Aprikosenkerne gegen Krebs: Ein gefährlicher Mythos

Blausäurevergiftung möglich

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Bittere Aprikosenkerne sind nicht nur unwirksam gegen Krebs, sie können Verbraucher auch vergiften. Vor allem wenn man die Kerne im Internet kauft. Ein europäisches Schnellwarnsystem hat dies gerade erneut bestätigt.

"Googelt" man Aprikosenkerne gelangt man auf unzählige Online-Shops und Webseiten, die die vermeintlich harmlosen Kerne zum Verkauf anbieten – häufig sind sie als Nahrungsergänzungsmittel, manchmal als Snack und nicht selten als Saatgut deklariert.

Zum Verkaufsschlager wurden Aprikosenkerne nicht zuletzt wegen ihrer angeblich heilenden Wirkung bei Krebs. Tatsächlich gibt es aber keine Hinweise aus der Wissenschaft auf eine krebsheilende Wirkung. Dasselbe gilt für das chemisch verwandte Laetrile oder den Inhaltsstoff Amygdalin, das gerne mit dem Phantasienamen Vitamin B17 bezeichnet wird.

Auf einem weißen Teller liegen 2 Aprikosenhälften, eine davon mit dem Aprikosenkern, neben 2 ganze Aprikosen.
Auf einem weißen Teller liegen 2 Aprikosenhälften, eine davon mit dem Aprikosenkern, neben 2 ganze Aprikosen.
Bild: © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Wichtig zu wissen

Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für eine Anti-Krebs-Wirkung von Aprikosenkernen.

Dagegen sind schon lange Risiken bekannt: Weil sie die Gefahr einer Blausäure-Vergiftung bergen, hat die Europäische Union (EU) vor 3 Jahren einen Höchstgehalt für Blausäure in Aprikosenkernen festgelegt. Doch immer wieder überschreiten Produkte von Online-Händlern diesen Höchstwert. Das war das Ergebnis eines Berichtes aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF).

Das sind die Risiken

Europäisches Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel (RASFF)

Über das RASFF informieren sich die EU-Länder gegenseitig über mögliche gesundheitsgefährdende Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelkontaktmaterialien wie Verpackungen, Geschirr oder Besteck. Die entsprechenden Produkte können so schnellstmöglich vom Markt genommen werden. Detaillierte Informationen bietet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

Bittere Aprikosenkerne enthalten hohe Mengen Amygdalin: Das wird im Körper bereits beim Kauen und während der Verdauung zu Blausäure umgewandelt. Blausäure kann zu schweren Vergiftungen mit Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen bis hin zu Atemnot und Tod führen.

Allein im Jahr 2019 wurden 11 Produkte über das RASFF gemeldet, in denen bittere Aprikosenkerne mit deutlich zu hohen und stark gesundheitsschädlichen Menge an Blausäure enthalten waren. Mithilfe des europäischen Schnellwarnsystems konnten diese Produkte vom Markt entfernt werden.

Besonders brisant: Einige Händler weisen die Aprikosenkerne im Onlinehandel als Saatgut aus und versuchen dadurch, die lebensmittelrechtlichen Vorschriften zu umgehen. In einem konkreten Fall war dabei der zulässige Blausäurehöchstgehalt bis 90-fach überschritten worden.

Nicht mehr als 2 Kerne am Tag

Geringe Mengen Amygdalin kann der menschliche Körper selbst abbauen. Als gerade noch unbedenklich für Erwachsene bezüglich akuter Vergiftungen sehen Fachleute die Menge von 2 bitteren Aprikosenkernen pro Tag an.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät Verbrauchern deshalb, höchstens 2 bittere Aprikosenkerne pro Tag zu verzehren. Kinder, Schwangere und Stillende sollten gänzlich auf Aprikosenkerne verzichten.

Zum Weiterlesen

Pressemitteilung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vom 30.07.2020: Blausäure in Aprikosenkernen und Rotschimmelreis in Nahrungsergänzungsmitteln

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Zwei bittere Aprikosenkerne pro Tag sind für Erwachsene das Limit – Kinder sollten darauf verzichten (PDF). Aktualisierte Stellungnahme vom 7. April 2015. Aufgerufen am 05.08.2020

Eine aktuelle und allgemein verständliche Zusammenfassung zum Stand des Wissens (Evidenz) im Zusammenhang mit Aprikosenkernen bei Krebs bietet "medizin transparent", ein Service von Cochrane Österreich. Stand: 26. Juni 2020, aufgerufen am 05.08.2020.

Informationen des Krebsinformationsdienstes

Alternative und komplementäre Methoden in der Krebstherapie: Ein Überblick

Nahrungsergänzungsmittel: Große Versprechen, k(l)eine Wirkung?

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