Schmerzen belasten auch seelisch
Psychische Belastung, Schmerzen und körperliche Probleme stehen in enger Wechselwirkung: Viele Menschen nehmen Schmerz stärker wahr, wenn sie unter psychischem Druck stehen. Starke Schmerzen sind wiederum selbst ein nicht zu unterschätzender Auslöser psychischer Belastung. Die Autoren der aktuell gültigen Leitlinie zur psychoonkologischen Diagnostik, Beratung und Behandlung von Krebspatienten* betonen, dass es wichtig ist, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie empfehlen deshalb, Schmerzen durch möglichst frühzeitige medikamentöse Linderung und, falls notwendig, durch das Angebot psychoonkologischer Unterstützung zu behandeln.
Kurzfristige Beschwerden manchmal nicht zu vermeiden
Stellt die Schmerzbetäubung bei einer Untersuchung oder einem kleinen Eingriff ein größeres Risiko dar, als die eigentliche medizinische Maßnahme? Dann muss man als Patient manchmal eine gewisse Belastung wohl oder übel in Kauf nehmen. In solchen Situationen können Entspannungstechniken helfen. Viele Methoden lassen sich gezielt erlernen – in Kursen die zum Beispiel an Kliniken oder Krebsberatungsstellen angeboten werden.
Nach operativen Eingriffen kann es gerade in der ersten Phase zu Beschwerden kommen. Hier hat sich in den letzten Jahren allerdings viel getan: Akute Schmerzen im Wundbereich werden heute routinemäßig mit Schmerzmitteln behandelt.
Ein weiteres Problem können Haut- oder Schleimhautentzündungen sein, als Nebenwirkung einer Chemotherapie oder Strahlentherapie, oder ausgelöst durch zielgerichtete Arzneimittel. Auch in dieser Situation empfehlen Experten in einer aktuellen Leitlinie* eine gute Schmerzbehandlung.
Was man nicht unterschätzen sollte: Folgen eines längeren Aufenthalts im Krankenbett können auch Verspannungen, Rückenschmerzen und Schonhaltungen sein. Mögliche Gegenmaßnahmen sind noch im Krankenhaus vorsichtige körperliche Aktivität, zum Beispiel bei der Körperpflege, oder gezielte Physiotherapie.
Und wenn es doch Tumorschmerz ist?
Dank moderner Behandlungsverfahren können Schmerzen, die direkt durch den Tumor verursacht werden, bei acht bis neun von zehn Krebspatienten wirksam gelindert werden. Fachleute können zur Schmerztherapie auf eine große Bandbreite von Substanzen zurückgreifen, bis hin zu Mitteln, die in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.
Frühes Eingreifen bei Krebsschmerzen wichtig
Wichtig ist es, Schmerzen nicht erst dann zu behandeln, wenn sie unerträglich sind. Susanne Weg-Remers macht klar: "Bei Schmerzen die Zähne zusammenzubeißen und auf spontane Linderung zu hoffen, stellt für Krebspatienten keine Option dar."
Selbst wenn es um die Betreuung Schwerstkranker geht, zeigt eine weitere medizinische Leitlinie* Ärzten und allen an der Behandlung Beteiligten eine Vielzahl wirksamer Möglichkeiten auf.
Gegen Tumorschmerzen können Ärzte langfristig wirkende Medikamente verschreiben, bei denen der Wirkstoff nach und nach gleichmäßig freigesetzt wird. Weg-Remers: "Diese Medikamente halten einen gewissen Wirkstoffspiegel im Blut aufrecht, so dass soweit möglich keine stärkeren Schmerzen mehr auftreten. Wenn man solche Medikamente nach einem festen Zeitplan gleichmäßig einsetzt und nicht wartet, bis man es nicht mehr aushält, steigt auch die Lebensqualität". Sollten während einer solchen Behandlung dennoch Schmerzspitzen auftreten, so können zusätzlich kurzwirksame Schmerzmittel eingesetzt werden.
Weitere Informationen
Sie haben Fragen zu Schmerzen bei einer Krebserkrankung? Wir sind für Sie da. Sie erreichen uns telefonisch täglich von 8 bis 20 Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 -420 30 40. Sie können uns gerne auch eine E-Mail schreiben an krebsinformationsdienst@dkfz.de, der Link öffnet ein datensicheres Kontaktformular.
Quellen der Pressemeldung:
- *Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten, Langversion 1.1, 2014, AWMF-Registernummer: 032/051OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Psychoonkologie.59.0.html, (Zugriff am: 29.5.2017)
- *Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen - Langversion 1.1, 2017, AWMF Registernummer: 032/054OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Supportive-Therapie.95.0.html (Zugriff am 29.5.2017)
- *Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung, Langversion 1.1, 2015, AWMF-Registernummer: 128/001OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Palliativmedizin.80.0.html (Zugriff am: 26.5.2017)
Interessierte finden ausführliche Informationen in den Texten "Schmerztherapie bei Krebspatienten - Was sollte man über Tumorschmerzen wissen? Was lässt sich dagegen tun?".
Das kurz gefasste Informationsblatt "Krebsschmerzen wirksam behandeln" (PDF) steht ebenfalls zum Laden und Ausdrucken bereit.
Weitere Pressemitteilungen des Deutschen Krebsforschungszentrums finden Sie auch auf der Internetseite des DKFZ unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/index.php.