Kann der Stockholm 3 Test Prostatakrebs früher erkennen?

Frage des Monats

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In Schweden und Norwegen ist der Stockholm-3-Test fester Bestandteil bei der Früherkennung von Prostatakrebs. Was ist das für ein Test? Wie ist der Stellenwert in Deutschland? Wir ordnen die Datenlage zu diesem Test ein.

Ihre Frage an uns

"Ich gehe regelmäßig zur Prostatakrebs-Früherkennung. Kürzlich habe ich von dem Stockholm-3-Test gelesen. Er soll aggressiven Prostatakrebs früher nachweisen, als es mit den Untersuchungen in Deutschland möglich ist. Gibt es den Test auch in Deutschland? Und wo kann ich einen solchen Test machen lassen?"*

Halbkreis mit Farbverlauf von rot über orange zu grün und einer Nadel im grünen Bereich.
Der Stockholm 3 Test bewertet das Risiko eines Mannes, an Prostatakrebs zu erkranken. Das Testergebnis beschreibt das Risiko als gering, normal oder hoch.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Unsere Antwort

Auch wenn der Stockholm-3-Test in Schweden und Norwegen zur Früherkennung von Prostatakrebs bereits eingesetzt wird, hat er in Deutschland noch keinen Stellenwert in der gesetzlichen Krebsfrüherkennung. 

Warum ist das so? Bevor eine neue Untersuchung in die gesetzliche Früherkennung in Deutschland aufgenommen werden kann, muss ein langwieriger Prozess der Nutzen-Risiko-Abwägung auf Basis vorhandener Studienergebnisse stattfinden. Ausschlaggebend ist die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland regelt. Überwiegt der Nutzen der Untersuchung die möglichen Risiken, kann der G-BA grundsätzlich die Aufnahme des Verfahrens in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen beschließen. Bis eine neue Untersuchung schließlich Teil der gesetzlichen Früherkennung wird und die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten übernehmen, können also viele Jahre vergehen.

  • Wichtig zu wissen: Der Stockholm-3-Test wurde bislang nur im Rahmen von Studien untersucht, ein Bewertungsverfahren durch den G-BA findet bislang noch nicht statt.

 

Wichtig zu wissen

Der Stockholm 3 Test kostet etwa 400 Euro. Weil der Test nicht Teil der gesetzlichen Früherkennung ist, müssen Männer den Test selbst bezahlen.

Zu Ihrer Frage, ob und wo Sie den Test machen können: Prinzipiell kann man den Stockholm-3-Test bereits machen – allerdings nur auf eigene Kosten. In Deutschland bieten ihn vereinzelt Kliniken unter bestimmten Voraussetzungen an. So müssen Sie beispielsweise ein Alter von 45 bis 74 Jahren und einen PSA-Wert von mindestens 1,5 Nanogramm pro Milliliter haben. 

Im Folgenden haben wir Hintergrundinformationen zu unserer Antwort für Sie zusammengestellt. 

So funktioniert der Stockholm 3 Test

Der Stockholm-3-Test ist ein Bluttest. Wer den Test machen möchte, muss sich dafür also Blut abnehmen lassen. Die Blutprobe wird anschließen in einem Labor untersucht. Nach etwa 3 bis 4 Wochen erhalten Männer das Testergebnis.

Was untersucht der Test genau?

  • verschiedene Eiweiße: beispielsweise das Prostata-spezifische Antigen (PSA) aber auch andere Eiweiße, die Hinweise auf eine erbliche Krebserkrankung liefern können. 
  • genetische Marker: Das sind Veränderungen am Erbmaterial von Zellen, die das individuelle Risiko für Prostatakrebs verändern.

Um das Prostatakrebs-Risiko eines Mannes bewerten zu können, sind neben den Informationen aus dem Blut auch sogenannte klinische Daten nötig. Dazu gehören zum Beispiel persönliche Daten wie das Alter oder Informationen aus der eigenen Krankengeschichte wie etwa vorhandene Krebserkrankungen in der Familie. Aus all diesen Daten kann der Test-Algorithmus das individuelle Risiko für Prostatakrebs berechnen. 

Was bedeutet das Testergebnis? Das Ergebnis gibt an, ob ein Mann ein geringes, normales oder erhöhtes Risiko hat, an Prostatakrebs erkrankt zu sein. Der Test hilft außerdem dabei einzuschätzen wie hoch das Risiko für aggressiven Prostatakrebs ist. 

Je nachdem wie das Testergebnis ausfällt, gibt es zudem Empfehlungen für das weitere Vorgehen:

  • Bei niedrigem Risiko ist der nächste Test nach 6 Jahren vorgesehen.
  • Bei normalem Risiko sollen Männer den Test bereits nach 2 Jahren wiederholen.
  • Hat ein Mann ein hohes Risiko, sind weitere Untersuchungen zur Abklärung empfohlen, in der Regel eine MRT-Untersuchung und gegebenenfalls zusätzlich eine Gewebeentnahme (Biopsie).

Ausblick: Prostatakrebs-Früherkennung im Wandel

Fachleute sind sich zunehmend einig, dass sich die Früherkennung von Prostatakrebs zukünftig am individuellen Risiko eines Mannes orientieren sollte. 

Ein von vielen Fachleuten in Deutschland befürworteter Ansatz ist das sogenannte "risikoadaptierte PSA-Screening". Dabei wird zunächst bei Männern in jüngeren Jahren ein Basis-PSA-Wert gemessen. Mit diesem und weiteren Blutwerten sowie anhand weiterer Faktoren (wie zum Beispiel dem Alter oder einem familiären Krebsrisiko) können Urologen und Urologinnen das Prostatakrebsrisiko eines Mannes abschätzen. Darauf aufbauend können sie den zeitlichen Abstand von Kontrollen anpassen und entscheiden, ob Folgeuntersuchungen notwendig sind. Derzeit werden Ansätze für ein optimales Vorgehen beim risikoadaptierten PSA-Screening in Studien untersucht.

Der Stellenwert des Stockholm.3-Tests im Vergleich zum risikoadaptierten Screening ist derzeit unklar. Zwar werden die Ergebnisse der Studien zum Stockholm-3-Test als vielversprechend gewertet. Ob der Test aber beispielsweise die Prostatakrebs-Früherkennung in Deutschland ergänzen oder verbessern kann, muss noch in hochwertigen Studien geprüft werden, auch im Vergleich mit anderen Methoden der Risikoabschätzung. 

Zum Weiterlesen

Einen kurzen Überblick zur Früherkennung bei Prostatakrebs erhalten Sie in unserem gleichnamigen Informationsblatt (PDF). Ausführlichere Informationen finden Sie unter Prostatakrebs: Früherkennung und PSA-Test

Quellen und Links (Auswahl)

Grönberg, H., Adolfsson, J., Aly, M., Nordström, T., Wiklund, P., Brandberg, Y., Thompson, J., Wiklund, F., Lindberg, J., Clements, M., Egevad, L., & Eklund, M. (2015). Prostate cancer screening in men aged 50-69 years (STHLM3): a prospective population-based diagnostic study. The Lancet. Oncology, 16(16), 1667–1676. doi.org/10.1016/S1470-2045(15)00361-7.

*Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig. Die verwendete Frage ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.

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