Erkrankungsrisiko laut früherer Daten erhöht: "Elektrosmog" als Ursache unwahrscheinlich
Die erneute und erweiterte Auswertung zeigte: Das Risiko, an einer Leukämie zu erkranken, hat für Kinder, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen aufwuchsen, im untersuchten Zeitraum von 1962 bis 2008 abgenommen. Zwar ließ sich bis in die 1970er und 1980er Jahre rein rechnerisch ein höheres Risiko finden. Es blieb von vornherein beschränkt auf Kinder, die weniger als 600 Meter von den Stromleitungen entfernt lebten.
Doch betrachtet man den gesamten Zeitraum, der inzwischen erfasst ist, lässt sich kein erhöhtes Erkrankungsrisiko feststellen. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Es ist unwahrscheinlich, dass elektromagnetische Felder nahe der Hochspannungsleitungen – kurz "Elektrosmog" – zu einem erhöhten Leukämierisiko für Kinder führen.
Wie aber lassen sich die früheren Daten erklären? Auch wenn das Erkrankungsrisiko in der Nähe von Überlandleitungen mit geringerer Spannung (132 Kilovolt statt 275 oder 400 Kilovolt) statistisch gesehen geringer zu sein schien, hat sich doch die Feldstärke – also die "Elektrosmogbelastung" nahe der einzelnen Leitungen – im Laufe der Jahrzehnte nicht geändert.
Zufälle oder einen bisher übersehenen Fehler mögen die Wissenschaftler zwar nicht ganz ausschließen. Sie halten jedoch eine andere Erklärung für wahrscheinlicher: In den verschiedenen Jahrzehnten haben möglicherweise unterschiedliche Bevölkerungsgruppen in der Nähe zu den Stromleitungen gelebt, unter verschiedenen sozioökonomischen Bedingungen und mit unterschiedlich hohem Leukämierisiko. Dieses kann unter anderem durch genetisch bedingte Erkrankungen beeinflusst werden.
Zum Weiterlesen
Die Ergebnisse der Studie wurden in englischer Sprache in der Fachzeitschrift "British Journal of Cancer" (BJC) veröffentlicht. Bunch K J, Keegan T J, Swanson J, Vincent T J and Murphy M F G. Residential distance at birth from overhead high-voltage powerlines: childhood cancer risk in Britain 1962–2008. British Journal of Cancer, 2014; doi: 10.1038/bjc.2014.15.
Ihre frühere Studie war im "British Medical Journal" veröffentlicht worden. Draper G, Vincent T, Kroll ME, Swanson J. Childhood cancer in relation to distance from high voltage power lines in England and Wales: a case-control study. British Medical Journal, 2005; 330(7503): 1290–1294.
Mehr zu den Risiken durch elektromagnetische Felder durch Hochspannungsleitungen, Stromerzeuger und andere Quellen hat der Krebsinformationsdienst im Text "Elektrosmog" zusammengetragen.
Welche Risikofaktoren werden als Auslöser einer Leukämieerkrankung bei Erwachsenen diskutiert? Mehr dazu im Text "Leukämien".
Welche Anlaufstellen informieren in Deutschland zu Leukämien bei Kindern? Eine Übersicht und Linktipps finden Interessierte im Text "Krebs bei Kindern".