Schwarzkümmelöl bei Krebs: Was kann man sich erhoffen?

Frage des Monats

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Wer nach Schwarzkümmelöl googelt, findet vor allem eines: Shops, die ihre Produkte verkaufen wollen. Vertrauenswürdige und faktenbasierte Informationen findet man dagegen kaum. Wir fassen bisherige Erkenntnisse zusammen.

Ihre Frage an uns

"Mein Vater hat ein Lymphom – wohl ein diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom. Er schwört auf Schwarzkümmelöl und nimmt das jeden Abend. Was kann man sich davon erhoffen? Oder sollte man Bedenken haben? Kann es zum Beispiel Wechselwirkungen mit der Chemo geben?"*

Auf einer kleinen Holzschaufel liegen Schwarzkümmel-Samen und daruf eine einzelne Kapsel mit Schwarzkümmelöl.
Schwarzkümmelsamen sind als Lebensmittel erhältlich, können aber auch als Öl oder Kapseln verarbeitet sein.
Bild: © Santje09, iStock

Unsere Antwort

Sie haben nicht näher angegeben, wie Ihr Vater das Schwarzkümmelöl einnimmt: Als Lebensmittel, beispielsweise jeden Abend einen Teelöffel zu den Mahlzeiten? Oder als Nahrungsergänzungsmittel, etwa in Form von Kapseln mit hochkonzentriertem Extrakt?

Es spricht erstmal nichts dagegen, wenn Ihr Vater eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit Schwarzkümmel, etwa in Form von Speiseöl, ergänzt – vor allem, wenn es sich um ernährungstypische Mengen handelt.

Wichtig zu wissen

Nahrungsergänzungsmittel sind rechtlich betrachtet Lebensmittel und keine Arzneimittel – auch wenn sie von ihrer Aufmachung her oft so aussehen.

Nimmt er Schwarzkümmelöl hingegen als Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel in Kapselform, kann man das aus verschiedenen Gründen kritisch sehen:

  • Bei Nahrungsergänzungsmitteln wird nicht überprüft, was genau enthalten ist und ob es sich um qualitativ hochwertiges Schwarzkümmelöl handelt.
  • Es findet sich oft auch keine Verzehrempfehlung. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Anwendende sehr hohe Dosen einnehmen. Das kann gegebenenfalls Risiken bergen.
  • In hohen Dosen sind Wechselwirkungen mit Arzneimitteln oder Unverträglichkeiten nicht sicher auszuschließen.

Zur Frage, was man sich allgemein von Schwarzkümmelöl bei Krebs erhoffen kann: 

  • Eine Wirkung von Schwarzkümmelöl gegen Krebs beim Menschen ist nicht belegt. Bislang gibt es hierzu nur Ergebnisse aus der Grundlagenforschung. Solche Ergebnisse können nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden.
  • Es gibt wenige, kleine klinische Studien, die untersucht haben, ob Schwarzkümmel Beschwerden durch die Krebserkrankung oder Nebenwirkungen der Krebstherapie lindern kann. Aber auch hier reichen die Ergebnisse nicht aus, um eine sichere Aussage treffen zu können.

Im Folgenden haben wir Hintergrundinformationen zu unserer Antwort für Sie zusammengestellt.

Was ist Schwarzkümmel?

Der Schwarzkümmel heißt auf Lateinisch "Nigella sativa" und auf Deutsch auch "Echter Schwarzkümmel" oder "Saat-Schwarzkümmel". Er gehört zu den Hahnenfußgewächsen und ist weder mit Kümmel noch mit Kreuzkümmel verwandt. Im asiatischen Raum werden die Samen von Schwarzkümmel als Gewürz verwendet.

Schwarzkümmelöl wird eine Reihe von gesundheitsfördernden Wirkungen zugeschrieben – sicher belegt sind diese jedoch überwiegend nicht. So soll es zum Beispiel Schmerzen lindern, Entzündungen heilen, Bakterien bekämpfen, den Blutdruck senken, gegen Diabetes wirken und die Leber schützen. Auch eine Wirkung gegen Krankheiten wie Krebs wird ihm nachgesagt. Die Anbieter berufen sich dabei auf die jahrtausendelange Anwendung im Mittelmeerraum.

Tatsächlich enthält Schwarzkümmel wie andere Samen oder Pflanzen viele ätherische Öle, zum Beispiel Thymochinon. Diese wirken desinfizierend. Ist die Qualität gut, gilt Schwarzkümmelöl als gesundes Lebensmittel, da es auch fettlösliche Vitamine enthält.

