Keine gesundheitlichen Vorteile durch Alkohol
Alkohol schützt aber auch nicht: Den häufig behaupteten Zusammenhang zwischen mäßigem Alkoholkonsum und Herzgesundheit bezweifeln die Forscher. Wie in früheren Studien zeigte sich zwar auch in der EPIC-Studie, dass die Wenigtrinker etwas seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen Erkrankungen starben als die Durchschnittsbevölkerung. Ihr Risiko lag sogar leicht unter dem der Abstinenzler. Diese Aussage galt allerdings nur für die Teilnehmer, die bei Studienbeginn gesund waren und auch in der Vergangenheit nicht mehr getrunken hatten.
Mit etwaigen positiven Wirkungen von Alkohol hat dies jedoch anscheinend nichts zu tun. Dies konnten die EPIC-Wissenschaftler zeigen, weil sie auch viele andere mögliche Einflussfaktoren berücksichtigen. Sie fanden zwei wichtige Erklärungen für die niedrigere Sterberate bei mäßigem Alkoholkonsum:
Unter den Nichttrinker litten viele bereits beim Studienbeginn an einer chronischen Erkrankung – ihr höheres Risiko für eine vorzeitigen Herztod lässt sich statistisch auch so vermutlich ausreichend erklären.
Und: Wer gesund genug ist, um überhaupt Alkohol zu vertragen, dann aber lebenslang nur wenig Alkohol trinkt, pflegt insgesamt meist einen deutlich gesünderen Lebensstil als der Durchschnitt oder gar die Vieltrinker.
Zum Weiterlesen
Welche Krebserkrankungen werden mit Alkohol in Verbindung gebracht? Dazu zählt keineswegs nur Leberkrebs, wie die meisten Menschen vermuten.
Auch das Risiko für andere Tumoren im Verdauungstrakt steigt, etwa für Krebs der Speiseröhre oder des Dickdarms. Selbst das Brustkrebsrisiko liegt höher, wenn eine Frau mehr trinkt. Weitere Hintergründe bietet der Text "Alkohol: Vom Genuss zur Gefahr".
Eine Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) vom 14.1.2014 bietet weitere Daten aus der EPIC-Studie, und die beteiligten Wissenschaftler erläutern, warum sie Alkohol nicht als die Ursache für eine verminderte Sterblichkeit bei mäßigen Trinkern sehen. Der Text ist abrufbar unter www.dife.de/de/index.php?request=/de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen.php.
Von dort aus führt auch ein Link zur Originalveröffentlichung. Sie ist in englischer Sprache erschienen und richtet sich an Fachkreise: Bergmann M. et al.: The association of pattern of lifetime alcohol use and cause of death in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) study. International Journal of Epidemiology, 2013; 42:1772–1790, doi:10.1093/ije/dyt154.