Zu viele Fehler?
Ein Test, der zu häufig falschen Alarm schlägt oder zu viele Erkrankungen übersieht, lässt sich nicht sinnvoll zur Früherkennung einsetzen.
Viele Tests zeigen bei manchen Menschen Krebs an, obwohl der gar nicht vorliegt. Fachleute sprechen von "falsch-positiven" Testergebnissen. Andererseits erkennen die Tests manche Krebserkrankungen nicht, sind dann also "falsch-negativ". In Studien zeigt sich, dass vor allem frühe Krankheitsstadien häufiger übersehen werden – für die ein Bluttest aber eigentlich sinnvoll wäre, da bei vielen Betroffenen noch keine Symptome vorliegen.
In großen Studien müssen Forscher außerdem untersuchen: Funktioniert ein Test auch als Reihenuntersuchung (Screening) in der Bevölkerung? Hilft er tatsächlich, Todesfälle durch Krebs zu verhindern, die Überlebenszeit von Krebserkrankten zu verlängern oder ihre Lebensqualität zu verbessern? Ist er besser als bisherige Untersuchungsverfahren?
Für die bisher untersuchten Bluttests gilt: Es gibt keinen Test, der alle diese Prüfungen bestanden hat und sich daher nachgewiesenermaßen zur bevölkerungsweiten Früherkennung eignet.
Das Problem mit den Krebsmarkern
Warum ist es so schwierig, Krebs mit einem Bluttest zu erkennen? Ziel eines Bluttests ist es, geeignete Biomarker nachzuweisen, die früh auf Krebs hindeuten. Dazu gehören:
- Klassische Tumormarker: Das sind Eiweiße, die bei manchen Krebserkrankten vermehrt gebildet werden. Allerdings sind sie nicht bei allen Betroffenen erhöht und können auch bei anderen Erkrankungen ansteigen.
- Zirkulierende Tumorzellen: Bei manchen Krebspatienten finden sich Tumorzellen im Blut, die sich von ihrem Ursprungstumor abgelöst haben. Sie sind allerdings sehr selten und schwierig zu finden.
- Genetische Marker: Freies Erbmaterial aus Tumorzellen lässt sich ebenfalls im Blut von Patienten finden. Es kann auf krebstypische Veränderungen untersucht werden. Doch es gibt sehr viele unterschiedliche Veränderungen im Erbmaterial von Krebszellen. Sie unterscheiden sich nicht nur zwischen verschiedenen Tumorarten, sondern auch innerhalb einer Tumorart zwischen Betroffenen.
Fazit: Eine einzelne "krebstypische Veränderung" oder eine Kombination an möglichen Veränderungen im Blut zu finden, die zuverlässig genug Krebs anzeigt, ist äußerst schwierig – selbst, wenn mit dem Test nur eine spezielle Krebsart wie Darm- oder Brustkrebs nachgewiesen werden soll.
Wie weit ist die Forschung?
Einen für jeden anwendbaren Bluttest, der zuverlässig genug Krebs anzeigt, gibt es bisher nicht. Es werden jedoch bereits mehrere Bluttests in Studien untersucht. Andere sind noch in der Entwicklung und werden bisher nur im Labor geprüft.
Bluttest als IGeL
Manche Ärztinnen und Ärzte bieten Biomarkertests zur Krebsfrüherkennung als Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) an. Informieren Sie sich gut über Nutzen, Risiken, Folgen und Kosten, bevor Sie sich für oder gegen einen solchen Test entscheiden.
Es gibt jedoch andere Bereiche der Krebsmedizin, in denen Liquid Biopsy-Verfahren teilweise schon erfolgreich eingesetzt werden. Denn wenn eine Krebserkrankung bereits diagnostiziert ist, dann sind die für sie typischen Biomarker bekannt. Bluttests sind daher in dieser Situation leichter zu entwickeln als zur Früherkennung.
Liquid Biopsy-Verfahren wenden Ärzte zum Beispiel an:
- bei der Therapieplanung,
- um zu überprüfen, ob eine Krebserkrankung auf die Therapie anspricht oder
- um einen Rückfall frühzeitig zu erkennen.
Zum Weiterlesen
In welchen Bereichen der Krebsmedizin Biomarker heute bereits eingesetzt werden, erfahren Sie im Text Biomarker bei Krebs: Anwendung.
Beispiele für häufig genutzte Biomarker finden Sie unter Häufig verwendete Biomarker bei Krebs.
Mit welchen Methoden Biomarker untersucht werden, erläutert der Text Molekularbiologische Untersuchungen bei Krebs.
Mehr zum Stellenwert der Liquid Biopsy erfahren Sie auch im Informationsblatt Liquid Biopsy: Flüssige Biopsie (PDF).
Im Informationsblatt Krebsfrüherkennung: Individuelle Gesundheitsleistungen (PDF) gibt es nützliche Tipps für Betroffene, die sich für oder gegen eine IGeL entscheiden möchten.