Geschmacksstörungen bei Chemotherapie: Was tun?

Frage des Monats

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Viele Patientinnen und Patienten erleben durch eine Chemo Veränderungen ihres Geschmacksempfindens. Was Betroffene tun können, um mit solchen Geschmacksstörungen umzugehen, erläutern wir in unserer Frage des Monats.

Ihre Frage an uns

"Ich bekomme seit einiger Zeit eine Chemotherapie. Leider hat sich dadurch mein Geschmack verändert: Viele Dinge schmecken mir nicht mehr, und oft habe ich einen metallischen oder chemischen Nachgeschmack, der mir den Appetit verdirbt. Kann ich etwas dagegen tun?"*

Ein Mann bietet einer Frau am Frühstückstisch etwas zu essen an.
Geschmacksstörungen können dazu führen, dass Betroffene vieles nicht mehr mögen oder sogar den Appetit verlieren.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ; Foto: Tobias Schwerdt

Unsere Antwort

Geschmacksstörungen sind leider eine sehr häufige Nebenwirkung von Chemotherapien. Sie können auch zusammen mit anderen Beschwerden, wie zum Beispiel Mundtrockenheit auftreten. Wenn die Geschmacksstörungen nicht zu stark ausgeprägt sind, können Sie zunächst selbst einiges dagegen tun: Weiter unten finden Sie viele praktische Tipps, die Sie ausprobieren können.

Sprechen Sie aber auch mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie mit dem erfahrenen Pflegepersonal – insbesondere, wenn Geschmacksstörungen nicht weggehen oder Sie dadurch den Appetit verlieren. Dann kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein. Manchen Betroffenen kann auch eine Behandlung mit Medikamenten helfen.

Im Folgenden haben wir Hintergrundinformationen zu unserer Antwort und weitere Tipps für Sie zusammengestellt.

Mit Geschmacksstörungen umgehen: praktische Tipps

Einige Dinge können Sie zunächst selbst tun, um besser mit Geschmacksstörungen umzugehen.

  • Speichelfluss anregen: Wenn Sie Bonbons lutschen oder Kaugummis kauen, regt das den Speichelfluss an. Das kann helfen, den unangenehmen Geschmack zu vermindern.
  • Gewürze nutzen: Kräuter und Gewürze bringen einen eigenen Geschmack mit. Sie eignen sich daher gut, Gerichte anzupassen.
  • Auf eine gute Mundhygiene achten: Regelmäßige und sorgsame Mund- und Zahnpflege kann ebenfalls dazu beitragen, Geschmacksstörungen zu reduzieren.
  • Besteck wechseln: Stört vor allem der metallische Geschmack, kann es helfen, auf Metallbesteck zu verzichten. Stattdessen können Sie Alternativen aus Holz oder Plastik verwenden.
  • Mund spülen: Sie können vor dem Essen oder auch während des Essens ihren Mund beispielsweise mit Zitronenwasser oder Pfefferminztee spülen, um unangenehmen Geschmack zu neutralisieren.
  • Essen, was schmeckt: Probieren Sie aus, welche Lebensmittel Ihnen schmecken. Möglicherweise eignen sich Lebensmittel mit besonders intensivem oder saurem Geschmack dazu, den unangenehmen Geschmack zu verdrängen. Vielleicht funktionieren auch Gerichte, die Sie bisher nicht mochten oder noch nie probiert haben.

Wichtig zu wissen: Viele dieser Tipps beruhen auf praktischer Erfahrung und sind nicht umfangreich wissenschaftlich untersucht. Sie sollten daher immer auch mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten sprechen. Sie können helfen, die passenden Maßnahmen für Ihre individuelle Situation zu finden – insbesondere, wenn die Geschmacksstörungen länger anhalten.

Mangelernährung vermeiden

Sind Geschmacksstörungen über einen längeren Zeitraum stark ausgeprägt, können sie zu Appetitlosigkeit oder einseitiger Ernährung führen. Dann kann eine Ernährungsberatung helfen – denn wichtig ist, eine Mangelernährung zu verhindern. Mehr dazu erfahren Sie unter Ernährungsberatung und Ernährungstherapie bei Krebs.

Medikamentöse Behandlung möglich? Manchmal können auch Medikamente gegen Geschmacksstörungen helfen. Beispiel: Bei manchen Betroffenen mit Zinkmangel verbessert Zink das Geschmacksempfinden. Insgesamt ist die wissenschaftliche Lage hierzu aber nicht eindeutig.

Schränken die Geschmacksstörungen Sie sehr stark ein, kann möglicherweise auch ein örtlich betäubender Wirkstoff infrage kommen. Er kann die Geschmacksstörungen vorübergehend verringern.

Geschmacksstörungen: Häufige Nebenwirkung von Krebstherapien

Insgesamt treten Veränderungen des Geschmacks sehr häufig als eine Nebenwirkung von Krebstherapien auf. Wie viele Patientinnen und Patienten betroffen sind, lässt sich jedoch nicht eindeutig sagen – auch, da die Symptome nicht immer stark ausgeprägt sind. Forschende schätzen, dass nach einer Chemotherapie rund die Hälfte der Patientinnen und Patienten betroffen sein kann.

Wie lange dauern Geschmacksveränderungen an? Das ist individuell unterschiedlich: Geschmacksstörungen können nur kurzzeitig für wenige Stunden auftreten, aber auch mehrere Wochen oder Monate anhalten. Üblicherweise klingen sie nach dem Ende einer Therapie ab – manchmal jedoch erst längere Zeit danach.

Zum Weiterlesen

Viele praktische Tipps finden Betroffene außerdem auf der Seite "was-essen-bei-krebs.de" unter Was essen bei Geschmacksveränderungen.

Mehr Informationen zu verschiedenen Nebenwirkungen finden Sie auf unseren Seiten Chemotherapie-Medikamente: Wirkstoffe und Nebenwirkungen sowie Nebenwirkungen und Spätfolgen bei Krebs.

Quellen und Links (Auswahl)

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.: S2k-Leitlinie Riech- und Schmeckstörungen (Langfassung), 5.1, 2023, AWMF-Registernummer: 017/050 (Stand 05/2023, aufgerufen am 03.01.2025).

Hovan AJ, Williams PM, Stevenson-Moore P, Wahlin YB, Ohrn KE, Elting LS, Spijkervet FK, Brennan MT; Dysgeusia Section, Oral Care Study Group, Multinational Association of Supportive Care in Cancer (MASCC)/International Society of Oral Oncology (ISOO). A systematic review of dysgeusia induced by cancer therapies. Support Care Cancer. 2010 Aug;18(8):1081-7. doi: 10.1007/s00520-010-0902-1.

Mazzoleni B, Ferrari G, Savioni F, Gravante F, Lopane D, Dacomi A, Coldani C, Tomaiuolo G, Cattani D, Anastasi G, Mancin S. Non-pharmacological strategies to alleviate dysgeusia in patients undergoing chemotherapy: A systematic review. Eur J Oncol Nurs. 2024 Jun;70:102569. doi: 10.1016/j.ejon.2024.102569.

 

*Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig. Die verwendete Frage ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.

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