Rechenmodelle zur Risikobestimmung
Doch wie lässt sich das individuelle Brustkrebsrisiko einer Frau bestimmen? Für diese Vorhersage haben Wissenschaftler mathematische Modelle entwickelt. Die Modelle basieren in erster Linie auf Daten aus der Reproduktionsgeschichte: In welchem Alter fand die erste Regelblutung statt? Wann wurde das erste Kind geboren, wie viele Kinder waren es insgesamt? Wann sind die Wechseljahre eingetreten? Wurde hormonell verhütet oder eine Hormonersatztherapie eingenommen? Auch der Body Mass Index wird in die gängigen Modelle zur Risikobewertung einberechnet, ebenso die Anzahl der Krebsfälle bei direkten Angehörigen.
Annika Hüsing aus der Abteilung von Rudolf Kaaks konnte kürzlich zeigen, dass die Modelle noch genauer werden, wenn der Hormonspiegel einberechnet wird. Dies gilt zumindest für Frauen nach den Wechseljahren.
Für diese Arbeit nutzte die Wissenschaftlerin Blutproben von Teilnehmerinnen der EPIC-Studie – der großen europäischen Untersuchung zu Ernährung, Lebensstil und Krebs. Die in diesen Proben ermittelten Konzentrationen der Geschlechtshormone Östradiol und Testosteron flossen in das Modell mit ein und verbesserten die Vorhersagekraft erheblich. Mit dieser Arbeit konnten die DKFZ-Epidemiologen erstmals die Ergebnisse einer Studie aus Harvard bestätigen.
Die Vorhersage-Modelle sind nicht konzipiert für Frauen, bei denen eine Mutation der berühmten „Brustkrebsgene" BRCA1 und BRCA2 bekannt ist und die dadurch ein außerordentlich hohes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken.
Neben den BRCA-Mutationen gibt es aber im Erbgut jedes Menschen eine Vielzahl kleinster Genvarianten, die jede für sich nur einen minimalen Einfluss hat. Zusammengenommen können sie das Brustkrebsrisiko jedoch spürbar steigern. Wie groß dieser Einfluss ist, ermitteln Wissenschaftler derzeit in großen internationalen Forschungskonsortien, an denen auch die DKFZ-Epidemiologen um Kaaks beteiligt sind.
Diese genetischen Risikoprofile sollen als weitere biologische Marker in die Modelle mit einberechnet werden.
Daten ständig aktualisieren und anpassen
Wichtig ist außerdem, die Berechnungen an die jeweilige Bevölkerung anzupassen. Anne Hüsing ist dabei, die gebräuchlichen mathematischen Modelle, die auf Daten aus den USA beruhen, an deutsche Verhältnisse zu adaptieren: „Bei uns sind die Frauen älter, wenn sie ihr erstes Kind zur Welt bringen, und sie haben auch insgesamt weniger Kinder als Frauen in den USA. Außerdem wird die Verschreibung von Hormontherapien anders gehandhabt."
„Die Herausforderung ist nun, alle diese Berechnungen zusammenzuführen", sagt der DKFZ-Epidemiologe Rudolf Kaaks und ergänzt: „Screening-Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung betreffen Millionen von Menschen. Daher müssen wir beständig überprüfen, ob und wie sie sich weiter verbessern lassen."
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Diese Pressemitteilung wurde vom Deutschen Krebsforschungszentrum am 4.10.2017 veröffentlicht. Unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-49-Auf-dem-Weg-zur-personalisierten-Brustkrebs-Frueherkennung.php finden insbesondere Journalisten Quellen und Ansprechpartner.
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