HPV-Impfung und Schutz vor Krebs

Der Krebsprävention eine Chance geben: Harald zur Hausen ruft dazu au

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"We can. I can." - das Motto des Weltkrebstags am 4. Februar erinnert daran: Jeder kann dazu beitragen, sein persönliches Krebsrisiko zu senken, etwa durch einen gesunden Lebensstil und durch die Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen.
Eine weitere Möglichkeit, sich vor Krebs zu schützen, ist die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV). In Deutschland wird die HPV-Impfung für Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Der kürzlich erschienene Impfreport des Robert Koch-Instituts zeigt jedoch, dass hierzulande gerade mal 29 Prozent der 15-jährigen Mädchen den vollen Impfschutz haben.

Harald zur Hausen hat den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs entdeckt und schuf mit seiner Forschung die Grundlage zur Entwicklung des HPV-Impfstoffs. Dafür wurde er 2008 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Der langjährige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums appelliert an alle Deutschen, diese vielversprechende Möglichkeit der Krebsprävention intensiver zu nutzen.

Herr zur Hausen, in Deutschland ist nur etwa ein Drittel der Mädchen gegen HPV geimpft. Woran könnte das liegen?

Nobelpreisträger Harald zur Hausen © Deutsches Krebsforschungszentrum
Nobelpreisträger Harald zur Hausen
Bild: Deutsches Krebsforschungszentrum

Zur Hausen: Ein sehr trauriges Ergebnis! Die Hauptursache dafür ist sicherlich, dass Ärzte, medizinisches Personal und Gesundheitspolitiker, aber auch die Kinder und ihre Lehrer und Eltern nicht genügend über die sehr hohe Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung informiert sind. So beobachten wir bei den Geimpften einen nahezu hundertprozentigen Schutz vor Infektion mit HPV 16 und 18, den häufigsten Krebserregern unter den Papillomviren. Bei anderen Impfungen, etwa gegen Hepatitisviren, kommt es dagegen in etwa fünf Prozent der Fälle zu Impfversagern.

Auf der anderen Seite ist die Impfung sehr sicher: Es ist nur eine Nebenwirkung auf etwa eine Million Impfdosen dokumentiert. Und dabei handelt es sich meist nicht um bedrohliche Symptome.

Gibt es bereits Zahlen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs?

Weil es nach einer HPV-Infektion schätzungsweise 15 bis 30 Jahre dauert, bis eine Krebserkrankung festgestellt wird, ist es derzeit noch zu früh für statistisch gesicherte Aussagen zum Rückgang von Gebärmutterhalskrebs unter den Geimpften. Aber der signifikante Rückgang von Krebsvorstufen, aus denen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs entsteht, spricht eine deutliche Sprache

Sie sind ein Wegbereiter der HPV-Impfung. Wie ist es für sie persönlich, wenn Sie von den niedrigen Impfquoten hierzulande lesen?

Ich muss wirklich sagen, das ärgert mich. Was mich noch mehr ärgert als die Verweigerung der Impfung durch Eltern und Kinder, ist die immer wieder beobachtete Ignoranz einiger Mediziner, die sich nicht hinreichend informiert haben. Man muss mal ganz dramatisch darauf hinweisen, was es bedeutet, die Impfung auszulassen: Heute erkranken etwa 6000 Frauen an Gebärmutterhalskrebs und ungefähr 2500 von ihnen sterben daran. Man kann also eine einfache Rechnung anstellen, wie es sich später auswirkt, wenn über die Hälfte der Mädchen nicht geimpft sind.

Wie könnte man den Impfschutz in Deutschland verbessern?

Neben einer kontinuierlichen Aufklärung halte ich Impfprogramme in Schulen für sinnvoll. Das machen uns beispielsweise die Briten und Australier vor, dort erreichen die Impfraten über 80 Prozent. Gerade wurde in Hessen ein Modellversuch gestartet, um zu erproben, ob das auch eine Option für Deutschland ist.
 
Am meisten könnten wir meiner Meinung nach erreichen, wenn auch bei uns die Jungs geimpft würden. Das ist eine geradezu zwingende Forderung, denn in nahezu allen Kulturen haben die jungen Männer mehr Sexualpartner als Frauen der gleichen Altersgruppe und sind damit die wichtigsten Verbreiter der Infektion. Ganz plakativ gesagt: Würden wir nur die Jungs impfen, würden wir wahrscheinlich mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhüten als mit der ausschließlichen Impfung der Mädchen!

Gibt es auch gute Nachrichten?

Mit den heutigen Impfstoffen gegen HPV16 und 18 lässt sich das Auftreten von Gebärmutterhalskrebs voraussichtlich um 70 Prozent reduzieren, wahrscheinlich sogar um 80 Prozent wegen der Kreuzimmunität. Ein Impfstoff, der gegen neun verschiedene krebserregende HPV-Typen gerichtet ist, wird derzeit klinisch erprobt und könnte vermutlich gegen mehr als 90 Prozent der Krebsfälle schützen. Ein anderes Unternehmen entwickelt sogar einen Impfstoff, der eine Komponente der Virushülle beinhaltet, die in fast allen HPV-Typen vorkommt und damit neben dem Krebsschutz auch Schutz vor vielerlei Warzen verspricht.

Zum Weiterlesen

Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat das Interview mit Harald zur Hausen auch als Pressemitteilung veröffentlicht:

Unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/dkfz-pm-16-04-Mehr-Impfen-Appell-des-Nobelpreistraegers-Harald-zur-Hausen-zum-Weltkrebstag.php steht sein Appell zusammen mit weiterem Bildmaterial zur Verfügung. Dort sind auch Ansprechpartner für Anfragen von Journalisten aufgeführt.

Wir beantworten Ihre Fragen

Sie möchten sich über das Krebsrisiko durch humane Papillomviren informieren? Sie wollen wissen, wie die Impfung genau funktioniert? Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums steht Ihnen unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 - 420 30 40 zur Verfügung, täglich von 8.00 bis 20.00 Uhr, oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de (Kontaktformular).

Linktipp

Mehr zum Krebsrisiko, den Ansteckungswegen und der Impfung gegen HPV lesen Sie auf unseren Internetseiten unter "Humane Papillomviren und Krebs".

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