Schutzimpfungen bei Krebs: Was ist mit RSV?

Nur für besonders gefährdete Erwachsene empfohlen

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RSV ist ein Virus, das die Atemwege befällt. Menschen mit hohem Risiko für schwere Verläufe sollten sich zum Schutz impfen lassen. Wir fassen zusammen, was die aktuelle Expertenempfehlung für Krebspatienten bedeutet.

Lexikon

Passive Impfung: Hierbei erhalten Personen fertige Antikörper, um sie schnell vor einen bestimmten Erreger zu schützen. Der Schutz hält aber nur kurzfristig an.

Aktive Impfung: Hierbei erhalten Personen Impfstoffe, die das eigene Immunsystem anregen einen langfristigen Schutz vor bestimmten Erregern aufzubauen.

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein häufiger Erreger während der Wintermonate. Eine Infektion mit dem Virus verläuft aber bei den meisten Menschen wie eine leichte Erkältung mit milden Husten, Schnupfen und eventuell etwas Fieber.

Bei manchen Personen kann es aber bei einer Infektion mit RSV auch zu stärkeren Symptomen bis hin zu einer Lungenentzündung oder Bronchitis kommen. Dann ist meist eine Behandlung im Krankenhaus nötig, um die Symptome zu lindern. 

RSV kann für folgende Personen gefährlich werden:  

  • Säuglinge und Ältere;
  • Erwachsene mit chronischen Vorerkrankungen, vor allem der Lunge oder des Herzens;
  • Menschen mit einer ausgeprägten Immunschwäche;
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen.

Bisher hatten Fachleute nur für Babys und Kleinkinder eine sogenannte passive Impfung gegen RSV empfohlen. Nun soll eine aktive Impfung gegen RSV auch Erwachsene vor starken Symptomen durch das Virus schützen. 

Diese neue Impfung sollen aber nach aktueller Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut nur Erwachsene erhalten, die besonders gefährdet sind. Dazu können auch Krebsbetroffene in bestimmten Erkrankungssituationen gehören.

Ausschnitt eines Arms, in den eine Spritze gestochen wird.
Bisher sollte eine RSV-Impfung Neugeborene und Kinder vor gefährlichen Atemwegserkrankungen durch das Virus schützen. Nun ist eine Impfung gegen RSV auch für Erwachsene möglich – Empfohlen ist sie aber nur für bestimmte Risikogruppen.
Bild: © freepik

Wichtig zu wissen für Krebspatienten: Nicht jede Krebserkrankung erhöht das Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei einer RSV-Infektion. Besonders gefährdet sind diejenigen, die schon älter sind oder eine schwere Immunschwäche haben. Das kommt beispielsweise bei einer Blut- oder Knochenmarkkrebserkrankung oder nach einer Stammzelltransplantation vor. 

Ich habe Krebs: Ist eine RSV-Impfung sinnvoll?

Immundefizienz bei Krebs

Eine stark eingeschränkte Immunabwehr kommt besonders häufig bei Blut- oder Knochenmarkkrebserkrankten vor. Dazu gehören zum Beispiel Patientinnen und Patienten mit Leukämie, Lymphom oder Multiplem Myelom. Für sie ist eine RSV-Schutzimpfung empfohlen.

Ob Sie sich als Krebspatientin oder Krebspatient gegen RSV impfen lassen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören Ihr Alter, Ihre Krebsart sowie der Schweregrad Ihrer Krebserkrankung.

Sind Sie bereits über 75 Jahre alt, dann wird eine Impfung für Sie empfohlen:

  • unabhängig von Ihrer Krebserkrankung oder anderen Faktoren.

Sind Sie zwischen 60 und 74 Jahre alt, dann wird eine Impfung für Sie nur empfohlen, wenn eine der folgenden Situationen auf Sie zutrifft:

  • Ihr Immunsystem ist aufgrund Ihrer Krebserkrankung oder Krebstherapie sehr stark geschwächt. Das erhöht Ihr Risiko für schwere, behandlungsbedürftige Symptome bei RSV-Infektion deutlich. 
  • Ihre Krebserkrankung oder Ihre Krebstherapie beeinträchtigt bestimmte Organe stark, vor allem die Atemwege, das Herzkreislaufsystem oder das Nervensystem. Auch das erhöht Ihr Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei RSV-Infektion.
  • Neben Ihrer Krebserkrankung haben Sie eine schwerwiegende Vorerkrankung, für die auch eine RSV-Schutzimpfung empfohlen ist. Dazu gehört zum Beispiel die Blutzuckerkrankheit Diabetes. 
  • Sie leben in einer Pflegeeinrichtung. Auch wenn Sie keine Krebserkrankung oder andere Risikofaktoren haben, wird dann die Impfung empfohlen.

