früherkennung an. Sie können im Bereich "Broschüren und Informationsblätter" als PDF heruntergeladen werden.
Weitere Informationen zu den Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung finden Interessierte unter "Früherkennung: Krebs und Krebsvorstufen rechtzeitig erkennen".
Mehr zu den verschiedenen Krebsrisikofaktoren bietet die Rubrik "Risiken vermeiden – Krebs vorbeugen".
Für Interessierte und Fachkreise
Altenhofen L et al. Projekt Wissenschaftliche Begleitung von Früherkennungs-Koloskopien in Deutschland Berichtszeitraum 2014. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, 2016
Jordan S, von der Lippe E. Angebote der Prävention – Wer nimmt teil? GBE kompakt 3 (5). Robert Koch-Institut Berlin, 2012
Robert Koch-Institut (Hrsg) Arztbesuch. Faktenblatt zu GEDA 2012: Ergebnisse der Studie "Gesundheit in Deutschland aktuell 2012". RKI, Berlin, 2014
Robert Koch-Institut (Hrsg) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gemeinsam getragen von RKI und Destatis. RKI, Berlin, 2015, online abrufbar unter http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesInDtld/gesundheit_in_deutschland_2015.html
Zusammenfassungen zu wichtigen Einzelthemen bietet das Robert-Koch-Institut auch auf seinen Internetseiten, unter www.rki.de, Stichwort "Gesundheitsmonitoring". Hier ein Beispiel: "Alkoholkonsum", www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/A/Alkoholkonsum/Inhalt/alkoholkonsum_inhalt.html.
Ausgewählte Quellen sowie Hinweise auf Fachliteratur und Studiendaten finden sich zudem bei den Texten des Krebsinformationsdienstes in der Rubrik "Krebsvorbeugung und Krebsfrüherkennung".