Noni gegen Krebs?

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Saft und Nahrungsergänzungsmittel mit Noni liegen im Trend. Anbieter preisen die gesundheitsfördernde Wirkung dieses neuartigen Lebensmittels ("Novel Food") an – sogar gegen Krebs soll es wirken. Was ist davon zu halten?

Ihre Frage an uns

"Bei einem Vortrag habe ich das erste Mal von Noni gehört. Der Saft soll sehr gesund sein und sogar gegen Krebs wirken. Es wurden verschiedene Erfahrungsberichte vorgestellt, aber ein bisschen skeptisch bin ich schon. Können Sie mir über die Wirksamkeit von Noni Auskunft geben? Gibt es Risiken?*

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"Bei einem Vortrag habe ich das erste Mal von Noni gehört. Der Saft soll sehr gesund sein und sogar gegen Krebs wirken. Es wurden verschiedene Erfahrungsberichte vorgestellt, aber ein bisschen skeptisch bin ich schon. Können Sie mir über die Wirksamkeit von Noni Auskunft geben? Gibt es Risiken?*

Ihre Skepsis ist tatsächlich nicht unberechtigt: Es ist bislang nicht belegt, dass Saft aus der Noni-Frucht oder andere Bestandteile der Noni-Pflanze beim Menschen Krebs heilen oder das Krebswachstum eindämmen können.

In Europa ist Noni-Saft als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln, Pulvern oder Pillen erhältlich. Seit 2003 darf Noni-Saft in der EU als "Novel Food" verkauft werden. Das bedeutet, dass die vom Gesetzgeber vorgeschriebene maximale Verzehrmenge von 40 ml Noni-Saft am Tag sicher ist. Besondere gesundheitliche Vorteile haben Novel-Food-Lebensmittel aber nicht notwendigerweise.

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Definitionen und rechtliche Hintergründe zu Novel Foods bietet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf seiner Website.

Noni wird im Internet oft als Heilmittel gegen Krankheiten wie Krebs, Allergien, Arthritis und mehr angepriesen. Diese Aussagen sind jedoch wissenschaftlich nicht bewiesen. Es gibt keine Belege, dass Noni-Saft gesünder als andere Fruchtsäfte ist. Auch die Behauptung, dass Noni-Saft viele Enzyme enthält, muss angezweifelt werden, da er bei der Herstellung pasteurisiert, also stark erhitzt wird: Das zerstört enthaltene Enzyme.

Was ist Noni?

Noni ist die Frucht des indischen Maulbeerbaums (Morinda citrifolia), der im Pazifik-Raum beheimatet ist. In der traditionellen Medizin Polynesiens und Südostasiens setzen Menschen Noni seit Jahrhunderten ein – zum Beispiel zur Wundheilung, bei Entzündungen und Infektionen.

Typisch für die Noni-Frucht ist ihr Geruch nach ranzigem Käse, weshalb sie in Australien den Namen "rotten cheese fruit" trägt, übersetzt "Gammel-Käsefrucht".

Was weiß man zu Noni bei Krebs?

Die Wirksamkeit von Noni gegen Krebs ist bisher nicht in klinischen Studien mit Menschen untersucht worden.

Einzelne Noni-Inhaltsstoffe und Noni-Saft haben Forschende im Rahmen der Grundlagenforschung untersucht: In vorklinischen Studien an Zellkulturen oder in Tierversuchen zeigte Noni oder seine Inhaltsstoffe eine stimulierende Wirkung auf das körpereigene Abwehrsystem. Daneben haben die Forschenden eine antioxidative sowie eine direkte Wirkung gegen Tumorzellen und die Gefäßneubildung beobachtet. In der Petrischale hat Noni das Wachstum von Brustkrebs-, Lungenkrebs- und Melanomzellen gehemmt.

Warum reichen Ergebnisse aus der Grundlagenforschung nicht als Beleg? Ergebnisse aus der Grundlagenforschung können nicht einfach auf den Menschen übertragen werden, denn sie unterliegen verschiedenen Einschränkungen:

  • Zellkulturversuche können beispielsweise manche für die Krebsentstehung wichtigen Faktoren nicht berücksichtigen, wie etwa den Einfluss des Immunsystems. Auch zeigen sie nicht, ob und in welcher Form ein Wirkstoff im menschlichen Körper den Tumor überhaupt erreichen würde.
  • Tierversuche können die Situation von Krebserkrankten ebenfalls nicht ausreichend genau abbilden. Versuchstiere unterscheiden sich vom Menschen in vieler Hinsicht. Beispielsweise haben sie einen anderen Stoffwechsel.

Das bedeutet: Um wirklich sicher aussagen zu können, ob eine Substanz wirksam gegen Krebs ist, muss sie auch an Krebspatientinnen und Krebspatienten untersucht werden. Das ist bei Noni bislang nicht geschehen.

Ist Noni schädlich?

Auch pflanzliche Produkte wie Noni-Saft sind nicht frei von Risiken.

Die europäische Lebensmittelbehörde (EFSA) hat die Sicherheit von 30 ml Noni-Saft am Tag untersucht und als sicher eingestuft. Trotzdem schließt die EFSA nicht aus, dass es Menschen gibt, die empfindlich auf Noni reagieren könnten:

  • Da Noni-Saft viel Kalium enthält, sollten einige Personen Noni vorsichtshalber meiden. Dazu gehören Patientinnen und Patienten, die eine Niereninsuffizienz haben oder Medikamente einnehmen, welche den Kaliumspiegel erhöhen.
  • Es gibt Hinweise, dass Noni-Saft in seltenen Fällen Leberschäden hervorrufen kann. Deshalb sollten insbesondere Personen mit gestörter Leberfunktion auf Noni verzichten.

Wechselwirkungen von Noni mit Arzneimitteln können nicht ausgeschlossen werden: Beispielsweise könnte Noni wegen seiner antioxidativen Wirkung die Wirksamkeit von Chemotherapie und Strahlentherapie beeinträchtigen. Noni hemmt außerdem ein Enzym, das in der Leber Arzneimittel verstoffwechselt, beispielsweise das Krebsmedikament Irinotecan. Das kann die Nebenwirkungen solcher Arzneimittel erhöhen.

Das Fazit für Sie

In den empfohlenen Mengen können Sie Noni-Saft trinken. Wunder sollten Sie sich davon jedoch nicht erhoffen. Es ist in jedem Fall ratsam, Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt davon zu unterrichten: Dann kann er oder sie ausschließen, dass gesundheitliche Gründe oder andere Arzneimittel gegen einen Verzehr von Noni sprechen.

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*Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig. Die verwendete Frage ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.

Informationen und weiterführende Quellen zu Noni finden Sie zum Beispiel auch

  • bei medizin-transparent: eine Website von Cochrane Österreich, die gesicherte (evidenzbasierte) Informationen in leicht verständlicher Sprache zu verschiedenen Gesundheitsbehauptungen veröffentlicht.
  • bei der Verbraucherzentrale: eine Website mit aktuellen, verlässlichen und unabhängigen Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher.
  • bei CAM-Cancer (englischsprachig): eine nicht-kommerzielle, unabhängige Website, die vom Norwegischen Nationalen Forschungszentrum für Komplementär- und Alternativmedizin (NAFKAM) betrieben wird.

Zum Weiterlesen beim Krebsinformationsdienst

Alternative und komplementäre Methoden in der Krebstherapie: Ein Überblick

Informationsblatt "Komplementäre und alternative Krebsmedizin" (PDF)

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