Fragen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt, ob Ihre Erkrankungssituation das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei einer RSV-Infektion erhöht. Fachleute können dabei mögliche Risiken einer RSV-Schutzimpfung für Sie berücksichtigen und diese sorgfältig gegen den Nutzen für Sie persönlich abwägen.

Was ist mit jüngeren Krebskranken?

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) rät zu einer Schutzimpfung auch für Krebserkrankte mit starker Immunschwäche unter 60 Jahren (ab 18 Jahren). Sie beurteilen den Nutzen der RSV-Impfung auch für diese Personengruppe größer als die mit der Impfung einhergehenden Risiken für die Geimpften.

Wann und wie sollte man sich impfen lassen?

Das Robert Koch-Institut rät, sich im September oder Anfang Oktober gegen RSV impfen zu lassen. So kann sich der Impfschutz bei Geimpften optimal vor der aufkommenden RSV-Saison aufbauen.

Einmalige Impfung: Bei der neuen RSV-Impfung für über 75-Jährige und weitere gefährdete Erwachsene handelt es sich derzeit um eine einmalige Impfung. Die Impfstoffe sind von der STIKO sorgfältig geprüft worden. Sie gelten auch für Risikopatienten als hoch wirksam, sicher und gut verträglich.  

Impfung während der Krebstherapie? Bei den Impfstoffen handelt es sich um sogenannte "Totimpfstoffe“. Diese sind in der Regel auch für Patientinnen und Patienten unter einer laufenden Krebsbehandlung sicher. Betroffene sollten dennoch individuell abklären, ob eine RSV-Impfung für sie in dieser Zeit sinnvoll ist.

Nebenwirkungen bei RSV-Impfung?

Wie bei jeder Impfung gibt es auch bei der RSV-Schutzimpfung mögliche Risiken für die geimpfte Person. Die STIKO sieht den Nutzen der RSV-Schutzimpfung aber deutlich höher als das geringe Risiko für mögliche Nebenwirkungen. 

Bei Unsicherheit fragen Sie Ihren Arzt oder ihre Ärztin, ob eine RSV-Impfung für Sie möglich und sinnvoll ist. Diese können ihre persönliche Erkrankungssituation am besten abschätzen und Sie über den Nutzen und mögliche Risiken der Impfung aufklären.

Grippe und Corona: Welche Impfungen sind noch sinnvoll?

Bestimmte Personen sollten im Herbst auch ihre Impfung gegen Grippe (Influenza) und das Coronavirus auffrischen lassen. Denn anders als bei der RSV-Impfung handelt es sich hierbei um jährlich zu wiederholende Schutzimpfungen.

Wer sollte sich impfen lassen? Die Impfung gegen Grippe und Corona ist empfohlen, wenn Personen schwere Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit dem Grippe- oder Coronavirus befürchten müssen. Krebspatientinnen und Krebspatienten sollten ihre behandelnde Ärztin oder ihren behandelnden Arzt fragen, ob Sie zu den Risikopatienten gehören. Denn dann kann eine Schutzimpfung für sie auch dieses Jahr sinnvoll sein.

Zeitgleiche Impfung mit RSV

Eine Impfung gegen RSV ist zeitgleich mit der Grippeimpfung möglich. Anders sieht es bei der Corona-Impfung aus. Hierzu fehlt es an Daten. Daher sollte zwischen RSV- und Corona-Impfung mindestens 2 Wochen Sicherheitsabstand liegen.

Zum Weiterlesen

Antworten auf häufig gestellte Fragen um die neue Empfehlung zur RSV-Schutzimpfung bei Erwachsenen finden Sie beim Robert Koch-Institut. Hier finden Sie auch Aufklärungsinformationen zur RSV-Impfung in verschiedenen Sprachen.

Im sogenannten Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts finden Sie den offiziellen Beschluss zur Empfehlung der STIKO. In diesem Dokument können Sie die ausführliche wissenschaftliche Begründung für die RSV-Schutzimpfung nachlesen. 

Die Empfehlung zur RSV-Schutzimpfung bei jüngeren Krebserkrankten von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) finden sie auf der Webseite des DGHO

Der Infektionsradar des Bundes zeigt die aktuelle Gesamtsituation akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland ­– dazu gehören neben RSV auch die Grippe und Corona.

Weitere Informationen des Krebsinformationsdienstes zu Infektionen und Impfungen bei Krebs

Infektionen bei Krebs vorbeugen 

Krebs und Infektionen: Schutz durch Hygiene und Vorbeugung

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