Hodenkrebs: Ist ein Screening sinnvoll?

HTA-Bericht zu Nutzen und Risiken einer generellen Hodenkrebs-Früherk

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Ist es sinnvoll, jeden gesunden jungen Mann vorsorglich auf Hodenkrebs zu untersuchen? Warum Experten ein solches Screening nicht empfehlen, zeigt ein qualitätsgesicherter HTA-Bericht zur aktuellen Studienlage.

In einem kürzlich veröffentlichten HTA-Bericht untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Frage nach dem Nutzen eines Screenings auf Hodenkrebs.

HTA ist eine Abkürzung für "Health Technology Assessment": Sachverständige bewerten hier medizinische Verfahren und Technologien für die Patientenversorgung anhand der aktuellen Studienlage.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?

Lexikon

Screening (engl. "screen": Sieb): Organisierte Reihenuntersuchungen auf Krebsvorstadien und Krebsfrühstadien, an denen große Bevölkerungsgruppen regelmäßig teilnehmen können. Ein Beispiel: Screening auf Darmkrebs bei über 55-Jährigen.

Der HTA-Bericht zum Hodenkrebs-Screening hält fest: Nach derzeitiger Studienlage empfehlen die Experten keine regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen bei allen gesunden jungen Männern ab 16 Jahren. Weder durch ärztliche Tast- und Ultraschalluntersuchungen, noch durch eine Tasteigenuntersuchung der Hoden.

Dafür führen sie folgende Gründe an:

  • Hodenkrebs ist eine eher seltene Krebsform: Sie macht nur 1,6 % aller Krebserkrankungen beim Mann aus.
  • In den meisten Fällen kommen junge Männer von sich aus zum Arzt, weil sie bei der Selbstuntersuchung eine Schwellung am Hoden entdeckt haben: Dies trifft bei 85 % der Neuerkrankungen zu.
  • Bei Hodenkrebs bestehen gute Heilungschancen: Fast alle betroffenen Männer (etwa 95 %) überleben langfristig.

Das Screening hat Nachteile: Es müssten sich 200.000 Männer untersuchen lassen, um nur einen Todesfall durch Hodenkrebs zu verhindern. Demgegenüber stehen mögliche Schädigungen, etwa durch operative Eingriffe bei unklaren Testergebnissen, ohne dass sich hinterher ein Tumor nachweisen lässt. Fachleute sprechen hier von falsch-positiven Befunden.

Ein möglicher Krebsverdacht kann Betroffene zusätzlich stark belasten – selbst wenn sich das im Nachhinein als falscher Alarm entpuppt. Darüber hinaus sind Screening-Verfahren sehr aufwändig.

Auch die aktuelle S3-Leitlinie Hodenkrebs bestätigt: Ein generelles Screening ist nicht empfehlenswert, da es derzeit keine Studien gibt, die den Nutzen eines Screenings durch ärztliche Untersuchung, Ultraschall oder Abtastung ausreichend belegen.

Was ist, wenn spezifische Risikofaktoren vorliegen?

Liegen bei einem Mann bestimmte Risikofaktoren für Hodenkrebs vor, rät sowohl der HTA-Bericht als auch die S3-Leitlinie zur Früherkennungsuntersuchung beim Urologen oder bei der Urologin. Solche Risikofaktoren können beispielsweise Hodenhochstand, Hodenkrebs in der Familie oder Unfruchtbarkeit sein.

Und wie sieht es mit der Tasteigenuntersuchung aus?

Hier gibt es unterschiedliche Empfehlungen:

  • Laut HTA-Bericht hat die regelmäßige Selbstuntersuchung keine Vorteile – ist aber vermutlich auch nicht von Nachteil. Aber: Bemerkt ein Mann außer der Reihe Auffälligkeiten an seinen Hoden, sollte er sich zeitnah an seinen Arzt wenden.
  • Die Experten der S3-Leitlinie raten hingegen insbesondere jungen Männern, ihre Hoden regelmäßig selbst abzutasten. Ziel ist es, im Fall einer Krebserkrankung die Diagnose möglichst frühzeitig zu stellen: Dann sind die Heilungschancen am besten.

Wo bekommt man Hilfe zur Selbsthilfe?

Wenn Sie sich durch Abtasten Ihrer Hoden regelmäßig selbst untersuchen möchten, finden Sie eine Anleitung zur Selbstuntersuchung auf dem Urologenportal der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU). Zu Zahlen und Fakten rund um das Thema Hodenkrebs können Sie auf der DGU-Website hodencheck.de lesen.

Zum Weiterlesen

In der Pressemitteilung des IQWIG ThemenCheck Medizin: Weitere drei HTA-Berichte zu Bürgerfragen fertiggestellt sind die Ergebnisse zum Hodenkrebs-Screening zusammengefasst (03.07.2020).

Die S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens (Version 1.1, 2020) richtet sich an Ärzte und Ärztinnen. Sie gehört zum Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH).

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