Wie kann man sich schützen?
Die möglicherweise krebserregenden Anthranoide sind in der obersten Schicht der Blätter von Aloe-Pflanzen enthalten. Daher empfiehlt das BfR:
- Bei der Herstellung von Speisen und Getränken mit Aloe-Blättern sind die äußeren Blattschichten sorgfältig zu entfernen.
- Auf Säfte, Nahrungsergänzungsmittel und sonstige Lebensmittel auf der Basis von ganzen, ungeschälten Blättern der Aloe arborescens sollte man ganz verzichten.
Sind Kosmetika mit Aloe vera Gel auch betroffen?
Aloe gleich Aloe?
Es gibt über 400 Aloearten. Aloe-Produkte werden zumeist aus Echter Aloe (Aloe vera, Aloe barbardensis), Baumaloe (Aloe arborescens) und Kapaloe (Aloe ferox) hergestellt.
Einen weit größeren Anteil der Aloe-Produkte auf dem Markt machen jedoch Duschgel, Cremes oder weitere Kosmetika mit Aloe vera Gel aus. Sie enthalten in der Regel keine ganzen Blätter, sondern ein aus dem Mark der Blätter der Art Aloe barbardensis (Aloe vera) hergestelltes Gel: Es ist für seine feuchtigkeitsspendende und kühlende Wirkung bekannt. Enthält auch Aloe-Gel die möglicherweise krebserregenden Inhaltsstoffe? Die Anthranoide sind nur in der äußeren Blattschicht der verschiedenen Aloe-Arten enthalten. Lebensmittel und Kosmetika, die nur aus der innersten Blattschicht hergestelltes Gel enthalten, sind daher von der aktuellen Warnung des BfR nicht betroffen.
Was ist mit auf Aloe basierenden Abführmitteln?
Auf Aloe basierende Abführmittel haben eine lange Tradition in der Heilkunde. Allerdings werden sie ebenfalls aus dem Saft von ganzen, ungeschälten Blättern von Aloe-Pflanzen hergestellt. Das bedeutet: Auch sie enthalten je nach Zubereitungsform die möglicherweise krebserregenden Anthranoide als Wirkstoffe. Es gibt Studien, die den Zusammenhang zwischen Darmkrebs und der langfristigen Einnahme anthranoidhaltiger Abführmittel untersucht haben. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch uneinheitlich. Ob Aloe-haltige Abführmittel trotzdem gegen Verstopfung infrage kommen, sollte man auf jeden Fall mit den behandelnden Ärzten besprechen.
Gibt es ähnliche Beispiele für riskante Zubereitungen aus Pflanzen?
Ein aktuelles Beispiel hierfür sind frische Zubereitungen und Säfte aus Açaí-Beeren. Die Früchte der in Südamerika heimischen Açaí-Palme enthalten viele Antioxidantien - was sie eigentlich zu einem gesunden Obst macht. Sie werden daher zunehmend auch in Deutschland als "Superfood" beworben, das sogar gegen Krebs schützen soll. Angeboten werden allerdings nur selten die frischen Beeren: Meist handelt es sich um Extrakte oder Zubereitungen, die einen mehr oder weniger aufwändigen Herstellungs- und Konservierungsprozess durchlaufen haben.
Auffällig ist: dort wo viel frischer Açaí-Saft getrunken wird, zum Beispiel in Brasilien, kommt es jedes Jahr zu Ausbrüchen der sogenannten Chagas-Krankheit. Sie geht bei der Infektion mit grippeähnlichen Symptomen einher. Nach mehreren Jahren ohne Beschwerden können dann Schäden am Herz oder an Verdauungsorganen auftreten. Dank neuer Methoden konnten Forscher nun einen Zusammenhang herstellen: Säfte oder roher Fruchtbrei aus Açaí-Beeren können mit dem Erreger der Chagas-Krankheit, dem Parasiten Trypanosoma cruzi, verunreinigt sein. Dieser gelangt bei der Verarbeitung der frischen Beeren in den Saft.
Trinkt man, wie in Brasilien üblich, den unbehandelten und nicht pasteurisierten oder sterilisierten Saft, so kann man sich mit dem Erreger anstecken. In Deutschland sind rohe Beeren oder daraus zubereitete, aber frische Produkte dagegen kaum erhältlich.
Zum Weiterlesen
Die Stellungnahme „Nahrungsergänzungsmittel mit anthranoidhaltigen Aloe-Ganzblattzubereitungen bergen gesundheitliche Risiken" des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) kann unter www.bfr.bund.de/cm/343/nahrungsergaenzungsmittel-mit-anthranoidhaltigen-aloe-ganzblattzubereitungen-bergen-gesundheitliche-risiken.pdf heruntergeladen werden.
Die Monografie des Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) zu Extrakten aus ganzen Aloe vera (Aloe barbardensis) Blättern ist nur in englischer Sprache verfügbar, unter https://publications.iarc.fr/_publications/media/download/6702/7a0fee8b7c704bcd6b4b668c04034a75d8dcb90c.pdf (PDF).
Weitere Informationen zu Açaí-Früchten und Chagas Krankheit bietet zum Beispiel der Artikel „Superfood Açaí-Beere: Brasilianische Forscher warnen vor oraler Übertragung der Chagas-Krankheit" unter https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4906454.
Xavier SC, Roque AL, Bilac D, de Araújo VA, da Costa Neto SF, Lorosa ES, da Silva LF, Jansen AM. Distantiae transmission of Trypanosomacruzi: a new epidemiological feature of acute Chagas disease in Brazil. PLoSNegl Trop Dis. 2014 May 22;8(5):e2878. doi: 10.1371/journal.pntd.0002878. eCollection 2014 May.
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