Produkte mit Schwarzkümmelöl gibt es in Apotheken, Drogerien, Supermärkten und im Internet. Dabei handelt es sich in der Regel um Lebensmittel oder um Nahrungsergänzungsmittel, seltener auch um kosmetische Produkte. Meist werden Speiseöle, Kapseln mit Öl (pur oder als Mischung mit Speiseölen) sowie die Schwarzkümmelsamen selbst angeboten.

Was ist über die Wirkung von Schwarzkümmel bei Krebs bekannt?

Es gibt Veröffentlichungen aus dem Bereich der Grundlagenforschung über Schwarzkümmel in der Behandlung von Krebs. Die Forschung konzentriert sich dabei hauptsächlich auf Tests mit Schwarzkümmel-Extrakten an Zell- und Gewebekulturen sowie auf Tierversuche. Forschende testen vor allem den Hauptinhaltsstoff Thymochinon, ein ätherisches Öl.

Diese Experimente deuten darauf hin, dass Thymochinon verschiedene Wirkungen gegen Krebszellen hat. Bei Ratten führte Thymochinon dazu, dass Tumoren kleiner wurden. In Zelllinien verstärkte es die Wirkung bestimmter Chemotherapeutika.

Wichtig zu wissen

Es gibt keine Untersuchungen an Menschen, die eine Wirkung von Schwarzkümmel gegen Krebs belegen.

Korrektes Einordnen von Forschungsergebnissen ist wichtig: Unseriöse Anbieter von Schwarzkümmelöl-Produkten berufen sich auf solche Ergebnisse, um eine "bereits nachgewiesene Wirkung gegen Krebs" zu behaupten. Ergebnisse aus der Grundlagenforschung mit Pflanzenbestandteilen oder daraus gewonnen Wirkstoffen lassen jedoch keine Aussagen über eine Wirksamkeit von Schwarzkümmelöl beim Menschen zu. Dafür gibt folgende Gründe:

  • Konzentrierte Extrakte enthalten Wirkstoffe in viel höheren Mengen, als Menschen über das daraus gewonnene Öl zu sich nehmen können.
  • Schwarzkümmel besteht aus einer Mischung verschiedener Substanzen und wirkt daher anders als ein isolierter Inhaltsstoff.
  • Solche Versuche zeigen nicht, ob und in welcher Form ein Pflanzenwirkstoff den Tumor überhaupt erreichen würde, wenn ihn ein Krebspatient einnimmt.

Einige wenige klinische Studien am Menschen haben auch die Wirkung von Schwarzkümmel gegen Nebenwirkungen bei Krebs untersucht. Sie geben zwar Hinweise, dass Schwarzkümmel gegen einzelne, spezifische Beschwerden hilfreich sein könnte. Allerdings sind größere Studien erforderlich, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Fazit: Aussagen zu einer spezifischen Wirksamkeit von Schwarzkümmel gegen Krebs beim Menschen, zu einer möglichen Linderung von Begleiterscheinungen der Erkrankung oder Nebenwirkungen der Therapie sind durch Studienergebnisse in der aktuellen Fachliteratur nicht ausreichend belegt.

Gibt es Risiken beim Verzehr von Schwarzkümmelöl?

Schwarzkümmelöl gilt als gut verträglich. Im Rahmen einer gesunden Ernährung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Sehr selten können allergische Reaktionen auftreten.

Der Inhaltsstoff Thymochinon kann isoliert und in sehr hohen Dosen möglicherweise die Leber schädigen. Hierzu liegen jedoch keine Ergebnisse aus Studien am Menschen vor.

Wichtig zu wissen: Laut der Heilpflanzen-Datenbank des US-amerikanischen Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC) sind Wechselwirkungen von Schwarzkümmel mit Arzneimitteln theoretisch möglich. Diese können auch manche Krebsmedikamente betreffen. Ab welchen Mengen von Schwarzkümmel beziehungsweise Thymochinon sich dies tatsächlich auf die Therapie auswirkt, ist jedoch nicht untersucht.

Zum Weiterlesen

Informationsblatt "Komplementäre und alternative Krebsmedizin" (PDF)

Datenbankeintrag der Heilpflanzen-Datenbank des US-amerikanischen Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSKCC) zu Nigella sativa (auf Englisch)

*Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig. Die verwendete Frage ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.

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